Brand in Haus in Saarbrücken Vier Kinder sterben
24.08.2012, 10:00 UhrAls die Feuerwehr zu einem Brand in Saarbrücken gerufen wird, erwarten die Einsatzkräfte dramatische Szenen: Eine Familie steht am Fenster und ruft um Hilfe. Über eine Drehleiter bergen die Feuerwehrleute die Eltern und ein Baby. Für vier weitere Kinder kommt jegliche Hilfe zu spät. Angehörige der Opfer erheben schwere Vorwürfe gegen die Feuerwehr.
In einer brennenden Dachgeschosswohnung in Saarbrücken sind vier Kinder ums Leben gekommen. Ihre Eltern und ein Baby konnte die Feuerwehr noch vor dem Feuer retten. Für die vier Geschwister im Alter zwischen drei und sieben Jahren, darunter Zwillingsjungen, kam aber jede Hilfe zu spät. Die Ursache des Unglücks war weiterhin unbekannt, die Polizei ging nach ersten Erkenntnissen von einem Unglück aus. "Im Moment haben wir keine Hinweise auf Brandstiftung", sagte ein Polizeisprecher. Die Beamten ermitteln allerdings wegen fahrlässiger Brandstiftung und fahrlässiger Tötung. Die toten Kinder wurden obduziert, ein Ergebnis lag zunächst aber nicht vor.
Unterdessen hat ein von Verwandten der Opfer beauftragter Anwalt Vorwürfe gegen die Feuerwehr erhoben. Einem Feuerwehrsprecher zufolge geht es dabei um die Frage, warum nicht noch mehr Menschen mittels Drehleiter aus der Wohnung gerettet wurden. Nach seiner Darstellung hätte es aber nichts genutzt, zusätzliche Wehrleute über die Leiter nach oben zu bringen, denn in der Wohnung seien schon genug Helfer gewesen. Er weise die Vorwürfe zurück, sagte der Sprecher.
Das Feuer war am frühen Morgen in der Dachgeschosswohnung eines Eckhauses im Stadtteil Burbach ausgebrochen. Anwohner schlugen Alarm. Kurz darauf traf nach Zeugenaussagen schon die Feuerwehr ein, die Feuerwache liegt in unmittelbarer Nähe des Unglücksorts. Der Brand brach nach Angaben der Feuerwehr in der Wohnung selbst aus. Das Treppenhaus sei unversehrt gewesen. Die Feuerwehr hatte die Flammen nach etwa einer halben Stunde gelöscht.
Wohnung brannte bereits lichterloh
Den Helfern bot sich ein dramatisches Bild: Ein Feuerwehrsprecher schilderte, dass die Wohnung bereits lichterloh gebrannt habe. Auf beiden Seiten des Eckhauses seien im Dachgeschoss bis zu vier Meter hohe Stichflammen geschlagen. Die 27-jährige Mutter habe ihr elf Monate altes Mädchen im Arm gehalten und an einem Fenster verzweifelt um Hilfe geschrien, der 28 Jahre alte Vater an einem anderen Fenster. Mit einer Drehleiter retteten Feuerwehrleute die drei Bewohner.
Kurz darauf holten sie ein weiteres Kind aus der Wohnung, die Ärzte konnten ihm aber nicht mehr helfen. Bei dem Feuer starben zwei Zwillingsjungen im Alter von drei Jahren sowie zwei fünf und sieben Jahre alte Mädchen. Ein Polizeisprecher sagte, er glaube nicht, dass das Obduktionsergebnis noch am Wochenende vorliege. Die Eltern und das Baby wurden mit Brandverletzungen und Rauchgasvergiftungen ins Krankenhaus gebracht. Sie sind nach ersten Erkenntnissen außer Lebensgefahr.
Der Leiter der Berufsfeuerwehr Saarbrücken, Josef Schun, sagte, möglicherweise beruhe das Schreiben des Anwalts, das im Auftrag eines Großvaters und eines Onkels der Kinder mit Bezug auf Aussagen der Mutter erstellt worden sei, auf einem Missverständnis. Demnach habe die Mutter auf ihre Rufe, dass noch Kinder in der Wohnung seien, keine Reaktion der eingefahrenen Drehleiter gesehen. Zu dem Zeitpunkt seien aber bereits sechs Feuerwehrleute -"mehr als ausreichend" - in der Wohnung gewesen, um nach den Kindern zu suchen.
"In Lebensgefahr begeben und alles versucht"
"Wir sind mit allem was ging in das Haus reingegangen", sagte Schun. "Diese Kollegen haben sich wirklich in Lebensgefahr begeben und alles versucht." Einsatztechnisch wäre es falsch gewesen, von der Drehleiter aus in die Wohnung zu gucken. "Man sieht nichts in so einer Wohnung." In dem Schreiben heiße es weiter, wenn sich nach der Prüfung durch die Polizei herausstelle, dass ein anzeigewürdiger Fall vorliege, solle das Schreiben als Anzeige gewertet werden.
Schun berichtete, dass der 30 Mann starke Löschtrupp, der zuerst im Einsatz war, später wegen der großen psychischen Belastung ausgewechselt werden musste. Die Kräfte werden ebenso psychologisch betreut wie die überlebenden Eltern. Der Landespolizeipräsident des Saarlandes, Norbert Rupp, zeigte sich bestürzt über die Tragödie. "Es ist ein ganz dramatisches Ereignis", sagte er. Er selbst war am Morgen am Brandort. "Vier tote Kinder sind auch für den am härtesten gesottenen Polizisten und Feuerwehrmann eine sehr belastende Situation." Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer reagierte tief betroffen. "Ich möchte den Angehörigen und allen Betroffenen mein Mitgefühl ausdrücken", sagte die Regierungschefin.
Quelle: ntv.de, dpa