Chile fiebert Rettung der "33" entgegen Vorbereitung auf "Día D"
11.10.2010, 09:34 UhrHubschrauber proben Nachtflüge, der Rettungsschacht wird verstärkt, die 33 in Chile verschütteten Bergleute üben Antworten auf Journalistenfragen: Die Vorbereitungen für die Rettung der Kumpel laufen auf Hochtouren. Zwei Tage dürfte die Aktion dauern.
Die Rettung ist in Sicht: Die letzten Vorbereitungen für die spektakuläre Bergung der 33 verschütteten Kumpel in Chile sind in vollem Gange. In der Nacht hoben Hubschrauber an der Mine in der Atacama-Wüste zu Übungsflügen ab, damit die Kumpel reibungslos in Krankenhäuser geflogen werden können. Voraussichtlich ab Mittwoch sollen die Männer durch den Rettungsschacht in einer speziellen Kapsel an die Oberfläche gezogen werden. Nach einem kurzen Treffen mit Angehörigen sollen sie in ein Krankenhaus in der Stadt Copiapó geflogen werden.
Alle Vorbereitungen für die Rettung, auch die Stabilisierung des Rettungsschachtes mit langen Stahlröhren, sollten schnell abgeschlossen werden, teilte Gesundheitsminister Jaime Mañalich mit. Die Rohre sollen verhindern, dass Steine herausbrechen und in die Tiefe donnern - oder sich zwischen Kapsel und Felswand verklemmen.
Vorbereitung auf Journalistenfragen
Da es jeweils eine Stunde dauern wird, einen Verschütteten aus der Tiefe hochzuziehen und die Kapsel wieder herabzulassen, wird die ganze Aktion wohl knapp zwei Tage in Anspruch nehmen. Die Hubschrauber müssen deshalb auch nachts starten und landen. Schwierigkeiten könnte es geben, wenn einer der Bergleute während der Fahrt nach oben kollabiert. Die Männer werden über Sensoren medizinisch überwacht.
In 700 Metern Tiefe setzten die Eingeschlossenen ihre Vorbereitungen für den "Día D", den Tag der Entscheidung, fort. Dazu gehörte ein Kurs, wie auf unangenehme Fragen von Journalisten zu reagieren ist. In einem solchen Fall sollten die Geretteten lieber nicht ärgerlich werden, sondern freundlich, aber bestimmt antworten, dass dies nicht der Augenblick für eine solche Frage sei, berichtete die Zeitung "El Mercurio".
Zudem begann die Diskussion darüber, wer als Letzter gerettet werden darf. Gesundheitsminister Mañalich berichtete, er habe den Bergleuten gesagt, dass eine Reihenfolge für die Rettung festgelegt werde. Daraufhin habe einer von ihnen gesagt: "Sehr gut, Herr Minister, aber ich möchte gerne als Letzter raus." Daraufhin hätten andere darum gebeten, dass sie als Letzte gerettet würden. Unter den Bergleuten herrsche Teamgeist und Solidarität, sagte der Minister. Allerdings haben einige Kumpel auch einfach Angst, als Erste in der nur 53 Zentimeter breiten Rettungskapsel nach oben gezogen zu werden, wie Angehörige berichteten.
Das Drama unter Tage hatte am 5. August begonnen. Mehr als zwei Wochen dauerte es, bis die Verschütteten nach dem Einsturz entdeckt und über Schächte versorgt wurden. Noch nie waren Menschen so lange Zeit in so großer Tiefe gefangen. Die Aktion zu ihrer Rettung ist die längste und aufwendigste, die je im Bergbau vorgenommen wurde. Den Verschütteten half ein ausgeklügeltes Beschäftigungs- und Fitnessprogramm, die belastende Zeit in der Tiefe zu überstehen.
Quelle: ntv.de, dpa