Panorama

Präsident Aquino spricht von 2000 bis 2500 Toten Philippinen korrigieren Opferzahl nach unten

Flugzeuge der philippinischen Armee sind pausenlos im Einsatz, um die Überlebenden mit dem Nötigsten zu versorgen.

Flugzeuge der philippinischen Armee sind pausenlos im Einsatz, um die Überlebenden mit dem Nötigsten zu versorgen.

(Foto: AP)

Die Lage im völlig zerstörten Tacloban spitzt sich am vierten Tag nach dem verheerenden Super-Taifun "Haiyan" weiter zu, den Überlebenden fehlt es am Nötigsten. Doch es gibt auch gute Nachrichten: Langsam nehmen die Hilfslieferungen an Fahrt auf.

Die Philippinen haben vier Tage nach dem Super-Taifun "Haiyan" die Zahl der Toten deutlich nach unten korrigiert. Präsident Benigno Aquino sprach in einem CNN-Interview von 2000 bis 2500 Opfern. Zwar sei noch mit weiteren Toten zu rechnen. Die ursprünglich von den Behörden genannte Schätzung von 10.000 Opfern sei aber wegen des emotionalen Ausnahmezustands zu hoch gewesen.

Bislang haben Helfer 1833 Leichen geborgen. Der Behörde für Katastrophenschutz zufolge wurden 2623 Personen verletzt. Viele Menschen wurden allerdings noch vermisst. Die katastrophale Versorgungslage der Taifun-Opfer auf den Philippinen forderte zusätzliche Menschenleben. Beim Sturm auf ein Reislager auf der verwüsteten Insel Leyte seien acht Menschen von einer einstürzenden Mauer erschlagen worden, sagte ein Sprecher der nationalen Nahrungsmittelbehörde.

Derweil lief die internationale Hilfe für die Überlebenden in dem Katastrophegebiet immer stärker an. Die USA entsandten den Flugzeugträger "George Washington" und vier weitere Schiffe. Auch Großbritannien schickte ein Schiff der Marine und ein Transportflugzeug. Zahlreiche Hilfsorganisationen sind im Einsatz, auch um den Ausbruch von Seuchen zu verhindern.

"Haiyan" war am Freitag mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 380 Kilometern pro Stunde über die Philippinen gepeitscht. Er
gilt damit als der schwerste Taifun, der jemals auf Land traf. Auch am Dienstag waren noch weite Landstriche unzugänglich, so dass es weiter keinen Überblick über das ganze Ausmaß der Katastrophe gab. Wegen der schweren Zerstörungen kamen die Hilfsgüter nur langsam bei den Überlebenden an.

Angesichts der verzweifelten Lage der Menschen in den von der Außenwelt abgeschnittenen Gebieten werden die Rettungs- und Hilfseinsätze immer mehr zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Die "George Washington" mit rund 5000 Marinesoldaten und mehr als 80 Flugzeugen an Bord nahm von Hongkong aus Kurs auf den Inselstaat. Das Schiff könnte von dem Taifun zerstörte Flughäfen teilweise ersetzen und hat eine große Anlage zur Aufbereitung von Trinkwasser an Bord.

Schlechtes Wetter erschwert die Rettung

"Wir fahren so schnell wir können", sagte ein Offizier des Marine-Konvois. Das Wetter sei aber sehr schlecht. Hohe Wellen und starker Wind drosselten das Tempo. In zwei bis drei Tagen könnten die Schiffe vor Ort sein. Auch Deutschland stockte seine Hilfe um eine Million Euro auf. THW-Experten bereiteten den Einsatz zweier Trinkwasseraufbereitungsanlagen vor.

In dem Katastrophengebiet war die Lage weiter unübersichtlich. Hunderte Städte und Dörfer lägen in der Schneise der Verwüstung des Taifuns, sagte die Hilfskoordinatorin Natasha Reyes von Ärzte ohne Grenzen. "Niemand weiß, wie es in diesen ländlichen und entlegenen Gebieten aussieht, und es wird noch einige Zeit dauern, bis wir das volle Ausmaß kennen." Nach Schätzungen der Vereinten Nationen haben etwa 660.000 Menschen ihre Häuser verloren oder sind vor den bis weit ins Landesinnere vorgedrungenen Wassermassen geflohen.

In den am schwersten betroffenen Landstrichen warten immer noch Tausende Menschen auf Hilfe. Seit Tagen müssen sie ohne Lebensmittel, Wasser und medizinische Versorgung auskommen. Neue Regenfälle erschweren zusätzlich die Lage. Zahlreiche Straßen und Brücken sind zerstört oder blockiert. Es fehlt zudem an Gerät und Fahrzeugen, um die aus aller Welt eintreffenden Hilfsgüter in die Katastrophengebiete bringen zu können.

Auf dem schwer beschädigten Flughafen von Tacloban spielten sich Szenen wie aus einem Endzeit-Film ab. Überlebende versuchten, die Rollbahn zu stürmen. Soldaten drängten jedoch bei anhaltendem Regen die Verzweifelten - darunter viele Familien mit kleinen Kindern - ab, die versuchten, einen Platz auf den Hilfsflügen zu ergattern.

In der völlig zerstörten Stadt selbst blieb die Lage chaotisch. Die Behörden sprachen zwar von einer Stabilisierung. So würden inzwischen bis zu 50.000 Lebensmittelpakete pro Tag verteilt. Viele Plätze waren aber weiter mit Leichen übersät. Die Verwaltung in der einmal 220.000 Einwohner zählenden Stadt liegt darnieder. Nur 20 der 293 Polizisten der Stadt erschienen zur Arbeit. Die Armee schickte Soldaten, um Plünderer zu stoppen.

Quelle: ntv.de, rts/dpa

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