Panorama

Epidemie breitet sich schnell aus WHO rechnet mit 20.000 Ebola-Infizierten

Die WHO schmiedet einen Krisenplan, um eine Pandemie zu verhindern.

Die WHO schmiedet einen Krisenplan, um eine Pandemie zu verhindern.

(Foto: REUTERS)

Die Weltgesundheitsorganisation befürchtet im nächsten halben Jahr deutlichen einen Anstieg der Ebola-Fälle . Die Experten entwickeln einen Notfallplan, um eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern. Für Deutschland besteht bisher keine Gefahr.

Ebola-Virus

Das in Afrika vorkommende Ebola-Virus gehört zu den gefährlichsten Krankheitserregern der Welt. Es führt in 50 bis 90 Prozent der Fälle zum Tod. Trotz intensiver Forschung gibt es weder eine vorbeugende Impfung noch ein Heilmittel.
Das Virus wird nach Angaben des Berliner Robert-Koch-Instituts hauptsächlich durch direkten, engen Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen, wahrscheinlich über bluthaltige Körpersekrete. Nach einer Inkubationszeit von zwei Tagen bis drei Wochen führt die Krankheit meist zu Fieber und inneren Blutungen (hämorrhagisches Fieber), die Mehrheit der Patienten stirbt an Lungenversagen und Kreislaufschock.
Das Virus, das zuerst am Ebola-Fluss im Kongo auftauchte, lässt sich im Blut, Urin und Rachensekret nachweisen. Schon der Verdacht auf eine Erkrankung ist in Deutschland meldepflichtig.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rechnet in Westafrika mit einem langen Kampf gegen die Ebola-Epidemie - und vielen Opfern. Die Zahl der Infizierten könne in den kommenden sechs bis neun Monaten über 20.000 steigen, erklärte die WHO bei der Vorstellung eines Notfallplans. Dieser sieht unter anderem den Einsatz von mehr als 13.000 Fachkräften in jenen Regionen vor, die am schlimmsten von dem Virus betroffen sind. 750 davon sollen internationale Spezialisten sein.

Die Gesamtkosten schätzt die WHO auf mehr als 370 Millionen Euro innerhalb der kommenden sechs Monate. "Es handelt sich nicht um eine westafrikanische Angelegenheit, sondern um eine Frage der globalen Gesundheitssicherheit", sagte der Vizegeneraldirektor der Organisation, Bruce Aylward. Da der Ausbruch in Guinea, Liberia, Sierra Leone und Nigeria alles bisher Gesehene überschreite, sei eine neue Strategie zur Bekämpfung nötig.

Ziel des Notfallplans ist es, dass die Infektionen in den besonders betroffenen Gebieten binnen drei Monaten nicht mehr ansteigen. Zudem soll die Übertragung des Virus' in Haupt- und Hafenstädte gestoppt werden. Ein vollständiges Ende der Epidemie ist der WHO zufolge auch bei vollständiger Umsetzung des Plans erst in sechs bis neun Monaten zu erwarten.

Virus breitet sich weiter aus

Der Schlüssel zur erfolgreichen Bekämpfung von Ebola liegt Aylward zufolge in der Arbeit mit Bewohnern betroffener Regionen. Diese müssten umfassend aufgeklärt werden. "Reise- und Handelsbeschränkungen werden Ebola hingegen nicht besiegen, sondern behindern vielmehr den Kampf gegen das Virus." Aylward äußerte die Hoffnung, dass binnen zwei Wochen wieder Flüge in betroffene Regionen möglich werden könnten.

Im Münchener Klinikum wird bereits für den Ernstfall trainiert.

Im Münchener Klinikum wird bereits für den Ernstfall trainiert.

(Foto: dpa)

Wegen zahlreicher Restriktionen sei es derzeit schwierig, Personal und Material zu transportieren. Die Epidemie breitet sich jedoch immer schneller aus. Bis zum 26. August stieg die Zahl der bestätigten und Verdachtsfälle in Westafrika nach WHO-Angaben auf 3069, 1552 von ihnen starben. Tatsächlich könne die Zahl zwei bis viermal so hoch liegen, warnte die Organisation. Mehr als vierzig Prozent der Fälle wurden in den vergangenen 21 Tagen erfasst.

Die Sterblichkeit in Westafrika liegt demnach im Mittel bei 52 Prozent. Sie reicht von 42 Prozent in Sierra Leone bis zu 66 Prozent in Guinea. Den Statistiken zufolge forderte die derzeitige Epidemie bislang ähnliche viele Opfer wie alle früheren Ebola-Ausbrüche zusammen. Auch in Nigeria breitet sich das Ebola-Virus weiter aus. Gesundheitsminister Onyebuchi Chukwu bestätigte das erste Ebola-Todesopfer außerhalb der Metropole Lagos. Der Arzt war am 22. August gestorben. "Nachdem seine Witwe den Tod gemeldet hatte, haben wir den Fall gründlich untersucht und die Laboranalyse zeigt, dass der Arzt an der Ebola-Viruserkrankung starb", sagte der Minister. Er hatte ein Ebola-Opfer behandelt.

Ebola-Gefahr in Deutschland minimal

Für Deutschland gibt es bisher keine Ebola-Warnung. Der Präsident des Robert Koch-Instituts, Reinhard Burger, erwartet kein erhöhtes Risiko durch Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen. "Sie kommen aus anderen Regionen Afrikas, also in erster Linie aus Regionen, in denen kein Ebola-Virus auftritt", sagte er. Die Inkubationszeit liege bei acht Tagen bis maximal drei Wochen. "Die Flüchtlinge haben in der Regel eine längere Anreisezeit. Das heißt, sie würden vorher Krankheitssymptome zeigen." Er hält es für möglich, dass in Deutschland künftig weitere Ebola-Patienten behandelt werden.

Über den Zustand des Hamburger Ebola-Patienten gibt es unterdessen keine neuen Informationen. "Wir sind nicht von der Schweigepflicht entbunden", sagte eine Sprecherin des Krankenhauses. Der Mitarbeiter der WHO war am Mittwoch mit einem Spezial-Jet auf dem Hamburger Flughafen eingetroffen. Er wird auf der Sonderisolierstation der Klinik behandelt. Der Mann, der aus dem Senegal stammt, hatte sich nach Angaben eines WHO-Sprechers beim Einsatz in einem Labor in Sierra Leone infiziert. Ein Tropenmediziner zeigte sich zuversichtlich: "Der Patient ist in einem Zustand, der tatsächlich auch hoffen lässt, dass er von unseren therapeutischen Optionen profitieren kann." Die Ärzte setzen zunächst auf eine unterstützende Basisversorgung und nicht auf experimentelle Mittel.

Quelle: ntv.de, lsc/dpa

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