Wetter-Chaos in Deutschland Nasser Herbst hilft den Pflanzen
02.12.2023, 09:25 Uhr Artikel anhören
Vollgesogene Böden: Der Herbst brachte überdurchschnittlich ergiebige Niederschläge.
(Foto: picture alliance / BARBARA GINDL / APA / picturedesk.com)
Nach Jahren der Dürre fallen reichlich Niederschläge, im Oktober als Regen, Ende November vielerorts als Schnee: Durch den ungewöhnlich feuchten Herbst nähert sich der deutsche Wasserhaushalt wieder dem Normalzustand. Was bedeutet das für Landwirte, Hobby-Gärtner und Waldbesitzer?
Die Aussichten für das kommende Jahr sind vielvesprechend: Die Niederschläge der vergangenen Wochen bringen Feuchtigkeit zurück nach Deutschland. Die ausgetrockneten Böden saugen das lebenswichtige Nass auf wie ein Schwamm. Die Folgen der Dürre werden Äcker, Anbauflächen, Wald und Wiesen aber noch lange begleiten.
Seit dem Dürrejahr 2018 steckte der deutsche Wasserhaushalt in der Klemme: Mehrere Jahre in Folge fiel in Deutschland deutlich weniger Regen als im langjährigen Mittel zu erwarten gewesen wäre. Dazu kamen milde, schneearme Winter und trockene Sommer mit ungewöhnlich hohen Temperaturen. Gravierend waren die Folgen des ausbleibenden Regens nicht nur in der Landwirtschaft. Auch die Wälder mit den teils empfindlichen Baumbeständen sowie die Böden generell haben schwer gelitten.
Das Jahr 2023 liefert mit Blick auf die bisherige Niederschlagsbilanz tatsächlich Anlass zum Aufatmen. Insbesondere die ergiebigen Regenfälle im Herbst sorgten dafür, dass die Oberböden inzwischen deutschlandweit ausreichend durchfeuchtet sind, wie die Daten aus dem deutschen Dürremonitor zeigen. Zum ersten Mal seit Jahren erscheint die Deutschland-Karte zur Lage beim pflanzenverfügbaren Wasser wieder entspannt. Die Phase der extremen Trockenheit scheint beendet. Die extreme Dürre gehört offenbar der Vergangenheit an.
Das sind gute Nachrichten nicht nur für Bauern: Die Nässegrade im Boden sind enorm wichtig für den gesamten Wasserhaushalt. Denn nur wenn der Oberboden immer wieder ausreichend durchnässt wird, bleibt der komplizierte Kreislauf der Grundwasser-Neubildung intakt und es kommen genügende Mengen an Niederschlägen in den tieferen Schichten an.
Im November brachte es der Dauerregen stellenweise auf rund 500 Liter je Quadratmeter. Ein Großteil des Jahresniederschlags konzentrierte sich damit auf wenige Wochen. Das erzeugt natürlich ganz eigene Probleme: In den Niederungen ist das Erdreich schnell gesättigt, im kühlen Herbst fällt die Verdunstung als Faktor kaum noch ins Gewicht. Dazu kommt, dass die Vegetation nach Blüte und Ernte kaum noch "Durst" hat. Die vollgesogenen Schollen können kein zusätzliches Wasser mehr aufnehmen.
Dadurch stehen viele Äcker und Wiesen - auch abseits von Auen und flussnahen Uferbereichen - unter Wasser. Das Erdreich ist durchweicht, die Arbeit mit schweren Geräte vielerorts nicht mehr möglich. Nach der teilweise sehr nassen zweiten Sommerhälfte hat das für die Landwirtschaft erneute empfindliche Einschränkungen zur Folge.
"Insbesondere mit dem Blick auf die Vegetationsphase im kommenden Jahr sollten uns die bisherigen Jahresniederschläge aber hoffnungsfroh stimmen", sagt ntv Meteorologe Björn Alexander. "Die experimentellen Langfristprognosen prophezeien uns in Sachen Niederschlägen für den Dezember sowie für Januar und Februar 2024 derzeit ebenfalls ein deutliches Plus." Die Natur und insbesondere die Dürre geplagten deutschen Wälder können die zusätzlichen Niederschläge nach Jahren der Trockenheit gut gebrauchen.
Schon jetzt steht fest: Die oberflächlichen Wasserspeicher im Oberboden sind mittlerweile vergleichsweise gut gefüllt. Mit einem regenreichen Herbst und einem nassen Winter im Rücken wird die Natur ein möglicherweise trockenes Frühjahr im kommenden Jahr wesentlich besser wegstecken als in den zurückliegenden Jahren. Und das gilt natürlich ebenso für Hobby-Gärtner wie für die gesamte Land- und Forstwirtschaft. Jeder Tropfen Regen und jede Schneeflocke hilft der Natur durchs kommende Jahr.
Quelle: ntv.de, mmo