Panorama

Zoff wegen Onur Air Türkei hebt Einflugverbot auf

Die Türkei hat das Einflugverbot für deutsche Flugzeuge nach massiven Protesten des Auswärtigen Amts wieder aufgehoben. "Ich kann bestätigen, dass es aufgehoben ist", sagte ein Sprecher am Freitagabend. Staatssekretär Klaus Scharioth habe bei seinem Amtskollegen in der Türkei gegen die Maßnahme protestiert. Die türkischen Behörden hatten nach einem Flugverbot für die türkische Charterfluggesellschaft Onur Air deutschen Ersatzmaschinen die Landegenehmigung verweigert.

Das Luftfahrtbundesamt in Braunschweig und die niederländischen Behörden hatten Onur Air aus Sicherheitsgründen die Einflugerlaubnis entzogen. Am Pfingstwochenende wären nach Angaben der türkischen Airline in den Niederlanden und Deutschland rund 20.000 Passagiere betroffen gewesen.

Das Einflugverbot sei für die Reiseveranstalter "völlig unerwartet" gekommen, sagte der Sprecher des Duisburger Reiseveranstalters alltours, Carsten Deuster. "Das ist ein beispielloser Vorgang." Der Sprecher von Air Berlin, Peter Hauptvogel, meinte drastisch: "Die Türkei nimmt deutsche Urlauber als Geisel." Air Berlin wollte am Freitagabend um 22.00 Uhr eine Maschine von Berlin nach Antalya schicken, um dort deutsche Urlauber abzuholen. "Uns wurde die Landeerlaubnis entzogen", so Hauptvogel. Für das kommende Wochenende waren neben Air Berlin auch der Deutschen BA, LTU, Aeroflight und Hamburg International die Landegenehmigung verweigert worden. Betroffen wären ausschließlich die Onur-Ersatzmaschinen gewesen. Reguläre Flüge in die Türkei sollten planmäßig abgefertigt werden.


Der Präsident des Deutschen Reisebüroverbandes (Berlin), Klaus Laepple, befürchtete einen enormen Imageschaden für die Türkei. Nach Angaben des Reisebüroverbandes werden in diesem Jahr insgesamt rund vier Millionen deutsche Urlauber in der Türkei erwartet.

Die türkische Charterfluggesellschaft Onur Air hat am Freitag in Düsseldorf nach eigenen Angaben rechtliche Schritte gegen das Einflugverbot nach Deutschland und in die Niederlande eingeleitet. Ein Unternehmenssprecher kritisierte die Entscheidung als "willkürlich". Das Verbot war mit einem in der vergangenen Woche entdeckten technischen Problem an einer Maschine auf dem Flughafen in Amsterdam begründet worden.


"Mängel treten immer wieder auf, es sind aber niemals Mängel gewesen, die den Flugbetrieb gefährden", sagte Aybars Balabaner, Deutschland-Manager von Onur Air. Die türkische Gesellschaft fliegt mit ihren 25 Maschinen 73 Flughäfen in Europa an und hatte nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr 2,5 Millionen Fluggäste aus Westeuropa. In den Niederlanden fliegt nach Angaben des Unternehmens jeder zweite Pauschaltourist mit Onur Air. "Das sieht wie ein wirtschaftlicher Kampf aus", sagte der Anwalt der Fluggesellschaft.

Der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Cankut Bagana, erklärte in Istanbul, mit dem Verbot sollten "Verwirrung und ein Skandal" geschaffen werden. Wie bei jeder anderen Fluggesellschaft werde auch in der Türkei die Sicherheit von der türkischen Zivilluftfahrtbehörde "24 Stunden am Tag" kontrolliert.

Die niederländischen Behörden hatten die Maschinen zunächst für einen Monat stillgelegt. Das Luftfahrtbundesamt in Braunschweig hatte diese Entscheidung für den deutschen Luftraum übernommen. Einzelheiten zu den entdeckten Mängeln hatte die Behörde nicht genannt.

Auf die Frage, ob es sich um ein abgestimmtes Vorgehen der Luftfahrt-Behörden in Europa handele, sagte die Sprecherin des Braunschweiger Bundesamtes, diese tauschten über eine zentrale Datenbank die Ergebnisse ihrer Kontrollen aus. "Wir informieren uns gegenseitig über festgestellte Mängel."
Nach Angaben der Sprecherin ist es relativ selten, dass ganzen Gesellschaften die Flugerlaubnis entzogen werde. Es komme häufiger vor, dass für einzelne Flugzeuge ein Verbot ausgesprochen werde.

Quelle: ntv.de

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