Panorama

Deutsche "Costa Concordia"-Passagiere vermisst Retter ziehen Italiener aus dem Wrack

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Anderthalb Tage nach der spektakulären Havarie des italienischen Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia" vor der italienischen Küste ziehen Rettungskräfte einen weiteren Überlebenden aus dem Wrack. Es handelt sich um ein Besatzungsmitglied. Taucher suchen jetzt Kabine für Kabine im Rumpf des Schiffes nach weiteren Passagieren ab. Noch immer werden 17 Menschen vermisst - darunter auch Deutsche. Experten gehen davon aus, dass das Kreuzfahrtschiff durchaus noch sinken könnte.

Offenbar befinden sich noch weitere Passagiere im Rumpf der "Costa Concordia". Dutzende gelten als vermisst.

Offenbar befinden sich noch weitere Passagiere im Rumpf der "Costa Concordia". Dutzende gelten als vermisst.

(Foto: AP)

Mehr als 36 Stunden nach der "Costa Concordia" vor der italienischen Insel Giglio ist ein weiterer Schiffbrüchiger aus dem Wrack gerettet worden. Wie die Behörden mitteilten, wurde das Besatzungsmitglied Marrico Giampietroni befreit. Ein Hubschrauber nahm den Schiffbrüchigen auf und brachte ihn an Land.

In der Nacht war bereits ein gerettet worden, das mit der "Costa Concordia" zu einer Hochzeitsreise aufgebrochen war. Derzeit wird das Kreuzfahrtschiff Kabine für Kabine abgesucht. Die Zahl der Vermissten wird aktuell mit 17 angegeben. Zuletzt hatten sich zwei Japaner meldet, die auf eigene Faust zurück nach Rom gereist waren.

"Einige ungeklärte Fälle"

Möglicherweise befinden sich noch weitere Passagiere im Rumpf der "Costa Concordia". Taucher suchen das Wrack ab.

Möglicherweise befinden sich noch weitere Passagiere im Rumpf der "Costa Concordia". Taucher suchen das Wrack ab.

(Foto: AP)

Nach Angaben des Auswärtigen Amtes gibt es noch keine abschließende Sicherheit über den Verbleib einiger deutscher Passagiere. Es gebe noch "einige ungeklärte Fälle", sagte eine Sprecherin der Behörde in Berlin. Dabei könne es sich unter anderem um Menschen handeln, die kein Telefon hätten oder nach dem Unglück verwirrt seien. Berichte, wonach noch zwei Deutsche vermisst werden, wollte die Sprecherin ausdrücklich nicht bestätigen. Auch machte sie keine Angaben dazu, ob Deutsche möglicherweise noch in dem Schiff sind. Aus Datenschutzgründen könnten die genauen Passagierlisten nicht veröffentlicht werden.

Wrack könnte noch sinken

Die italienische Küstenwache befürchtet, dass das Schiff doch noch vollständig sinken könnte. Die "Costa Concordia" befinde sich derzeit an einer 30 Meter tiefen Stelle, könne aber in tieferes Gewässer abrutschen, sagte ein Sprecher. Die Suche nach Überlebenden im Rumpf sei angesichts des möglichen Untergangs des fast 300 Meter langen Schiffes eine "riskante Operation", sagte der Sprecher der Küstenwache.

Die "Costa Concordia" hatte am Freitagabend zwischen der Insel Giglio und der südlichen Toskana einen Felsen gerammt und liegt dort auf der Seite. Bei dem Unglück riss der Rumpf des Schiffs auf, so dass Wasser eintreten konnte. Die meisten der mehr als 4200 Passagiere und Besatzungsmitglieder konnten gerettet werden, drei Menschen – zwei aus Frankreich und einer aus Peru – kamen jedoch ums Leben. Zahlreiche Passagiere und Mitarbeiter wurden zudem verletzt, darunter zehn Deutsche.

Kapitän verhaftet

Kapitän Grosseto wird von einem Polizeibeamten ins Auto begleitet.

Kapitän Grosseto wird von einem Polizeibeamten ins Auto begleitet.

(Foto: dpa)

Der Kapitän des Schiffs, Francesco Schettino, wurde nach einem mehrstündigen Verhör und muss sich möglicherweise wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten. Ihm wird zudem vorgeworfen, das Schiff verlassen zu haben, bevor alle Passagiere gerettet wurden. Schettino selbst machte eine fehlerhafte Seekarte für das Unglück verantwortlich. Die Black Box des Luxusliners wurde inzwischen gefunden.

Deutsche wieder Daheim

Viele der Geretteten traten mittlerweile ihre Heimreise an.

Viele der Geretteten traten mittlerweile ihre Heimreise an.

(Foto: dpa)

Auf dem Schiff befanden sich auch knapp 570 Deutsche. Nach Angaben eines Costa-Sprechers, sind die meisten von ihnen mittlerweile in ihre Heimat zurückgekehrt. Die Passagiere landeten am Samstagabend mit Linienmaschinen der Lufthansa in München oder Frankfurt. Einige der insgesamt 566 flogen von dort noch weiter nach Hause, wie der Pressesprecher der Costa Kreuzfahrten, Werner Claasen, berichtete. "Wir haben die Privatsphäre der Leute gewahrt und viele auf Wunsch abgeschirmt aus den Airports bringen lassen. Die wollten einfach nur nach Hause", sagte Claasen. Auch die etwa zehn deutschen Verletzten sollen bereits wieder in Deutschland sein.

Erinnerungen an die "Titanic"

Der Luxusliner "Titanic" versank 1912 im Eismeer.

Der Luxusliner "Titanic" versank 1912 im Eismeer.

(Foto: dpa)

Eine Frau sagte, sie habe sich "wie auf der gefühlt. Viele Passagiere brachen in Panik aus und sprangen von Bord in das eisige Meer. Ein 70-Jähriger soll dabei einen tödlichen Herzinfarkt erlitten haben. Viele Ältere trugen bei ihrer Rettung nur Pyjamas, weil sie im Schlaf überrascht wurden.

Helikopter, mehrere Schiffe und die Bevölkerung der nahegelegenen Insel Giglio beteiligten sich an der Rettungsaktion. Die Geretteten wurden nach Porto Santo Stefano auf der Halbinsel Argentario gebracht. Nicht ausgeschlossen ist, dass ein Teil der rund 2400 Tonnen Treibstoff aus dem Schiff ausläuft.

Laut Augenzeugen kam es bei der . Ein Besatzungsmitglied sagte, es habe Stunden gedauert, die Menschen vom Schiff zu bekommen. Die deutsche Niederlassung von Costa Crociere erklärte dagegen, sie habe keine Informationen über Komplikationen bei der Rettungsaktion.

Quelle: ntv.de, ppo/rts/dpa/AFP

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