"Katastrophe ist noch nicht vorbei" Tausende Australier auf der Flucht
31.12.2010, 08:36 Uhr200.000 Menschen sind in Nordostaustralien von den schwersten Überschwemmungen seit 50 Jahren betroffen. "Die Katastrophe ist noch lange nicht vorbei", sagt die Ministerpräsidentin des Bundesstaates Queensland. Massiv betroffen ist auch die Wirtschaft. Häfen und Bergwerke werden geschlossen.
Schwere Überschwemmungen haben in Australien mindestens eine Fläche von der Größe Deutschlands und Frankreichs bedeckt. Die durch heftige Regenfälle in den vergangenen zwei Wochen ausgelösten Fluten hätten im Nordosten des Landes 22 Städte unter Wasser gesetzt oder von der Außenwelt abgeschnitten, sagte die Ministerpräsidentin des Bundesstaates Queensland, Anna Bligh. Tausende Australier flohen bereits. Viele Bewohner überfluteter Städte wurden auf dem Luftweg in Sicherheit gebracht.
Rund 200.000 Menschen seien von den schwersten Überschwemmungen seit 50 Jahren betroffen. "Die Katastrophe ist noch lange nicht vorbei", warnte Bligh. Sie sprach von einem riesigen Schaden für Hausbesitzer, Farmer und Geschäftsleute. Ernten wurden vernichtet, Häfen geschlossen und Kohlebergwerke überflutet. Die Regenmenge in Queensland übertrifft die sonst üblichen Niederschläge um das Vierfache.
Australiens Premierministerin Julia Gillard sprach den von den Fluten Betroffenen bei einem Besuch in der Stadt Bundaberg Mut zu. "So zerstörerisch die Fluten auch sind, wir sehen eine großartige Reaktion auf allen Regierungsebenen und bei den Rettungskräften." Die Australier würden einen ausgeprägten Gemeinschaftssinn an den Tag legen und in schweren Zeiten zusammenarbeiten und aufeinander aufpassen. In Bundaberg waren mindestens 120 Häuser überschwemmt worden.
Auch Wirtschaft massiv betroffen
In Queensland waren vielerorts nur noch die Dächer der Häuser zu sehen. Auf vom Wasser verschonten Flächen sammelten Bewohner ihre Habseligkeiten. Mit kleineren Booten wurde die Notfallversorgung gesichert. In der Stadt Rockhampton mussten die Bewohner in gefährdeten Gebieten auch gegen ihren Willen ihre Häuser verlassen. Bürgermeister Brad Carter sagte der Nachrichtenagentur AAP, die Polizei werde den Menschen die Evakuierung "anordnen".
Auch die Wirtschaft ist massiv betroffen. Einer der wichtigsten Häfen für den Export von Zucker musste ebenso geschlossen werden wie zahlreiche Kohleminen. Kohleproduzenten warnten ihre Kunden in Japan, Südkorea und China bereits, dass ihre versprochenen Lieferungen nicht fristgerecht ankommen werden. Die Exporte aus Queensland decken ungefähr die Hälfte des weltweiten Koksverbrauchs. Fachleute erwarten deshalb, dass der Lieferengpass nach den Unwettern den Weltmarktpreis für Koks binnen drei Monaten um 20 Prozent nach oben treiben wird. Unternehmen wie Anglo American und Rio Tinto mussten ihren Betrieb verlangsamen oder ganz einstellen.
Der Frühling fiel in Australien den Wetterbehörden zufolge so feucht aus wie nie zuvor seit Aufzeichnung der Daten. Die Behörden warnten vor Gefahr durch Schlangen und Krokodile in den überschwemmten Häusern. Die Wetterdienste warnten unterdessen vor einem neuen Zyklon, der sich vor der Westküste Australiens bildete. Im Süden des Landes sorgte große Hitze und Trockenheit für die Gefahr von Wald- und Buschbränden.
Quelle: ntv.de, rts/dpa