Schwulen-Netzwerk im Vatikan? Warum der Papst zurücktrat
21.02.2013, 15:18 UhrEr habe keine Kraft mehr, so hatte Benedikt seinen überraschenden Rücktritt begründet. Spekuliert wird aber, dass es die "Vatileaks"-Informationen waren, die dem Papst das ganze Ausmaß von Erpressung, Sex- und Machtgier im Vatikan vor Augen geführt hätten. Nun solle ein Nachfolger her, der "stark, jung und heilig" genug sei, um die notwendigen Schritte zu unternehmen.

Das konnte Benedikt nicht mehr schaffen. Ein anderer, jüngerer Arbeiter im Weinberg des Herrn soll nun den Vatikan ausmisten.
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Papst Benedikt XVI. ist einem Bericht der römischen Zeitung "La Repubblica" zufolge wegen des Ausmaßes der "Vatileaks"-Affäre um gestohlene Dokumente, Sex und Korruption im Vatikan zurückgetreten. Am 17. Dezember hätten ihm drei Kardinäle ihren nahezu 300 Seiten starken Geheimbericht zu der Affäre "Vatileaks" vorgelegt, in dem es auch um homosexuelle Beziehungen und Erpressbarkeit gehe, berichtete das Blatt, ohne genaue Quellen zu nennen. An diesem Tag habe Benedikt seine lange erwogene Rücktrittsentscheidung gefällt.
Der Vatikan lehnte es ab, sich zu den neuen Spekulationen über mögliche spektakuläre Hintergründe der Entscheidung des Papstes zu äußern. Der 85-jährige Benedikt hatte seinen Rücktritt am 11. Februar verkündet und dafür stets Altersgründe ins Feld geführt. Noch am 10. Februar schrieb er bei Twitter: "Wir dürfen der Kraft der Barmherzigkeit Gottes vertrauen. Wir sind alle Sünder, doch seine Gnade verwandelt uns und macht uns neu."
Wechsel könnte vorgezogen werden

Die Kardinäle versammeln sich zur Konklave in der Sixtinischen Kapelle. Das Wann steht noch nicht fest.
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Möglicherweise wird Benedikt schon in den kommenden Tagen ein Dekret erlassen, um das Konklave zur Bestimmung seines Nachfolgers vorzuziehen. Gemäß den Regeln aus dem Jahr 1996 müsste das Konklave aus 117 Kardinälen eigentlich zwischen dem 15. und 20. März beginnen. Offenbar will Benedikt keine Zeit bei der Suche nach einem geeigneten Nachfolger verlieren, nachdem sich ebenfalls mehrere Kardinäle dafür ausgesprochen hatten.
Schwulen-Netzwerk organisierte Sex-Treffen
Die Kardinäle hätten dem Pontifex mit ihren Informationen "ein genaues Bild des Schadens und der faulen Fische" im Vatikan gegeben, so der Zeitungsbericht. Darin gehe es um "unsaubere Einflüsse" auf Mitglieder der Kurie und um ein übergreifendes, durch "sexuelle Ausrichtung" verbundenes Netz von Lobbyisten mit Finanzinteressen. Der Bericht sei explizit und spreche von Verstößen gegen mehrere christliche Gebote. Mit diesen Papieren auf seinem Schreibtisch habe Benedikt eine Woche vor Weihnachten seinen Rücktritt beschlossen.
Einige hohe Prälaten seien von außen durch Laien beeinflusst worden, denen sie durch Beziehungen "weltlicher Natur" verbunden gewesen seien, so die Zeitung. Das Wort Homosexualität sei in dem Zusammenhang gefallen. Zitiert wird jedoch lediglich eine über den Report unterrichtete Quelle mit der Behauptung, alles habe sich um die Nichtbeachtung der Gebote gedreht, wonach man nicht stehlen und keine "unreinen Handlungen" begehen dürfe. Die Kardinäle sollen ein verborgenes Schwulen-Netzwerk ausgemacht haben, das in Rom und im Vatikan Sex-Treffen organisiert habe. Kurienmitglieder in dem Netzwerk seien durch ihre sexuelle Orientierung erpressbar gewesen.
In der "Vatileaks"-Affäre um gestohlene und weitergegebene Dokumente des Papstes war Benedikts Kammerdiener Paolo Gabriele verurteilt und später vom Kirchenoberhaupt begnadigt worden.
Benedikt tritt am 28. Februar von seinem Amt zurück. Dem Bericht zufolge will er die "Vatileaks"-Informationen persönlich seinem Nachfolger übergeben, in der Hoffnung, dass dieser "stark, jung und heilig" genug sei, um dann die notwendigen Schritte zu unternehmen.
Quelle: ntv.de, dpa