Panorama

Trauerfeier für Katharina Gedenken am Kap Arkona

Ein Ort zum Trauern.

Ein Ort zum Trauern.

(Foto: dpa)

Dutzende Männer und Frauen suchen zwei Wochen lang am Kap Arkona nach der verschütteten Katharina - ohne Erfolg. Bei einem Gedenkgottesdienst suchen Helfer und Angehörige Trost. Mit ergreifenden Worten beschreibt Katharinas Vater seine Trauer.

Zahllose Lichter brennen vor dem Bild eines hübschen lachenden Mädchens mit langem blondem Haar in der Kapelle von Vitt auf Rügen. Es zeigt die zehnjährige Katharina, die seit dem zweiten Weihnachtstag nach einem Steilküstenabbruch am Kap Arkona verschwunden ist. Sie wurde bei einem Strandspaziergang mit Mutter und Schwester von Geröllmassen erdrückt oder ins Meer gespült. Am Samstag nahmen Familienangehörige und Freunde sowie die Einsatzkräfte, die vergeblich nach ihr gesucht hatten, mit einem Gedenkgottesdienst von ihr Abschied.

"Schwer zu begreifen"

Pfarrer Christian Ohm (l) und der Vater des Mädchens, Bernd Neumann, gehen mit einer Kerze zur schwer zugänglichen Unglücksstelle am Kap Arkona.

Pfarrer Christian Ohm (l) und der Vater des Mädchens, Bernd Neumann, gehen mit einer Kerze zur schwer zugänglichen Unglücksstelle am Kap Arkona.

Unter den rund 250 Menschen in der Kapelle war auch Katharinas Vater Bernd Neumann. Es war nicht sicher, ob er die Kraft haben würde, zu den Gottesdienstbesuchern zu sprechen. "Der Verlust meiner Tochter macht mich tieftraurig. Sie war ein sehr lebensfrohes Mädchen mit großer Leidenschaft für Ballett und Pferde." Sie sei oft voller Übermut durch die ganze Wohnung getanzt. "Es ist schwer zu begreifen, dass ich sie nie wieder in den Arm nehmen kann." Er sei sehr dankbar, dass Katharinas Mutter und die ältere Schwester gerettet wurden, sagt der schmale Mann mit dem kurzen dunklen Haar gefasst. Die schwer verletzte Frau liegt noch immer im Krankenhaus. Am 11. Januar hätte Katharina im brandenburgischen Plattenburg ihren elften Geburtstag gefeiert.

Neumann dankte den Rettungskräften, die zwei Wochen unermüdlich nach seiner Tochter suchten. Bis zu 180 Männer und Frauen von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, DRK und anderen Organisationen waren teils unter Gefährdung ihrer eigenen Gesundheit im Einsatz. Immer wieder hatten sie die Arbeiten mit Schaufeln, Spürhunden und Baggern wegen Sturms und Hochwassers unterbrechen müssen. Das Menschenmögliche sei getan, sagt Pfarrer Christian Ohm. Es gehe nun darum, mit dem Unfassbaren weiterzuleben und Wege in die Zukunft zu finden. "Wir möchten so gerne unser Leben sicher steuern und haben es nicht immer im Griff." Polizeiseelsorger Andreas Schorlemmer wünscht der Familie Neumann, dass sie einmal wieder in Frieden leben kann. "Aber ein Friede danach ist nicht mehr der alte", meint er.

Ort zum Trauern

Auch für die Rettungskräfte ist der Abschied wichtig

Auch für die Rettungskräfte ist der Abschied wichtig

(Foto: dapd)

Die Königstreppe am Kap Arkona ist voller Menschen. Unzählige Male sei er treppauf, treppab gegangen, sagt ein junger THW-Helfer mit einer gelben Rose in der Hand. Andere tragen Kerzen hinab zu Katharinas Grab - so nennt Pastor Ohm den Unglücksort. Menschen brauchten einen Ort zum Trauern, an dem ihr Angehöriger liegt. Für Katharina sei nun das Meer das Grab. Wäre Katharina gefunden worden, wäre es leichter gewesen, von ihr Abschied zu nehmen, meint der Vater. Der Nordwind wirft die von Schaumkronen bedeckten Wellen ans Ufer. Von dem schmalen Strand, an dem die Mutter und ihre Töchter entlang gingen, ist nichts zu sehen.

Die Familie, Vorpommern-Rügens Landrat Ralf Drescher (CDU) und Putgartens Bürgermeister Ernst Heinemann sowie Vertreter der Kirchgemeinde und des Heimatortes von Katharina legen am Fuß der Treppe Kränze nieder. Es sei das Menschenmögliche getan worden, um das Mädchen zu finden, sagt Drescher.

Der Einsatzleiter der Suchaktion, Daniel Hartlieb, hält den Abschied auch für die Helfer für sehr wichtig. Erst jetzt sei der Einsatz für sie wirklich beendet. Unter den Trauernden sind auch Liane und Klaus Döbber von der Insel Rügen. Sie kenne die Familie Neumann gar nicht, erzählt die Mutter. "Aber wir haben zwei Töchter im selben Alter und das Geschehene lässt uns nicht los."

Quelle: ntv.de, Birgit Sander, dpa

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