Panorama

Hat der "Protz-Bischof" auch noch gelogen? Alle prügeln auf den Prasser ein

Franz-Peter Tebartz-van Elst

Franz-Peter Tebartz-van Elst

(Foto: dpa)

Nun kommt es dicke für Franz-Peter Tebartz-van Elst. Auch Robert Zollitsch, Vorsitzender der Bischofskonferenz, ist "bedrückt" von der Lage im Bistum Limburg. Und alle fragen sich: Wie lange kann der 53-Jährige noch schweigen? Und: Was macht der Papst mit ihm?

Auch Robert Zollitsch sieht die Bauaktivitäten des Limburger Bischofs kritisch.

Auch Robert Zollitsch sieht die Bauaktivitäten des Limburger Bischofs kritisch.

(Foto: dpa)

Überall Verständnislosigkeit: Die Bauexzesse des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst stoßen allerorten auf Kritik - auch an höchster Stelle. So äußert auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, unverblümt Kritik an dem "Protz-Bischof". Bedrückend sei das, was da in Limburg passiert sei, sagte er der "Passauer Neuen Presse".

Zollitsch verwies auf das Beispiel von Papst Franziskus, der ein einfaches und bescheidenes Leben predige. "Gerade wir Bischöfe müssen uns deshalb fragen, wie und wo wir wohnen und leben", sagte Zollitsch. "Wenn neu gebaut wird, haben wir Möglichkeiten, Zeichen zu setzen." Das Bischofshaus in Limburg, dessen Kosten auf mindestens 31 Millionen Euro angestiegen sind, kennt Zollitsch nach eigenen Worten nicht. "Die Enttäuschung der Menschen im Bistum kann ich gut verstehen", sagte er.

Tebartz-van Elst will an diesem Wochenende keinen Gottesdienst abhalten, auf den geplanten Brief an die Gläubigen in seinem Bistum verzichtete er. Zu den Gründen wollte sich ein Sprecher nicht äußern. Der Bischof hatte zunächst angekündigt, sich in dem Schreiben zu den Vorwürfen gegen ihn zu erklären.

Kritik auch von Thierse

Auch Robert Zollitsch sieht die Bauaktivitäten des Limburger Bischofs kritisch.

Auch Robert Zollitsch sieht die Bauaktivitäten des Limburger Bischofs kritisch.

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Derweil häufen sich die Rücktrittsforderungen. Stellvertretend für viele Ansichten brachte es der scheidende Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Thierse auf den Punkt: "Auch ein katholischer Bischof, obwohl vom Papst ernannt, bedarf des Vertrauens der Gläubigen seines Bistums", sagte der SPD-Politiker. Thierse ist auch Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Das Vertrauen sei offensichtlich so schwer erschüttert, "dass Bischof Tebartz-van Elst Konsequenzen ziehen sollte - um der Kirche willen, der er doch dienen soll und die nicht seine Pfründe ist".

Das Verhalten des Geistlichen schade der gesamten Glaubensgemeinschaft, so der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Stefan Vesper. "Wegen dieser Affäre und wegen dieser Nachrichten von Prunk und Protz treten auch Menschen aus der Kirche aus in Hamburg oder in München." Die katholische Kirche sei für die schwachen, kranken und armen Menschen da. Mit solchen Schlagzeilen in Verbindung gebracht zu werden, schade aber allen: "Das ist nicht die katholische Kirche."

Der Sprecher des "Hofheimer Kreises" von 20 kritischen Pfarrern, Ludwig Reichert, sagte, der Glaubwürdigkeitsverlust des Bischofs sei so groß, dass alle der Meinung seien, er solle gehen. "Bei allen, mit denen ich spreche, herrscht unisono blankes Entsetzen und große Verzweiflung", so der Caritas-Pfarrer. Diese Gefühle wird wohl auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, nach Rom tragen. Er wird in Kürze mit Papst Franziskus die Causa erörtern. Der sehr bescheidene Pontifex könnte das schwarze Schaf natürlich schnell von der Herde trennen. "Gerade wir Bischöfe müssen uns fragen, wie und wo wir wohnen und leben. Wenn neu gebaut wird, haben wir Möglichkeiten, Zeichen zu setzen", so Zollitsch. Die Situation sei "bedrückend".

Kostbare Details

Derweil bringen Details den Gottesmann aus Limburg weiter in Bedrängnis. Der "Bild"-Zeitung ist es gelungen, eine etwas detailliertere Aufstellung der Posten zu erlangen, die die Kosten des neuen Amtssitzes in Höhe von nunmehr 31 Millionen Euro ausmachen. Die Zahlen wurden dem Blatt auch von Jochen Riebel, einem Mitglied des zuständigen kirchlichen Vermögensverwaltungsrates, bestätigt. Demnach ließ Tebartz-van Elst sich seine Privat-Wohnung inmitten des Anwesens fast 3 Millionen Euro Kirchengeld kosten. Allein die Inneneinrichtung hat 478.000 Euro gekostet - mancher baut gleich zwei Häuser dafür.

Sein Garten: vom Feinsten. Auch preislich: 783.000 Euro. Der schon angesprochene Lichthof schlug mit 2,3 Millionen Euro zu Buche. Deutlich teurer noch die neue Kapelle: 2,67 Millionen Euro. Andere Details erzeugen nur Ehrfurcht: Ein Konferenz-Tisch etwa kostete 25.000 Euro, Einbauschränke - selbstredend maßgeschneidert - schlugen mit 350.000 Euro in den Klingelbeutel ein. Eine Randnotiz: Das Anbringen eines Adventkranzes brachte den Handwerkern mal rund 100.000 Euro ein. Für das gute Stück musste schließlich glatt das neue Dach durchlöchert werden.

Riebel sagte, als der Bischof im Juni angab, die Kosten für den Bau lägen bei unter zehn Millionen Euro, sei dies gelogen gewesen. Der Bischof habe längst gewusst, dass dies nicht der Wahrheit entspreche. Auch die Aussage, es habe keine kostspieligen Sonderwünsche gegeben, sei nicht wahr. Die Kostensteigerung gehe ausnahmslos auf bischöfliche Sonderwünsche zurück. Doch statt seine Verantwortung einzuräumen, zeige der Bischof auf andere: "Ich werfe ihm vor, dass er sich heute nicht hinstellt und sagt, jawohl, das ist alles auf meine Veranlassung geschehen und ich stehe dazu, sondern dass er wie ein Feigling auf andere zeigt." Er habe dem Bischof vertraut, sagte Riebel, das sei ein Irrtum gewesen.

Nun ist zwar die halbe christliche Welt empört über die Wolllust am Geldausgeben. Tebartz-van Elst, zudem noch wegen möglicher falscher eidesstattlicher Versicherung vom Staatsanwalt verfolgt, zeigte allerdings bislang wenig Einsicht. Vor allem lässt er sich mit brauchbaren Reaktionen Zeit. Er wolle an diesem Wochenende in einem Brief an die Gläubigen "manches klarstellen", ließ er verlauten. Mehr eigentlich noch nicht.

Quelle: ntv.de

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