Panorama

Pakistan-Konferenz in New York Wulff-Appell an die Deutschen

Essenverteilung in einem Lager für Flutopfer in Sukkur.

Essenverteilung in einem Lager für Flutopfer in Sukkur.

(Foto: AP)

Die Vereinten Nationen wollen die Hilfe für die pakistanischen Flutopfer weiter vorantreiben. Deshalb findet am Donnerstag in New York eine Sondersitzung der UN-Generalversammlung statt. "Es geht ums nackte Überleben", sagt Bundespräsident Wulff. Unterdessen steigt das Spendenaufkommen.

Angesichts der gigantischen Zerstörungen durch die Flut in Pakistan hat Bundespräsident Christian Wulff an die Deutschen appelliert, zu spenden. Er rief dazu auf, Hilfsorganisationen zu unterstützen. "Ich setze auf die Hilfsbereitschaft, die Spendenbereitschaft, die in Deutschland immer eindrucksvoll hoch gewesen ist, nicht nur bei Haiti, nicht nur beim Tsunami, sondern auch bei anderen Katastrophen - wahrscheinlich, weil uns Deutschen in der Geschichte auch häufig geholfen worden ist", sagte Wulff in der ARD.

Wulff appelliert an die Bundesbürger (Archivaufnahme).

Wulff appelliert an die Bundesbürger (Archivaufnahme).

(Foto: dpa)

Zur anfangs zurückhaltenden Spendenbereitschaft für Pakistan sagte der Bundespräsident: "Kritikwürdige Zustände dürfen nicht zulasten der dort betroffenen Menschen gehen. Es geht ums nackte Überleben ..." Millionen Kinder seien jetzt in allergrößter Not. Die Menschen im Westen seien auch wegen ihrer Glaubwürdigkeit, aus Gründen der Menschlichkeit gefordert, alles zu tun, was möglich sei, um die Situation in Pakistan zu verbessern.

Das ganze Ausmaß der Naturkatastrophe sei anfangs nicht ganz begriffen worden, sagte Wulff - dass dort eine Fläche überschwemmt sei von der Größe Italiens. Doch jetzt wüssten die Menschen, dass das Geld auch bei den betroffenen hilfsbedürftigen Menschen ankomme - über die renommierten Hilfsorganisationen. "Jetzt brauchen wir dringend die Hilfe aller derer, die helfen können."

Sondersitzung der UNO

Provinz Punjab: Nichts, nur Wasser.

Provinz Punjab: Nichts, nur Wasser.

(Foto: AP)

Am Donnerstag kommt in New York die UN-Vollversammlung zu einer Sondersitzung zusammen, bei der über bessere Hilfe für die Flutopfer in Pakistan beraten werden soll. An der Sitzung will auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon teilnehmen. Deutschland wird vom Staatsminister im Auswärtigen Amt, Werner Hoyer, vertreten. Zugleich will der Beauftragte für Humanitäre Hilfe der Bundesregierung, Markus Löning, zu einem dreitägigen Besuch nach Pakistan aufbrechen. Dort will er sich deutsche Hilfsprojekte ansehen.

Von den Überschwemmungen in Pakistan sind rund 20 Millionen Menschen direkt oder indirekt betroffen. Etwa 650.000 Familien haben nach UN-Angaben nicht einmal eine Notunterkunft.

Spendenaufkommen wird größer

Inzwischen wird für die Notleidenden immer mehr gespendet – das furchtbare Schicksal der Flutopfer wiegt doch schwerer als das schlechte Image Pakistans. Innenminister Rehman Malik versprach persönlich, das Geld werde bei den Armen ankommen - und nicht bei den Taliban.

Die Vereinten Nationen teilten mit, sie hätten inzwischen mehr als 40 Prozent der erbetenen knapp 460 Millionen Dollar (rund 357 Millionen Euro) Soforthilfe bekommen.

Auch die Deutschen spenden nach anfänglichem Zögern mehr Geld. Insgesamt gaben die Bundesbürger bislang 24 Millionen Euro für die Flutopfer. Das ergab eine Umfrage des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) bei 37 Hilfswerken und Spendenbündnissen. Für die Erdbebenopfer in Haiti seien bis zum gleichen Zeitpunkt nach der Katastrophe 86 Millionen Euro in Deutschland gespendet worden.

Der Sprecher des UN-Büros zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) in Pakistan, Maurizio Giuliano, sagte in Islamabad, 208 Millionen Dollar seien eingegangen. Das entspreche 42,5 Prozent der in der vergangenen Woche angeforderten Summe. "Dazu kommen noch Zusagen, so dass die Gelder eine Quote von 54,5 Prozent erreichen. Das ist definitiv eine Verbesserung der Lage."

Pakistan sichert Spenden ab

Viele Familien haben nicht einmal eine Notunterkunft.

Viele Familien haben nicht einmal eine Notunterkunft.

(Foto: AP)

Die Regierung in Islamabad sicherte zu, gewissenhaft mit den Hilfen umzugehen. Man überlege, ausländische Prüfer zur Überwachung der Verwendung von Spenden einzusetzen, sagte Innenminister Malik der britischen BBC. Keinesfalls würden Mittel in die Hände von Extremisten gelangen. Die Hilfe gehöre "den Armen, den Flutopfern", sagte Malik. "Ich verspreche, dass sie bei ihnen ankommt." Die Zurückhaltung der Spender war unter anderem mit der Angst vor Korruption und dem Einfluss der Taliban in Pakistan begründet worden.

Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) unterstützte die EU-Initiative für eine internationale Geberkonferenz. Der Vorschlag von EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso biete die Möglichkeit, dass sich noch einmal einige Kassen öffneten. Niebel zufolge hat Deutschland als eines der größten Geberländer bislang 52 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Das Bundesverteidigungsministerium prüft, ob Transportflugzeuge vorübergehend aus Afghanistan abgezogen werden können, um bei der Verteilung von Hilfsgütern in Pakistan zu helfen. Nach Angaben des Bundesfinanzministeriums soll die steuerliche Absetzbarkeit von Spenden für die Flutopfer vereinfacht werden.

Papst Benedikt XVI. rief zu mehr Hilfe für die Opfer der Flutkatastrophe in Pakistan auf. "Ich hoffe, dass es unseren Brüdern und Schwestern, die so sehr geprüft werden, nicht an unserer Solidarität und nicht an konkreter Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft fehle", sagte er bei der Generalaudienz in seiner Sommerresidenz Castel Gandolfo südlich von Rom.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa/rts

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