Panorama

Tödlicher Fehler bei Loveparade? Polizist steht unter Verdacht

Die Frage nach den Schuldigen an dem Unglück bei der letztjährigen Loveparade in Duisburg ist noch immer ungeklärt. Nach Medienberichten gehen die Ermittler nun dem Verdacht nach, dass ein Polizist gegen den Willen der Veranstaltungsleitung die Eingangsschleuse öffnen ließ.

Polizisten betrachten den Tunnel, der für 21 junge Menschen zur Todesfalle wurde.

Polizisten betrachten den Tunnel, der für 21 junge Menschen zur Todesfalle wurde.

(Foto: picture alliance / dpa)

Bei den Ermittlungen nach der Duisburger Love-Parade-Katastrophe sind nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" neue Vorwürfe gegen die Polizei laut geworden. Mehrere Ordner hätten über einen "möglicherweise verhängnisvollen Befehl" eines leitenden Polizisten berichtet, schreibt das Magazin.

Der Beamte habe am Nachmittag des 24. Juli die komplette Öffnung der Eingangsschleuse befohlen, obwohl die Veranstaltungsleitung zuvor das genaue Gegenteil angeordnet habe. Nähere Angaben zum genauen Zeitpunkt des fraglichen Befehls machte das Magazin nicht. Zudem habe sich der Beamte nach Schilderungen von privaten Sicherheitskräften ein Werkzeug aushändigen lassen, mit dem später die Zaunelemente einer Absperrung auseinandergeschraubt worden sei sollen.

Der nordrhein-westfälische Polizeiinspekteur Dieter Wehe hatte die Lage zu diesem Zeitpunkt in seinem Untersuchungsbericht so dargestellt: Danach erhielt die Polizei um 15.30 Uhr einen Hilferuf des Veranstalters. Eine Viertelstunde später habe dieser die Ordner angewiesen, die Schleusen zu sperren, damit keine Menschen in den überfüllten Tunnel nachströmen. Dies sei aber nicht umgesetzt worden, sagte Wehe. Die Veranstalter hätten zudem Zaunelemente entfernt, um Krankenwagen durchzulassen. Durch die Lücken seien dann Menschen eingeströmt.

Der NRW-Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Erich Rettinghaus, warnte vor "weiteren gegenseitigen Anschuldigungen der Beteiligten". "Was an den Aussagen wirklich dran ist, gilt abzuwarten", forderte Rettinghaus. Die Polizei habe bisher stets zur Aufklärung beigetragen, während sich andere Beteiligte "hinter ihren Anwaltskanzleien und Gutachten versteckt" hätten. "Das schwarze Peter-Spiel geht anscheinend in die nächste Runde", so Rettinghaus.

Keine offizielle Bestätigung

Ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Innenministeriums verwies auf die noch laufenden Ermittlungen. "Die Staatsanwaltschaft muss prüfen, ob der Sachverhalt zutrifft", sagte er. Die Staatsanwaltschaft hatte in der vergangenen Woche im Zusammenhang mit der Loveparade-Katastrophe Ermittlungen gegen 16 Verdächtige bestätigt.

Darunter soll sich neben Mitarbeitern der Stadt und des Veranstalters auch ein Polizist befinden. Unklar ist jedoch, ob gegen den Beamten ermittelt wird, der den Befehl zur Öffnung der Eingangsschleuse gegeben haben soll. Vor dem Loveparade-Gelände waren bei einer Massenpanik 21 junge Menschen zu Tode gedrückt und getrampelt worden. Mehrere hundert Techno-Anhänger waren verletzt worden.

Quelle: ntv.de, dpa

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