Tragischer und rätselhafter Fall Bögerl Polizei hofft auf Kommissar Zufall
14.02.2014, 12:58 Uhr
Maria Bögerl, zweifache Mutter und Ehefrau des Heidenheimer Sparkassenchefs, wurde am 12. Mai 2010 aus ihrem Haus entführt und ermordet. Seitdem gibt es keinen wirklichen Ermittlungserfolg. Nun setzen die Ermittler auf einen Massengentest.
Dreieinhalb Jahre nach dem Mord an Maria Bögerl unternimmt die Polizei im württembergischen Heidenheim einen neuen Anlauf, um den Täter zu ermitteln. Mehr als 3000 Männer, die zur Tatzeit zwischen 18 und 65 Jahren alt waren und in der Gesamtgemeinde Neresheim im Ostalbkreis wohnten, werden bei einem Massengentest um eine freiwillige Speichelprobe gebeten. Im Januar hatte das Amtsgericht Ellwangen die DNA-Reihenuntersuchung angeordnet, um die sich die Ermittler schon seit längerem bemüht hatten. "Aufgrund der weiteren Ermittlungen konnte der infrage kommende Personenkreis bestimmt werden", sagte damals der Sprecher der Staatsanwaltschaft.
Ihren Stützpunkt hat die Polizei in der Härtsfeldschule in Neresheim eingerichtet, wo am Freitag von 14 Uhr bis 20.00 Uhr und am Samstag und Sonntag zwischen 8 Uhr und 20 Uhr die Proben genommen werden. Die Polizei bittet darum, einen Personalausweis oder Reisepass mitzubringen.
Von den DNA-Proben erhoffen sich die Ermittler, die Mörder der Ehefrau des ehemaligen Heidenheimer Sparkassenchefs zu fassen. Zwar haben Polizei und Staatsanwaltschaft bereits rund 10.000 Hinweise bekommen, die entscheidenden waren aber noch nicht dabei. Im Zuge der bisherigen Ermittlungen haben bereits 3000 Männer freiwillig eine Speichelprobe abgegeben.
Missglückte Entführung?
Die 54-jährige Frau des Heidenheimer Sparkassendirektors Thomas Bögerl war am 12. Mai 2010 aus dem Haus ihrer Familie entführt worden. Die Täter meldeten sich mit einer Forderung nach 300.000 Euro beim Ehemann, doch die Lösegeldübergabe scheiterte. Die Polizei beschrieb den Anrufer als Mann mit dem "ortsüblichen Dialekt". Knapp drei Wochen später wurde Maria Bögerl erstochen in einem Wald gefunden. Im Auto der Frau, das im Hof des etwa 15 Kilometer entfernten Klosters Neresheim gefunden wurde, hatte die Polizei DNA-Spuren entdeckt, die bislang nicht zugeordnet werden konnten.
Bis heute gibt der Kriminalfall viele Rätsel auf. Die Kinder des Ehepaars Bögerl warfen den Ermittlern in der Vergangenheit auch Schlamperei vor. Der zwischenzeitlich fälschlich unter Verdacht geratene Ehemann nahm sich gut ein Jahr nach dem Mord das Leben.
Dabei schienen die Ermittler im Frühjahr des vergangenen Jahres zunächst vielversprechende Spuren zu haben. Ins Visier geraten war die Spielhallenszene im Raum Neresheim, Giengen an der Brenz und Dillingen an der Donau. Die Ortschaften liegen zwischen 5 und 20 Kilometern Luftlinie vom ehemaligen Wohnort der Bögerls entfernt. Zu Festnahmen kam es aber nicht. Plötzlich war auch die Rede von mehreren Tätern.
Täterkreis eingeengt
Inzwischen ist die 8000-Einwohner-Gemeinde Neresheim immer weiter in den Fokus von Polizei und Staatsanwaltschaft gerückt. Der Polizei zufolge bieten die Ermittlungen "ausreichenden Anlass zu der Annahme, dass der oder die Täter in der Gesamtgemeinde Neresheim zu suchen sind".
Jeder Mann, der freiwillig eine Speichelprobe abgebe, leiste einen "aktiven Beitrag zur Aufklärung des Verbrechens." Dahinter steht offenbar die Hoffnung, Druck auf den oder die möglichen Täter aufzubauen. Denn je mehr Männer durch die DNA-Probe ausgeschlossen werden können, desto kleiner wird die verbleibende zahl möglicher Verdächtiger. Damit steigt das Entdeckungsrisiko. Die Polizei hat keine direkten Einladungen verschickt, sondern geht davon aus, dass Männer, die heute zwischen 22 und 69 Jahren alt sind, aus den Medien von dem Aufruf erfahren haben.
Die zuständige Sonderkommission "Flagge" war erst im Januar von 12 auf 19 Beamte vergrößert worden. Im Zuge des Massengentests werden nun noch weitere Beamte hinzukommen. Wie lange die Auswertung der Proben dauert, hängt auch davon ab, wie viele Männer zum Gentest kommen.
Quelle: ntv.de