Über 140 Tote in Südrussland Unwetter überrascht im Schlaf
07.07.2012, 19:02 Uhr
In der schwer getroffenen Region Krimsk.
(Foto: dpa)
An einem Tag rechnet es so viel wie sonst in fünf Monaten. Ein schweres Unwetter reißt in Russland mehr als 140 Menschen in den Tod. Die Behörden sprechen von der größten Naturkatastrophe seit Jahrzehnten. Im Internet kursieren Gerüchte, das Unglück sei handgemacht. Der Präsident will die Ursache der Überschwemmungen untersuchen.
Bei schweren Überschwemmungen im Süden Russlands sind mehr als 140 Menschen ums Leben gekommen. Die Bewohner der Region Krasnodar wurden nach Angaben der Behörden in der Nacht zum Samstag im Schlaf von den durch heftige Regenfälle ausgelösten Fluten überrascht. Die Behörden sprachen von der schlimmsten Naturkatastrophe in der Region seit Jahrzehnten.
Die meisten Todesopfer gibt es im Bezirk Krimsk, wo der Fluss Bakanka über die Ufer trat. Weitere Tote wurden aus dem Badeort Gelendschik am Schwarzen Meer und aus der Hafenstadt Noworossijsk gemeldet, insgesamt wurden bis Samstagabend 134 Tote gezählt.
Eine Bewohnerin der Stadt Krimsk sagte, die Behörden hätten keine Warnung ausgegeben, das Unglück sei völlig überraschend gekommen. "Das Wasser stieg sehr schnell, die Erdgeschosse wurden in fünf bis zehn Minuten überflutet, das Wasser riss Bordsteinkanten weg und sogar Stücke vom Asphalt", berichtete sie. Eine Frau habe die Nacht auf einem Baum verbringen müssen, bevor sie gerettet werden konnte.
Krimsk war am Abend noch immer ohne Strom. Spuren an den Häuserwänden zeigten, dass die Fluten in der Stadt bis zu sieben Meter hoch gestiegen waren. Die Rentnerin Lidija Polinina berichtete, sie und ihre Familie seien durch ein Fenster geflohen: "Unser Haus war bis zur Zimmerdecke überflutet, wir konnten die Tür wegen des Wassers nicht öffnen. Also haben wir das Fenster zerschlagen, um rauszuklettern." Sie habe ihren fünfjährigen Enkel aufs Dach ihres Autos gehievt, und dann seien sie in die Dachkammer geklettert. "Ich weiß nicht, wie wir es geschafft haben zu überleben."
Behörden dementierten Gerüchte
Die örtlichen Behörden dementierten im Internet verbreitete Gerüchte, wonach es sich um eine von Menschen verursachte Katastrophe handele, die durch eine nicht geschlossene Sperre an einem Stausee ausgelöst worden sei. Nach Behördenangaben sind mindestens 13.000 Menschen von den Überschwemmungen betroffen. In der Region Krasnodar wurde die Polizei bei Einbruch der Dämmerung in Alarmzustand versetzt, um gegen mögliche Plünderer vorzugehen.
Präsident Wladimir Putin machte sich bei einem Hubschrauberflug einen Eindruck von der Lage in der Hochwasserregion. Er kündigte Ermittlungen an. Es werde untersucht, ob die Behörden die Bevölkerung früh genug gewarnt hätten, sagte der Politiker der Nachrichtenagentur Itar-Tass.
Die Überschwemmungen wurden nach Behördenangaben ausgelöst durch ungewöhnlich heftige Regenfällen. In Gelendschik hatte es zuvor binnen 24 Stunden so viel geregnet wie sonst in fünf Monaten.
Quelle: ntv.de, AFP/rts