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Aus- und Rückblick aufs Wetter Sind Extreme das neue Normal?

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Dezembersturm an der Wesermündung in Bremerhaven: Die stationären Extremwetterlagen häufen sich.

Dezembersturm an der Wesermündung in Bremerhaven: Die stationären Extremwetterlagen häufen sich.

(Foto: picture alliance/dpa)

Historische Hitzewellen in Südeuropa und Blitzdürre, aber auch Dauerregen und schwere Unwetter samt dem wärmsten Jahr seit Aufzeichnungen in Deutschland: Der Blick auf die Extreme 2023 ist zugleich ein schlechtes Omen fürs nächste Jahr.

Das Wetter-Jahr 2023 geizte nicht mit Extremen: Die Entwicklungen und Ereignisse der zurückliegenden zwölf Monate lassen sich aus meteorologischer Sicht kaum knapp zusammenfassen - dafür ist das Jahr zu facettenreich verlaufen, von supermild zu Beginn über ein Frühjahr mit einem eher kühlen April und einer rasanten Dürreentwicklung in den Frühsommer hinein bis hin zum teils verregneten Hochsommer und einem sommerlich ambitionierten September.

Dann ging es weiter mit reichlich Regen und einem massiven Wintereinbruch mit regionalen Rekordschneemengen und anschließendem Tauwetter mit erneutem Dauerregen. Und auch wenn es mit knapp 39 Grad Celsius in diesem Jahr in der Spitze nicht erneut für 40 Grad reichte und massive Hitzewellen zumindest in Deutschland ausblieben, so steuern wir dennoch auf das wärmste Jahr der Wetteraufzeichnungen mit regionalen Regenrekorden hin.

Rekord-Mittelmeerhitze und extremste Wetterlagen

Während es bei uns eher weniger hitzig durch den Sommer ging, kochte das Mittelmeer seit dem Frühjahr auf Rekordniveau. So erlebten alle Mittelmeeranrainer im Juli eine Hitzeblase aus den Tiefen der Sahara mit gleichzeitigen Spitzen von über 40 Grad, sodass im Mittelmeer ebenfalls neue Wassertemperaturrekorde gemessen wurden. Eine explosive Mischung für teilweise schwerste Unwetter. Denken wir beispielsweise an den Rekordhagel in Norditalien mit rund 19 Zentimeter Größe oder diverse Sturm- und Starkregenereignisse, die unter anderem über Slowenien und die Alpen wiederholt bis Deutschland wirkten. Auslöser waren immer wieder intensive Tiefs wie "Zacharias", die im krassen und energiegeladenen Luftmassen-Mix enorm wetterwirksam waren.

Ein Trend, der wenig Gutes verheißt

Für viele von uns stellt sich natürlich die Frage, ob diese Extreme das neue Normal werden. Und leider zeigen die langfristigen Trends genau in diese Richtung. Auf Deutschland gemünzt: Die stationären Wetterlagen häufen sich - mit gravierenden Folgen. Waren es in den Sommern um 2015 und 2016 herum beispielsweise viele Unwettertiefs, so folgten ab 2018 zwischenzeitlich vermehrt anhaltende Hochdrucklagen mit Dürre, die nachfolgend vermehrt gepaart mit hochgradigen Hitzewellen einhergingen. Selbst ein gefühlt mauer Sommer wie 2023 hindert das Gesamtjahr nicht daran, schlussendlich auf Rekordniveau zu landen.

Woher kommen diese Kontraste?

Grundsätzlich gibt es verschiedene Ansätze, die uns erklären, warum sich die Dinge so entwickeln, wie sie sich entwickeln. Hierbei ist ein valider Ansatz, dass die polaren Breiten sich durch den Klimawandel schneller erwärmen als die tropischen Breiten. Das vermindert die Dynamik unseres Wettergeschehens und sorgt gleichzeitig für die Häufung stationärer, also langanhaltender Wetterlagen. Das wiederum bedeutet sowohl für uns in Deutschland als auch beispielsweise in Europa, dass sich Hochs und Tiefs länger halten können und sich zum Beispiel Hitzeblasen aus südlichen Regionen deutlich weiter und intensiver ausbreiten können.

Prognosen für 2024

Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird sich der Trend zu länger anhaltenden Wetterlagen fortsetzen. Fraglich bleibt dabei, wie sich die Hochs und Tiefs am Ende verteilen. Allerdings gibt es derzeit leider keinerlei Signale dafür, dass wir in Deutschland und Europa regional von zunehmenden Extremwetter-Ereignissen verschont bleiben. Ganz im Gegenteil, wie uns die intensive Wetter-, Sturm-, Regen- und Hochwasserentwicklung auch auf den letzten Metern des Jahres 2023 zeigt.

Und schlussendlich spricht noch ein weiteres Faktum für eine weitere Zunahme von Extremwetter-Szenarien: Höhere Temperaturen bedeuten auch immer mehr potenzielle Energie für einzelne Unwetterereignisse. Auch wenn niemand momentan abzuschätzen vermag, auf welche Seite der Extreme wir 2024 rutschen. Von nass zu trocken oder von hitzig bis schwülwarm und explosiv - alles ist möglich und leider gleichermaßen wahrscheinlich.

Wege aus der Extremwetter-Welt

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Die vergangenen Jahre haben wiederholt gezeigt, wo es hapert. Sei es unter anderem beim Umgang mit Hitzewellen, bei zu viel oder bei zu wenig Regen. Wobei insbesondere die Dürreproblematik eine gänzlich neue Spielart für uns ist. Denn auf andauernde Wasserknappheit sind wir einfach denkbar schlecht vorbereitet. Gleichzeitig gilt es, dem Klimawandel Paroli zu bieten, während natürlich auch die schönen Dinge wie der wohlverdiente Urlaub nicht zu kurz kommen sollen.

Ob wir dabei in Richtung Süden in die erbarmungslose Hitze und Dürre schlittern, lässt sich dabei jedoch nur kurzfristig absehen, was vielleicht auch die zeitnahe Buchung als Option erscheinen lässt. Und unabhängig davon: Auch die nähere Umgebung hat natürlich ihre schönen Seiten - und lässt sich vielleicht auch klimaschonender erkunden.

Quelle: ntv.de

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