Tödlicher Zwischenfall im Zoo Wie kam es zur Tiger-Attacke?
27.08.2012, 12:28 Uhr
Auch zwei Tage nachdem der sibirische Tiger im Kölner Zoo eine Tierpflegerin tödlich verletzte, ist noch unklar, wie es dazu kommen konnte. Die 43-Jährige könnte womöglich vergessen haben, vor Reinigungsarbeiten in dem Tiergehege eine Tür zu schließen. Sie wird nun obduziert.

"Hanya" war gemeinsam mit "Altai" im Frühjahr 2011 im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms nach Köln gekommen.
(Foto: dpa)
Nach der tödlichen Attacke eines Tigers auf eine Tierpflegerin im Kölner Zoo ist der genaue Hergang des Unglücks zunächst weiter unklar. Die Polizei und das Amt für Arbeitsschutz prüften weiter den Hergang des tragischen Zwischenfalls vom Samstag, wie ein Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft mitteilte. Mit Ermittlungsergebnissen sei kurzfristig nicht zu rechnen. Die Leiche der getöteten 43-Jährigen soll demnach obduziert werden.
Der sibirische Tiger "Altai" hatte die Pflegerin am Samstag angefallen und ihr einen Biss in den Hals zugefügt. Nachdem Zoodirektor Theo Pagel die Raubkatze auf Anweisung der Einsatzleitung erschossen hatte, konnte ein Notarzt nur noch den Tod der Frau feststellen. Ersten Erkenntnissen zufolge könnte die 43-Jährige es womöglich versäumt haben, vor Beginn der routinemäßigen Reinigungsarbeiten in dem Tiergehege eine Tür zu schließen.
Erschießung unausweichlich
Der Direktor des Frankfurter Zoos, Manfred Niekisch, bezeichnete derweil die Erschießung des Tigers durch seinen Kölner Kollegen als unausweichlich. "Man musste nach dem Angriff davon ausgehen, dass die Pflegerin noch lebte", sagte Niekisch dem Hessischen Rundfunk. "Eine Betäubung des Tigers hätte etwa 15 Minuten gedauert. Der Kölner Kollege hatte keine andere Wahl."
Generelle Forderungen von Tierschutzorganisationen nach Abschaffung der Raubtierhaltung in Zoos oder gar einer Schließung aller Tierparks wies der Frankfurter Zoodirektor mit Nachdruck zurück. "Da ist jedes noch so weit an den Haaren herbeigezogene Argument recht, um diese Forderung immer wieder zu untermauern", kritisierte Niekisch. "Dieser Unfall ist mit Sicherheit kein Argument, um zu sagen, solche Tiere gehören nicht in den Zoo."
Sicherheit überprüfen
Zur Frage, ob ein vergleichbares Unglück auch im Frankfurter Zoo passieren könnte, sagte Niekisch: "Die Kölner haben auch gedacht, so etwas kann bei uns nicht passieren, aber es ist dennoch passiert." Man müsse erst sehr genau die Ursachen für den Tod der Tierpflegerin analysieren. "Wir haben das zum Anlass genommen, noch einmal alle Sicherheitsvorkehrungen zu überprüfen."
Die Tierschutzorganisation Endzoo übte scharfe Kritik an der Sicherheit in deutschen Zoos. Ein Unfall wie in Köln sei nie alleinige Schuld von Zoo-Mitarbeitern, erklärte die Organisation in Nürtingen. Es zeuge bereits von Fahrlässigkeit, dass sich die getötete Kölner Wärterin ganz offensichtlich allein bei den Tigern befunden habe. Zudem gebe es mittlerweile Sicherheitssysteme, die ein gefahrloses Öffnen und Schließen von Schleusen und Gehegen garantierten.
Quelle: ntv.de, AFP