Katastrophen-Tourismus vor Giglio Wrack wird zum Spektakel
13.08.2012, 09:37 Uhr
Am 13. Januar 2012 ereignete sich das das Schiffsunglück vor der italienischen Küste.
(Foto: picture alliance / dpa)
Im Januar 2012 sinkt das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia vor der italienischen Insel Giglio. Die Havarie hinterlässt 32 Tote, Verletzte und versetzt Touristen einen Riesenschock. Der scheint sich nun wieder gelegt zu haben. Vor der toskanischen Küste stehen Urlauber Schlange, um eine Bootstour zum Wrack zu machen.
"Zehn Euro für die Hin- und Rückfahrt nach Giglio" lautet das Angebot, das Urlauber im Hafen von Porto Santo Stefano bekommen. In dem Ferienort in der Toskana stehen die Touristen in Shorts und Badelatschen Schlange, um eine Bootstour zum Wrack des untergegangenen Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia vor der Insel Giglio zu machen.

Das Wrack der Costa Concordia wird zum Touristenspektakel.
(Foto: picture alliance / dpa)
"Klar zieht die Insel jetzt viele Leute dann, denn leider ist das Unglück attraktiver als die schönen Dinge", sagt die 23-jährige Daniela, die zusammen mit ihrem Freund Davide zum Wrack unterwegs ist. "Es tut mir weh, einen solchen Koloss in einem derartigen Zustand zu sehen", ergänzt die blonde Mittfünfzigerin Lucia, als das Ausflugsboot nur Dutzende Meter an der verunglückten Costa Concordia vorbeifährt.
Urlaubsfotos mit Schiffswrack
Das 114.500 Tonnen schwere Kreuzfahrtschiff, das mit 4229 Menschen an Bord auf einen Felsen fuhr, liegt seit Monaten mit Schlagseite vor dem kleinen Hafen von Giglio. 32 Menschen, darunter zwölf Deutsche, starben bei dem Unglück am 13. Januar. "Aber das Leben auf der Insel muss weitergehen, deshalb wollten wir in den Ferien hierher kommen", erklärt Lucia ihre Entscheidung.
Hunderte Touristen teilen ihre Meinung und lassen sich im Hafen mit dem Wrack im Hintergrund fotografieren. Andere baden am Strand vor der Kulisse des havarierten Luxusliners. "Wir haben diese Geschichte im Fernsehen gesehen, die nun den Tourismus anheizt", sagt Ettore aus Florenz, bevor er sich in die Fluten stürzt.
"Der Tages-Tourismus hat zugenommen", sagt auch der Bürgermeister von Giglio, Sergio Ortelli. "Die Schaulustigen kommen, um ein Foto des Dickhäuters zu machen, der auf den Felsen liegt." Die Besucher seien sehr neugierig und besuchten Giglio "ein bisschen wie ein Museum", ergänzt Ortelli, der auf der Insel Ferienwohnungen und Motorroller vermietet.
Grüner Tourismus geht zurück
Der grüne Tourismus, auf den die für ihr sauberes Meer bekannte Insel setze, leide allerdings unter dem Unglück. Die Zahl der Hotelreservierungen und Vermietungen von Ferienwohnungen sei zurückgegangen. Doch das liege vielleicht auch an der Finanzkrise, sagt der Bürgermeister. Er hoffe, dass das Wrack schnell weggeschleppt werde, ergänzt Ortellis für die Umwelt zuständiger Stellvertreter Alessandro Centurioni. "Die Costa ist jetzt Teil unserer Landschaft, hat sie aber auch verändert. Jedes Mal, wenn ich sie sehe, fühle ich Schmerz und Trauer."
Nach den Plänen der Behörden soll das Wrack im Frühjahr 2013 abtransportiert werden. Allerdings ist das eine komplizierte Aktion, bei welcher der Koloss erst wieder aufgerichtet werden muss, bevor er in einen Hafen geschleppt und dann zerlegt werden kann.
Derweil versucht die Justiz weiterhin, die Verantwortlichen des Unglücks zu belangen. Gegen neun Leute läuft ein Ermittlungsverfahren, unter ihnen der Kapitän Francesco Schettino, der das Schiff noch vor den letzten Passagieren verlassen haben soll.
Quelle: ntv.de, AFP