Geduldsprobe im Polarmeer "Snow Dragon" schafft das Eis nicht
28.12.2013, 09:31 Uhr
Nach vier Tagen eingeschlossen im Polareis sehen Wissenschaftler und Touristen schon die Rettung am Horizont. Doch dann ist das Eis zu dick, der Eisbrecher schafft die letzten Kilometer nicht. Der Stimmung an Bord tut das keinen Abbruch.
Gefangen vom Polareis müssen Wissenschaftler und Touristen an Bord eines Expeditionsschiffs weiter auf Rettung warten. Der chinesische Eisbrecher "Snow Dragon" schaffte es nur bis auf Sichtweite zur "MV Akademik Schokalskij". Auf den letzten Kilometern konnte er das Eis aber nicht durchbrechen. Rettung kommt frühestens am Sonntag. "Wir haben jede Menge Brennstoff und frisches Essen für zwei Wochen an Bord", versicherte Expeditionsleiter Chris Turney in einem BBC-Interview. "Das Schiff ist nicht in Gefahr."
Alle Hoffnung liegt nun auf dem australischen Versorgungsschiff "Aurora Australis". Es kann die Region 2800 Kilometer südlich der australischen Stadt Hobart aber frühestens am Sonntagabend erreichen, teilte die australische Behörde für Seesicherheit (Amsa) mit.
Die Chinesen, die nur gut sechs Kilometer entfernt sind, wollten in der Nähe bleiben, sagte Amsa-Sprecherin Lisa Martin. Sie haben Hubschrauber an Bord. Wenn alle Stricke reißen, könnten Besatzung und Passagiere der "Schokalskij" damit gerettet werden. "Wenn die "Aurora Australis" nicht durchkommt, werden wir wohl eine Rettung aus der Luft ins Auge fassen", sagte Martin. Seit Weihnachten habe sich das Schiff nicht mehr aus eigener Kraft bewegt, es sei lediglich noch ein wenig gedriftet, hatte Turney berichtet.
Ein drittes Schiff, das zunächst zur Hilfe geeilt war, gab seinen Rettungsversuch am Samstag ebenfalls auf. Die Behörde sah keine Chance, dass die unter französischer Flagge fahrende "L'Astrobe" den Durchbruch schaffen könnte, wo der chinesische Eisbrecher versagte.
Mit der Welt verbunden
Turney ist auf den Spuren des Polarforschers Douglas Mawson unterwegs, der die Region vor 100 Jahren erkundete. Unter den 74 Menschen an Bord sind 26 Touristen, die die fünfwöchige Expedition begleiten.
Aus der einsamen Eiswüste schickt Expeditionsleiter Turney über YouTube und Twitter Informationen über die Lage an Bord in die Welt. Nachdem die "Snow Dragon" das Schiff nicht erreichen konnte, twitterte Turney ein Foto, auf dem der Eisbrecher deutlich zu erkennen war. Allerdings erstreckte sich zwischen den beiden Schiffen eine weite Eisfläche. Am Morgen nach der missglückten Aktion schrieb Turney "Wir sind immer noch hier. Allen geht es gut." Die Wissenschaftler setzten unterdessen ihre Messungen etwa von Temperatur und Salzgehalt durch Eisspalten rund um die "Schokalskij" fort.
Das Schiff war schon auf dem Rückweg nach Neuseeland, als sich das Wetter am Heiligabend plötzlich änderte und scharfer Ostwind dickes Eis in die Bucht trieb. Am ersten Weihnachtstag gab es kein Fortkommen mehr. "Wenn sich das Wetter erneut wendet, könnten sich auch neue Wege aus dem Eis für uns auftun", sagte Turney. "Leider ist damit laut Wettervorhersage in den nächsten Tagen nicht zu rechnen."
Quelle: ntv.de, sba/dpa