Panorama

Temperaturen wie am Mittelmeer Tropenklima bringt neue Unwetter mit sich

Die Region Münster- und hier im Speziellen die Kirche St. Lamberti im Stadtzentrum - hat es besonders heftig erwischt.

Die Region Münster- und hier im Speziellen die Kirche St. Lamberti im Stadtzentrum - hat es besonders heftig erwischt.

(Foto: dpa)

Deutschland genießt den Sommer in vollen Zügen. Doch die tropischen Temperaturen bergen viele Gefahren, erklärt n-tv Meteorologe Björn Alexander. Die Menschen im Westen haben das gerade erst leidvoll erfahren müssen.

n.tv.de: Man hat fast das Gefühl als würde es keinen Tag ohne Unwetter geben. Wo war es denn zuletzt am schlimmsten?

Björn Alexander: Am Montag hat es vor allem Nordrhein-Westfalen getroffen. Und hier war es besonders das Münsterland. Binnen einer Stunde fielen beispielsweise in Balge, Havixbeck oder Münster um die 50 Liter Regen pro Quadratmeter - mit entsprechenden Überflutungen. Denn bei solchen Mengen kommt die Kanalisation schnell an ihre Grenzen. Bei den Regenmengen, die in 24 Stunden gefallen sind, steht deutschlandweit Münster ganz oben. 122,2 Liter pro Quadratmeter. Das ist zugleich auch die neue Rekordregenmenge an der Wetterstation Münster, die seit 1851 besteht. Und diese Menge ist ja "nur" die, die an einer Wetterstation gemessen wurde. Anhand des Niederschlagsradars kann man für den Raum Münster durchaus von 150 bis 250 Litern Regen auf jeden Quadratmeter ausgehen. Das ist nahezu der drei- bis vierfache Monatsniederschlag für den Durchschnittsjuli.

Woran liegt es, dass uns die Unwetter scheinbar nicht loslassen wollen?

Es sind fast schon tropische Verhältnisse in vielen Teilen Deutschlands. Die Luft hat viel Wasserdampf gespeichert. Es ist teilweise extrem schwül und mitunter sehr drückend. Grund sind Hochdruckgebiete über Russland/Nordskandinavien sowie über dem Atlantik. Dazwischen erstreckt sich ein ausgedehntes Tief, das von Island bis herunter nach Nordafrika reicht. Und genau dieser Tiefdruckkomplex saugt die Wärme Nordafrikas nach Mitteleuropa. Dabei reichert sich die Sommerluft über dem Mittelmeer mit viel Feuchtigkeit an. Gleichzeitig sickert auf der Rückseite der Tiefdruckgebiete von Westen her etwas kühlere und stabilere Luft rein. Die Folge ist eine Luftmassengrenze, die die Unwettergefahr nochmals verstärkt hat.

Was erwartet uns?

n-tv Meteorologe Björn Alexander.

n-tv Meteorologe Björn Alexander.

(Foto: n-tv)

Bis einschließlich Mittwoch drohen von West nach Ost weiterhin Gewitter mit teils intensiven Starkniederschlägen, Hagelschlag und Sturmböen. Selbst einzelne Tornados können nicht ganz ausgeschlossen werden. Erst am Donnerstag kehrt vorübergehend eine deutliche Wetterberuhigung ein.

Wie sind die Aussichten im Detail?

In der Nacht zum Mittwoch sind noch weitere heftige Gewitter möglich. Das betrifft besonders die erste Nachthälfte. Am ehesten gewitterfrei bleibt die Regionen im Norden und Nordwesten. Dabei bleibt es wieder mal lauwarm. Oft mit Tiefstwerten zwischen 20 und 14 Grad. Am Mittwoch bleibt es dann an den Küsten sowie im Westen häufig schön mit nur vereinzelten Schauern. Ansonsten sind die Wolken dichter und bringen besonders im Süden zeitweiligen Regen mit. In der Osthälfte leben die Gewitter hingegen rasch wieder auf. Örtlich sind Unwetter durch heftigen Starkregen, Hagel und Sturmböen drin. Dazu erreichen die Temperaturen häufig schwülwarme 20 bis 26 Grad. Im Regen im Süden teilweise auch darunter.

Der Donnerstag wird dann aber ruhiger?

Auf jeden Fall. Anfangs geht es verbreitet trüb los. Später kommt die Sonne aber besser durch. Im Süden können sich dann schon mal einzelne Schauer und Gewitter bilden. Im großen Rest bleibt es aber mehrheitlich trocken. Dabei gibt’s um die 20 Grad am Alpenrand und 22 bis 27 Grad im übrigen Land. Freitag legen die Sonnenanteile und die Temperaturen dann wieder zu. Es gibt sommerliche 24 bis 30 Grad und die Sonne ist überall gut mit dabei. Schauer und Gewitter sind noch eher die Seltenheit. Das wird sich am Wochenende dann aber leider wieder ändern.

Mit Unwettergefahr?

Wahrscheinlich schon. Unwetter sind bei diesen energiegeladenen Luftmassen nur selten auszuschließen. Denn es wird mal wieder hochsommerlich warm bei 25 bis 32 Grad. Dabei dürfte sich der Gewitterschwerpunkt am Samstag eher im Westen befinden und sich am Sonntag dann in den Osten verlagern. Aber auch die schöneren Seiten des Sommers sollten wir nicht aus den Augen verlieren: viele Sonnenstunden und die Hochsommerwärme lockt natürlich wieder in die Freibäder und an die Badeseen sowie in die Nord- und die Ostsee. Dort erinnern Wassertemperaturen von über 20 Grad momentan doch schon fast ans Mittelmeer.

Quelle: ntv.de

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