Fluten, Brände, gesperrte Gleise Warnung vor Unwettern und Tornados
20.06.2013, 21:11 Uhr
Erst Hitze, dann Blitze: In vielen Teilen Deutschlands wüten Gewitter. In Nordrhein-Westfalen stirbt ein Mann im Kampf gegen das eindringende Wasser in seinem Keller. Meteorologen warnen vor neuen schweren Unwettern und sogar vor Tornados. Vielerorts gilt die höchste Warnstufe.
Reißende Fluten auf den Straßen, vollgelaufene Keller und brennende Häuser: Unwetter mit Blitz und Donner haben in Teilen Deutschlands kräftig gewütet. Es entstanden Millionenschäden. Im münsterländischen Dülmen starb ein 80-Jähriger beim Arbeiten gegen eindringendes Wasser in einem Keller. Im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel hielt ein Supermarkt-Dach den Wassermassen nicht stand und brach ein. Von den Unwettern sind auch Teile von Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz sowie des Saarlandes betroffen. Die Meteorologen warnen vor weiteren Unwettern und sogar Tornados. Am Freitagfrüh beginnt um 7.04 Uhr kalendarisch der Sommer.
Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen vertrieben Gewitter und starker Regen den kurzen Bilderbuchsommer. Am späten Abend sollte eine weitere Unwetterfront über das Land ziehen. Starker Regen und heftige Gewitter legten bereits auf mehr als einem Dutzend Strecken vor allem den Nahverkehr lahm. Gleise wurden unterspült, Äste fielen auf Oberleitungen, Erdreich wurde auf Gleise gespült. Züge des Fernverkehrs verspäteten sich.
In Bochum schlug das Unwetter besonders heftig zu. Zwischen 13 und 15 Uhr fielen 73 Liter pro Quadratmeter - die Stärke eines Monsuns in Indien. Die Feuerwehr zählte mehr als 350 Einsätze. "Im gesamten Gebiet ging quasi die Welt unter", sagte Britta Breuers von der Polizeidirektion in Oldenburg. In mehreren Landkreisen Niedersachsens brannten Gebäude nach Blitzeinschlägen. In Scheeßel, wo vor Beginn des "Hurricane-Festivals" tausende Musikfans ankamen, forderte der Veranstalter am Abend die Besucher auf, die Zelte zu sichern und sich in Autos in Sicherheit zu bringen.
In Bremen hielten fast 100 Einsätze Feuerwehr und Polizei auf Trab, in Hamburg waren es rund 150 Einsätze. In Schleswig-Holstein musste die Feuerwehr mehr als 1000 Mal ausrücken. Laut Bahn kam es auf den Strecken Kiel-Lübeck, Büchen-Lüneburg sowie Neumünster-Kiel zu Verspätungen, weil Bäume von den Gleisen geschafft werden mussten.
Berlin und Brandenburg bereiten sich vor
In Mecklenburg-Vorpommern richteten die Hitzegewitter teils erhebliche Schäden an. Im Raum Rostock knickten Sturmböen mehrere Bäume um. Im Landkreis Ludwigslust-Parchim brach Stunden nach dem Gewitter ein fünf Meter langer Ast von einem Baum und stürzte auf die Windschutzscheibe eines vorbeifahrenden Kleintransporters. Das Auto geriet ins Schleudern, der Fahrer wurde leicht verletzt.
In Sachsen-Anhalt stürzten Strommasten um, wurden Bäume entwurzelt und liefen Keller voll. Nach Angaben der Polizei war vor allem der Saale-Kreis im Süden betroffen. Auf die B91 bei Merseburg stürzten Teile einer Baustellenabsicherung, ein entwurzelter Baum fiel über die Fahrbahn. In Beuna stürzte ein Strommast um. In Arendsee geriet eine Scheune in Brand. Verletzt wurde niemand. Zur Stunde zieht das Unwetter Nordostwärts in Richtung Berlin und tobt bereits in Teilen Brandenburgs.
Viel Regen verursachte auch in Rheinland-Pfalz und dem Saarland Einsätze der Feuerwehr. Keller liefen voll, Straßen waren überschwemmt. Auf der Bahnstrecke Trier-Koblenz rutschte Erdreich auf Gleise. Sie musste zeitweise in beide Richtungen gesperrt werden.
Das extreme Wetter belastet auch einige Autobahnen. Zuerst setzten die Fluten Teile der Fernstraßen unter Wasser, nun sprengt große Hitze an manchen Stellen den Straßenbelag. Der hohe Sanierungsbedarf verstärke sich so noch weiter, sagte ADAC-Experte Jürgen Berlitz.
Nach der Hitze der vergangenen Tage wird zum kalendarischen Sommeranfang unbeständiges, wechselhaftes Wetter erwartet. n-tv Meteorologe Björn Alexander warnte vor heftigen Unwettern in der Nacht, auch Tornados seien nicht ausgeschlossen, sagte er.
Quelle: ntv.de, dpa