Versuchter Totschlag U-Bahn-Schläger vor Gericht
23.08.2011, 07:57 UhrDie maßlose Gewalt, mit der die U-Bahn-Schläger von Berlin ihre Opfer beinahe zu Tode prügeln, löst in Deutschland Entsetzen aus. Jetzt müssen sich die Schüler wegen versuchten Mordes vor Gericht verantworten.

Die Berliner U-Bahn-Schläger attackieren ihre Opfer. (Video-Aufnahmen einer Überwachungskamera im U-Bahnhof Berlin-Lichtenberg vom 11. Februar 2011)
(Foto: picture alliance / dpa)
Vor dem Landgericht Berlin hat der Prozess gegen den 18-jährigen mutmaßlichen U-Bahn-Schläger Torben P. begonnen. Der Berliner Schüler soll am Karsamstag einen Mann im U-Bahnhof Lichtenberg brutal zusammengeschlagen und durch Tritte gegen den Kopf schwer verletzt haben. Die Staatsanwaltschaft legt ihm versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung zur Last.
Ebenfalls vor Gericht steht der 18-jährige Nico A. Dem Freund von Torben P. wird unterlassene Hilfeleistung vorgeworfen, weil er diesen nicht an der Gewalttat gehindert haben soll. Außerdem sollen beide jungen Männer einen Mann, der eingreifen wollte, gefährlich verletzt haben.
Opfer forderte U-Haft
Der Fall und das Vorgehen der Berliner Justiz hatten im Frühjahr für eine heftige Diskussion über den Umgang mit jugendlichen Gewalttätern gesorgt. Das Opfer wandte sich in einem offenen Brief an Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) und forderte Untersuchungshaft für Torben P. Von der Aue lehnte eine Einmischung in das Verfahren ab. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) ging schließlich in die Offensive und stellte im Mai ein umfassendes Maßnahmenpaket vor, mit dem Verkehrsbetriebe, Polizei und Politik auf die gewalttätigen Übergriffe in den U-Bahnen reagieren sollten.
Öffentlichkeit wird sensibilisiert
Neben der verstärkten Präsenz von Sicherheitspersonal und einer Ausweitung der Videoüberwachung sieht das Konzept unter anderem eine Sicherheitsleitstelle vor, die rund um die Uhr besetzt ist. Sie soll bei Gewalttaten per Lautsprecheransagen eingreifen, um eine Eskalation möglichst so lange zu verhindern, bis Sicherheitskräfte vor Ort sind. Die Polizei setzt zudem seit Mai 60 zusätzliche Beamte in Bussen und Bahnen ein.
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) präsentierten im August außerdem eine Kampagne für mehr Zivilcourage. Unter dem Motto: "Deine Waffe gegen Gewalt" fordern Plakate Zeugen von Gewalt auf, rasch zu reagieren und mit einem Knopfdruck an den Informations- und Notrufsäulen in den Bahnhöfen die Sicherheitsstellen der Verkehrsbetriebe zu alarmieren.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa