Panorama

Bis zu 17 Grad am Wochenende Und ewig lockt der Frühling

Verheißungsfroh: Bald kann man sich wieder im Park erholen.

Verheißungsfroh: Bald kann man sich wieder im Park erholen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Spielt das Wetter verrückt? Es ist Mitte Februar, und in weiten Teilen der Republik scheint der Frühling ausgebrochen zu sein. Am Wochenende wird es sogar bis zu 17 Grad warm - doch vorher kann es noch einmal dicke kommen, warnt n-tv Meteorologe Björn Alexander.

n-tv.de: Björn, unser Wetter kann ja fast alles - außer Winter. Bleibt es dabei?

Björn Alexander: Im Prinzip schon. Ein richtiger Wintereinbruch bis ins Flachland ist auch binnen der nächsten zehn Tage nahezu auszuschließen. Ganz im Gegenteil: zum Samstag steigen die Temperaturen - zumindest zwischenzeitlich - mal wieder in frühlingshafte Bereiche. Dann sind mit Sonne und Föhn vor allem im Süden und Südosten stellenweise schon mal Werte Richtung 20 Grad - Marke drin. Rekordverdächtig für die Jahreszeit.

Das ist der Stand der Natur wohl auch. Zumindest blüht und grünt es teilweise schon wie im Frühjahr.

Ja. Das extrem milde Wetter im Dezember und teilweise ja auch im Januar sowie in der ersten Februarhälfte treibt schon seine Blüten. Allergiker haben es mitunter schon seit einigen Wochen in der Nase. Denn Erle und Hasel als Frühblüher machen ihrem Namen alle Ehre. Aber auch Schneeglöckchen oder Forsythien sind in diesem Jahr enorm früh dran. Etwas weiter zurück ist die Natur im Vergleich allerdings im Nordosten und Osten. Dort war es zwischendurch ja auch mal richtig winterlich.

Da stellt sich schnell die Frage, ob das denn noch normal ist. Oder müssen wir uns in der Zukunft darauf einstellen, dass es keinen Winter mehr gibt?

Was die Zukunft bringt, weiß ich natürlich auch nicht. Aber dass es in der Vergangenheit immer mal wieder milde und kalte Winter gab, das ist eindeutig. Denken wir beispielsweise an die Kältewellen und Schneelagen, die uns in den letzten Wintern immer wieder heimgesucht haben. Rekordkälte, weiße Weihnacht mit richtig viel Schnee auch in den tiefen Lagen im Westen. Auf der anderen Seite gab es auch sehr milde Winter. Schlussendlich darf man bei der ganzen Diskussion um den Klimawandel nie einige Fakten außer Acht lassen. Der Begriff Klima steht stellvertretend für das durchschnittliche Wetter über einen Zeitraum von mindestens 30 Jahren. Das Klima ist also abhängig vom Wetter. Und selbst kurzfristige Wettervorhersagen bereiten den Wettermodellen schon mal große Probleme. Fehlprognosen gehören einfach mal dazu. Jetzt reden wir in der Klimaprognose aber natürlich nicht von Tagen, sondern von Jahrzehnten. Ich will an dieser Stelle nicht den Klimawandel, den es natürlich schon immer gab, wegreden. Wir müssen uns auf Veränderungen einstellen. Das ist ziemlich sicher. Nur wie die im Detail aussehen, ist kaum vorhersagbar.

Was heißt das? Gibt es Beispiele?

Gehen wir einfach mal davon aus, dass es global gesehen wärmer wird. Dann wird das direkte und indirekte Folgen haben. Vordergründig werden beispielsweise die Gletscher kleiner. Es wird aber sehr wahrscheinlich auch Veränderungen in der allgemeinen atmosphärischen Zirkulation geben. Auch die großen maritimen Ausgleichsströmungen dürften sich damit ändern. Wie wichtig zum Beispiel der Golfstrom für unser Wetter ist, zeigt der Blick in die USA. Dort erlebten die Menschen bisher einen unglaublichen Winter mit Schneemassen und eisiger Kälte. Grund ist unter anderem, dass sich hoher Druck über dem Pazifik behauptet und dass die Polarluft von Nordwesten her weit nach Süden vorankommt. Bei unserem Wetter hingegen sind die westlichen bis nordwestlichen Strömungen in der Regel eher milde bis nasskalte Ereignisse. Das liegt daran, dass die Luft normalerweise den milden Atlantik überquert und dort angewärmt wird. Eine Abschwächung des Golfstroms hätte folglich enorme Konsequenzen auf unser Wetter.

Wie könnten die aussehen?

Selbst in Brandenburg blühen schon die Schneeglöckchen und Winterlinge.

Selbst in Brandenburg blühen schon die Schneeglöckchen und Winterlinge.

(Foto: dpa)

Dazu reicht es eigentlich, wenn wir mal auf den Breitengraden westwärts blicken. Im Zentrum der Kälte lagen in diesem Winter in Nordamerika immer wieder die großen Seen. Und die sind in etwa auf der gleichen Höhe wie die Alpen. Eine Schwächung des Golfstroms hätte also gravierende Konsequenzen für unser Wetter, denn schlussendlich sorgt der Golfstrom für die Wärme, die den Landmassen in Nordamerika bei nordwestlichen Winden fehlt. Auch könnten sich dann quasistationäre Druckgebilde verschieben.

Quasistationär?

Hochs oder Tiefs, die sehr häufig ausgeprägt und relativ ortsfest sind, das Islandtief oder das Azorenhoch. Was passiert, wenn es da Verschiebungen oder Änderungen gibt, merken wir relativ schnell. Unser Un-Winter jetzt ist zum Beispiel das Ergebnis eines gut ausgeprägten Atlantiktiefs und eines starken Azorenhochs. In kalten Wintern hingegen überwiegt oft hoher Druck über Skandinavien und die Tiefdruckaktivität über dem Atlantik ist schwach. Somit dominieren bei uns die östlichen und entsprechend kalten Winde.

Das klingt plausibel. Und die Atlantiktiefs haben ja auch europaweit für heftige Auswirkungen gesorgt, oder?

Die Regenerationsfähigkeit der Orkan- bzw. Sturmtiefs ist extrem ausgeprägt und wurde auch durch die Kaltluftvorstöße über Nordamerika und Grönland immer wieder verstärkt. In der Folge stürmt es vor allem über West- und Südwesteuropa bis hin zur Orkanstärke. Das wiederum sorgt für die großen Wellen von über 10 Metern Höhe. Außerdem bringen die Tiefs immer wieder Dauerregen mit entsprechenden Überschwemmungen. Und weil die Luft eben auch nicht ganz mild ist, schneit es beispielsweise in den höheren Lagen der Iberischen Halbinsel zeitweise kräftig.

Hängen damit auch die Starkschneefälle in den Alpen zusammen?

Ja. Denn wenn die Ableger der Atlantiktiefs ihren Schwenk in Richtung Mitteleuropa und Mittelmeer ausweiten, dann tanken sie zuerst noch ein wenig Feuchtigkeit und lassen diese dann an den Alpen in Form von heftigem Regen oder Schneefall hängen. Und weil dieses Szenario sich häufig wiederholt hat, gab es besonders im Bereich der Südalpen und Tauern teilweise enorme Neuschneezuwächse. In diesem Fall kann man also von der Kaltluft über Nordamerika eine Kausalkette bis hin zum eingeschneiten Bergdorf machen.

Kommen wir zurück zum Wetter bei uns: wie sind die Aussichten?

n-tv Meteorologe Björn Alexander.

n-tv Meteorologe Björn Alexander.

(Foto: n-tv)

Derzeit schickt uns ein Orkantief bei Schottland einen kleinen, aber intensiven Ableger. Dieses Randtief überquert uns von Frankreich her und zieht mit seinem Kern von der Eifel bis zur Odermündung. Von dieser Zugbahn nordwärts setzt damit intensiver Regen ein, der zwischenzeitlich auch in den tieferen Lagen örtlich in Schneeregen oder Schnee übergehen kann. Damit kann es vorübergehend sogar auf den Straßen vom nördlichen Rheinland und Ruhrgebiet bis nach Bremen mal glatt werden. Und natürlich dürften auch die höher gelegenen Autobahnabschnitte betroffen sein. In freien Berglagen von Eifel, Hochsauerland oder Hessischem Bergland sind durchaus Neuschneemengen bis etwa 20 Zentimeter möglich. Südlich des Tiefkerns ist es hingegen der Wind, der Probleme macht. In Schauer- und Gewitternähe bzw. mit dem Durchgang der Kaltfront sind Sturmböen bis ins Flachland drin. Im Hochschwarzwald sind es Orkanböen.

Oh je. Wie sieht es in Richtung Wochenende aus?

Am Freitag schwächt sich der Wind zumindest zwischenzeitlich spürbar ab und besonders im Süden sind noch letzte Schauer unterwegs, die im Bergland als Schnee niedergehen. Die Schneefallgrenze liegt bei rund 500 Metern. Derweil nähert sich aus Westen aber schon die Warmfront des nächsten Tiefs und damit steigt die Schneefallgrenze wieder auf über 1500 Meter. Dazu gibt es Tageshöchstwerte zwischen 4 und 12 Grad. Und dieser Trend zur Milderung bleibt auch zum Start ins Wochenende bestehen.

Was heißt das im Detail?

Der Wind nimmt wieder zu und es breiten sich bevorzugt im Westen und Norden neue Regenwolken aus. Sturmböen sind am Samstag tagsüber vor allem im Bergland sowie im Nordwesten zu erwarten. Unterdessen legt auch der Föhn an den Alpen sowie generell an den Nordrändern der Gebirge deutlich zu. Und mit Sonne und Föhn geht es auf gen Frühlingsfeeling mit 15 bis 17 Grad, stellenweise vielleicht auch mehr. Ansonsten sind oft 8 bis 15 Grad möglich.

Wie sieht es am Sonntag aus?

Achterbahnmäßig. Der Föhn bricht zusammen und die Temperaturen gehen wieder um einige Grade runter. Auch der Süden bekommt Regenwolken, oberhalb von gut 800 Metern fällt durchweg Schnee. Der Südwestwind ist noch da und kann in Schauernähe sowie an der See weiterhin stürmisch sein. Im Vergleich zum Samstag ist es aber ruhiger bei 4 bis 12 Grad. Was natürlich angesichts der Jahreszeit weiterhin zu mild ist.

Was bringt die nächste Woche?

Wenig Änderung. Es bleibt wechselhaft und die Temperaturen gehen mit meist 4 bis 10 Grad noch etwas zurück. Nachts kann es bevorzugt im Süden und Osten schon mal leichten Frost geben und der Winter kocht somit nach wie vor auf ganz kleiner Flamme.

Quelle: ntv.de

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