Knox' Mitangeklagter wird Pass abgenommen Sollecito an Grenze aufgegriffen
31.01.2014, 11:22 Uhr
Sollecito hatte immer betont, er wolle nicht weglaufen.
(Foto: AP)
Noch ist das neue Urteil gegen Amanda Knox und Raffaele Sollecito nicht rechtskräftig. Doch Sollecito darf Italien schon nicht mehr verlassen. Genau das aber hätte er offenbar gern getan.
Der zusammen mit Amanda Knox erneut wegen Mordes verurteilte Italiener Raffaele Sollecito ist in der Nacht unweit der Grenze zu Slowenien und Österreich aufgegriffen worden. Die Polizei informierte den Ex-Freund der US-Amerikanerin über das vom Gericht in Florenz verhängte Ausreiseverbot wegen Fluchtgefahr, wie italienische Medien berichten. Sein Pass sei eingezogen worden.
Der Italiener wird nicht verhaftet, weil das Urteil vom Vorabend nicht rechtskräftig ist. Sollecito war wegen des Mordes an der Britin Meredith Kercher zu 25 Jahren Haft verurteilt worden, Knox zu 28 Jahren und sechs Monaten. Sollecito hatte den jetzigen Prozess weitgehend im Gerichtssaal mitverfolgt, war aber zur Urteilsverkündung nicht erschienen. Die Entscheidung über die erneute Verurteilung hatte er nach Angaben seiner Anwälte "bestürzt und ungläubig" aufgenommen.
Unschuldsbeteuerung von Knox
Die in die USA zurückgekehrte Amanda Knox kündigte unterdessen an, niemals freiwillig nach Italien zurückkehren zu wollen. "Sie werden mich fangen und mich tretend und schreiend in ein Gefängnis zurückzerren müssen, in dem zu sein ich nicht verdient hätte", sagte die 26-Jährige dem Londoner "Guardian" kurz vor ihrer erneuten Verurteilung wegen des Mordes an der Britin Meredith Kercher in der umbrischen Stadt Perugia. "Ich werde für meine Unschuld kämpfen", bekräftigte Knox.
"Ich bin erschrocken und traurig über dieses ungerechte Urteil", erklärte Knox dann nach dem Richterspruch von Florenz. "Das ist aus dem Ruder gelaufen", heißt es in der Stellungnahme, die die Knox vertretende PR-Firma in Seattle veröffentlichte. Die Justiz sei durch eine "übereifrige und unnachgiebige Staatsanwaltschaft" pervertiert worden, Vorurteile hätten die Ermittlungen geprägt.
Berufung angekündigt
Die Anwälte der beiden Verurteilten hatten umgehend angekündigt, erneut in die Berufung gehen zu wollen. "Es ist ein schmerzvoller Abschnitt, aber es war nur ein Abschnitt, das Ping Pong wird weitergehen. Wir werden definitiv Berufung einlegen", sagte Sollecitos Anwältin Giulia Bongiorno. Knox' Verteidiger Luciano Ghirga erklärte: "Wir haben unseren Mut nicht verloren, wir werden dieses Urteil respektieren, Berufung einlegen und weiter machen."
Damit ist das vierte Urteil für Knox und Sollecito noch immer nicht rechtskräftig. Zunächst muss Italiens höchstes Gericht, der Kassationsgerichtshof in Rom, entweder den Schuldspruch bestätigen oder aber den Fall wieder an die untere Instanz zurück verweisen. Bis zu einem endgültigen Urteil könnten so erneut Monate vergehen.
Quelle: ntv.de, sba/dpa