Panorama

Rettung nach vier Monaten im Gebirge Polizei findet vermissten Wanderer

Sein Vorrat an Zucker und Rosinen, sowie Lebensmittel aus Schutzhütten retteten Gómez das Leben.

Sein Vorrat an Zucker und Rosinen, sowie Lebensmittel aus Schutzhütten retteten Gómez das Leben.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ein Wanderer kommt in den Anden vom Weg ab und bleibt fortan den gesamten Winter verschollen. Seine unverhoffte Rettung gleicht einem Wunder: Nicht nur überlebt der Mann mehrere Schneestürme - auch sein Gesundheitszustand verblüfft die Retter.

Ein seit vier Monaten vermisster Wanderer ist lebend auf rund 3000 Meter Höhe in den Anden entdeckt worden. Der 58-Jährige aus Uruguay hatte versucht, von Chile nach Argentinien zu gelangen. Er verlor aber anscheinend bei zwei Schneestürmen die Orientierung. Die Besatzung eines argentinischen Hubschraubers fand ihn zufällig am Sonntag in der Berghütte Ingeniero Sardina in der Provinz San Juan, wie die Zeitung "Clarín" berichtete.

Der Besatzung des Hubschraubers der lokalen Wasserwerke, die sich auf einem Beobachtungsflug der Schneemengen befand, fiel auf, dass die Türen der Berghütte offen waren. "Er saß auf dem Boden, wach, aber sehr schwach", erklärte einer der Piloten der Zeitung "Lucío Mercado". Er habe unter Tränen kaum lächeln können und musste bis zum Hubschrauber getragen werden.

Der Mann war am 11. Mai von der chilenischen Ortschaft Petorca aus gestartet. Er hatte seine Familie gebeten, ihn als vermisst zu melden, falls er eine Woche später nicht auf der argentinischen Seite ankommt. Die polizeiliche Anzeige wurde erst Ende Juni in Argentinien empfangen. Eine Suchaktion blieb damals erfolglos.

Zu Fuß nach Motorradpanne

Der Uruguayer wurde in ein Krankenhaus in der Stadt San Juan, 1000 Kilometer westlich von Buenos Aires, gebracht. Er hatte 20 Kilo abgenommen und war stark ausgetrocknet, befand sich aber sonst in allgemein gutem Gesundheitszustand, erklärten die Ärzte. Das Eis- und Schneewasser im Hochgebirge ist sehr mineralarm und wird deshalb vom Körper kaum gehalten.

Der Wanderer, der in seiner Heimatstadt Bella Unión als Klempner arbeitet, hatte die Anden westwärts nach Chile auf seinem Motorrad gekreuzt. Auf der Rückfahrt beschloss er nach einer Motorpanne, zu Fuß weiterzugehen. Er verfolgte eine Spur, die im Sommer auf bis zu 4500 Meter Höhe für Anden-Kreuzungen zu Pferd benutzt wird. Der starke Schneefall verdeckte aber den Pfad, weshalb sich der Mann stark nordwärts verirrte. Die Bergpässe der Anden werden während der Wintersaison ab 30. April geschlossen.

Lebensmittel in Hütten

Er überlebte nach eigenen Angaben dank der knappen Lebensmittel, die in den im Winter verlassenen Berghütten der Bergsteiger hinterlassen werden. Auch jagte er Bergmäuse und verzehrte das wenige Gras, das er auf dem Weg fand. In Ingeniero Sardina gab er dann die Wanderung auf und wartete auf das Wunder, das sich am Sonntag ereignete.

Die Tochter des Mannes wies chilenische Medienmeldungen zurück, nach denen ihr Vater wegen einer gerichtlichen Untersuchung eines mutmaßlichen Sexualverbrechens aus Chile übereilt geflüchtet sei.

Im südlichen Winter 1972 hatten 16 Uruguayer 72 Tage in den Anden nach dem Absturz ihres Flugzeugs überlebt. Um dem Hungertod zu entgehen, hatten sie Fleischstücke ihrer 29 umgekommenen Reisegefährten verzehren müssen. Der Fall des "Andenwunders" wurde später verfilmt.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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