Tote nach Brand in Köln Türkei kritisiert Behörden
01.04.2013, 12:48 Uhr
Wieder einmal brennt in Deutschland ein Haus, das von Türken bewohnt wird. Nun schaltet sich der türkische Vize-Ministerpräsidenten Bozdag ein und wirft den deutschen Behörden vor, "sich lächerlich" zu machen. Er frage sich, warum immer nur in Wohnhäusern von Türken Brände ausbrächen. Die Polizei ermittelt nach eigenen Angaben "in alle Richtungen".
Nach dem Tod von zwei Menschen bei dem Brand eines von Türken bewohnten Hauses in Köln hat die türkische Regierung den Umgang mit mutmaßlichen Brandstiftungen kritisiert. In Fällen wie diesen seien die deutschen Behörden stets schnell mit der Beschwichtigung zur Hand, dass es sich nicht um einen rechtsextremistischen Anschlag gehandelt habe, sagte Vize-Ministerpräsident Bekir Bozdag nach türkischen Medienberichten. Er frage sich aber, warum immer nur in Wohnhäusern von Türken in der Bundesrepublik Brände ausbrächen.
Bereits nach dem Hausbrand im baden-württembergischen Backnang, bei dem im März eine türkischstämmige Frau und ihre sieben Kinder starben, war in der Türkei der Verdacht eines Anschlags aufgekommen. Dabei wurden Vergleiche mit den rechtsextremen Brandanschlägen von Solingen und Mölln angestellt, bei denen in den 1990er Jahren mehrere Türken getötet worden waren. Mit Blick auf Hinweise auf technische Gründe für die jüngsten Hausbrände sagte Bozdag, es stelle sich die Frage, warum es nur in von Türken bewohnten Häusern defekte Stecker gebe.
Die deutschen Behörden machten sich lächerlich, wenn sie "fünf Minuten nach einem Feuer" die Erklärung verbreiteten, der betreffende Brand habe nichts mit Neonazis zu tun, sagte Bozdag, der in der türkischen Regierung für die Belange der rund vier Millionen Auslandstürken zuständig ist. Der Vizepremier betonte, auch bei der Mordserie der rechtsextremen Gruppe NSU hätten die deutschen Behörden die Täter jahrelang lediglich in den Familien der Opfer gesucht, nur um später festzustellen, dass die Morde das Werk von Neonazis waren. Deshalb sollten die deutschen Ermittler bei Hausbränden stets auch die Möglichkeit eines rechtsradikalen Hintergrunds im Auge behalten.
Kein Brandbeschleuniger entdeckt
Nach Informationen aus Ermittlerkreisen wurde bislang kein Brandbeschleuniger gefunden. Sachverständige sollen nun das Haus untersuchen. "Das muss man erst mal alles abwarten", sagte eine Polizeisprecherin.
Das Feuer war am Samstagabend in dem Mehrfamilienhaus im Stadtteil Höhenberg ausgebrochen. Der Brand könnte nach ersten Erkenntnissen an einem Kinderwagen im Eingangsbereich des Hauses entstanden sein. Die Ermittler hatten Reste des Kinderwagens gefunden. Die Polizei ermittelt nach eigenen Angaben "in alle Richtungen". Zunächst würden alle Aspekte des Brandgeschehens gesammelt, sagte ein Polizeisprecher.
Die Feuerwehr fand die Leichen des 30-jährigen Mannes und der 19-jährigen Frau im verqualmten Hausflur. Der Mann habe die Bewohnerin des Hauses besucht. Beide wollten wohl durch das verqualmte Treppenhaus nach draußen flüchten. "Sie haben es nicht mehr geschafft", sagte ein Polizeisprecher. Die Polizei erwartete neue Ermittlungsergebnisse erst für Dienstag.
Insgesamt sollen über 30 Bewohner in dem Haus gelebt haben. Die Überlebenden kamen bei Verwandten und Bekannten unter. 13 Menschen wurden verletzt, unter ihnen viele mit türkischen Wurzeln.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP