Panorama

Fremde Leichenteile im SargTusk soll zu Smolensk-Unglück aussagen

27.07.2017, 17:18 Uhr
d85c9a7f766666e7d5b7e5580cfecf3f
Als der polnische Präsident Lech Kaczyński vor sieben Jahren abstürzte, war Donald Tusk Ministerpräsident. (Foto: AP)

2010 stürzte bei Smolensk ein polnisches Flugzeug mit dem Präsidenten und vielen Würdenträgern ab. Nun soll sich EU-Ratspräsident Tusk vor Gericht zu der Katastrophe äußern. Die PiS-Regierung hat ihre eigene Theorie.

EU-Ratspräsident Donald Tusk ist von der polnischen Landesstaatsanwaltschaft als Zeuge zur Vernehmung vorgeladen worden. Als Termin sei der 3. August festgelegt worden, teilte die Justizbehörde mit Sitz in Warschau am Donnerstag mit. In dem Verfahren geht es um den Flugzeugabsturz von Smolensk am 10. April 2010, bei dem neben dem polnischen Präsidenten Lech Kaczyński zahlreiche ranghohe Vertreter aus Politik und Gesellschaft umkamen. Tusk war zu dieser Zeit in Polen Ministerpräsident für die liberalkonservative Bürgerplattform (PO). Die Staatsanwaltschaft wirft den damals Verantwortlichen vor, keine sofortige Exhumierung der aus dem russischen Smolensk nach Polen transportierten Leichen angeordnet zu haben.

Tusks Anwalt Roman Giertych sagte der Agentur PAP, sein Klient werde zu der Vernehmung eintreffen, falls es nicht zu "unvorhergesehenen Umständen" komme. Der verunglückte Präsident war der Zwillingsbruder von Jaroslaw Kaczyński, dem heutigen Vorsitzenden der alleinregierenden nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS). Im November hatte in Polen eine umstrittene Exhumierung der bereits beerdigten Absturzopfer begonnen, bei der in einigen Särgen nach Medienberichten fremde Leichenteile gefunden wurden. Die PiS-Regierung will mit den Untersuchungen auch ihre Theorie untermauern, dass der Flugzeugabsturz ein Anschlag war.

Nach einer Umfrage der Zeitung "Rzeczpospolita" glauben 51,4 Prozent der befragten Polen an einen Unfall und 14,2 Prozent an einen Anschlag. Die übrigen gaben an, es sei schwer zu entscheiden, welche Version der Wahrheit entspricht.

Quelle: sra/dpa

UnglückeRusslandDonald TuskLech KaczynskiSmolenskPiS-ParteiFlugzeugabsturzPolen