Mysteriöser Mord in Frankreich Vierjährige versteckt unter Toten
06.09.2012, 07:19 Uhr
Der Staatsanwalt Eric Maillaud gibt Auskunft über das Verbrechen.
(Foto: dpa)
Es ist ein Verbrechen wie in einem grausigen Film: Bei Annecy in den französischen Alpen findet ein Radfahrer auf einem Waldparkplatz drei Tote in einem BMW sowie einen erschossenen Radfahrer. Neben dem Fahrzeug liegen viele Patronenhülsen. Unter den Leichen aus Großbritannien entdeckt die Polizei ein vierjähriges Mädchen, das noch lebt.
Die Ermittler haben während ihrer Untersuchungen zum mysteriösen Gewaltverbrechen mit vier Toten in den französischen Alpen ein Kind entdeckt, das die Tat überlebt hat. Das vier Jahre alte Mädchen habe knapp acht Stunden im hinteren Teil eines Autos unter den Beinen seiner toten Mutter gelegen, berichtete die Staatsanwaltschaft. Da es sich nicht bemerkbar gemacht habe, sei es erst gefunden worden, nachdem Experten für Spurensicherung aus Paris eingetroffen seien. Im Gegensatz zu seiner Schwester blieb das Kind aber unverletzt.
Laut Polizei saß der Familienvater auf dem Fahrersitz des BMW, auf dem Rücksitz fanden die Ermittler zwei Frauenleichen. Als Pariser Experten der Gerichtsmedizin die Opfer in der Nacht untersuchen wollten, entdeckten sie die Vierjährige. Laut einem Ermittler war die Kleine fast acht Stunden "unter den Beinen ihrer Mutter verborgen". In der gesamten Zeit habe sie sich nicht bewegt. "Sie sprach Englisch, erzählte uns, dass sie Lärm und Schreie gehört hat. Mehr kann sie nicht sagen, sie ist ja gerade mal vier Jahre alt", berichtete Staatsanwalt Eric Maillaud.
Radfahrer entdeckt das Verbrechen
Die insgesamt vier Leichen sowie die sieben Jahre alte Schwester der Vierjährigen waren am Mittwochnachmittag an einem Waldweg in Nähe des Sees von Annecy entdeckt worden. Nach ersten Ermittlungen handelte es sich bei den Opfern um eine britische Familie inklusive der Großmutter, die in Frankreich Camping-Urlaub machte sowie um einen Radfahrer aus der Region. Alle wiesen Schussverletzungen auf. Am Tatort wurden 15 Patronenhülsen gefunden, die von einer automatischen Pistole stammen. Ein anderer Radfahrer hatte das Verbrechen entdeckt.
Der Hintergrund der Tat war zunächst völlig unklar. Die Staatsanwaltschaft hält einen kriminellen Hintergrund für wahrscheinlich, schließt aber auch ein Familiendrama nicht aus. Die Polizei riegelte die Straße zum Tatort ab und begann mit der Befragung möglicher Zeugen. Die schwer verletzte Schwester der Vierjährigen wurde in kritischem Zustand zu einer Notoperation in ein Krankenhaus nach Grenoble gebracht. Ihr Zustand hat sich mittlerweile stabilisiert. Sie wird aber voraussichtlich erst in den nächsten Tagen vernehmungsfähig sein.
Quelle: ntv.de, AFP