Abhisits Rücktritt erwartet 100.000 auf Bangkoks Straßen
14.03.2010, 19:48 UhrIm Zentrum der thailändischen Hauptstadt Bangkok stehen sich 100.000 Demonstranten und 50.000 Polizisten gegenüber. Noch tanzen und singen die Protestierenden. Politische Beobachter erwarten einen baldigen Rücktritt von Ministerpräsident Abhisit.
In der thailändischen Hauptstadt Bangkok haben erneut mehr als 100.000 Menschen gegen die Regierung demonstriert. Die Anhänger des 2006 gestürzten Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra strömten vor allem aus verarmten ländlichen Provinzen in die Hauptstadt und stellten der vom Militär gestützten Staatsführung ein Ultimatum: Sollte die Regierung nicht innerhalb von 24 Stunden vorgezogene Wahlen ausrufen, werde die Hauptstadt durch Massenproteste lahmgelegt.
Die Demonstrationen der "Rot-Hemden", wie die Thaksin-Anhänger wegen ihres bevorzugten Kleidung genannt werden, könnten noch Tage andauern, auch Gewalt wird nicht ausgeschlossen. Beobachter rechneten aber nicht damit, dass sich Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva dem Druck der Straße beugt.
"Brüder und Schwestern, gebt nicht auf. Kämpft nicht für mich, sondern für das Land", rief der im Exil lebende Thaksin seinen Anhängern in einem Internet-Video zu. Für Montag planen seine Unterstützer eine Kundgebung vor dem Militär-Quartier, in das Ministerpräsident Abhisit geflüchtet ist.
Die Auseinandersetzung zwischen der Opposition und der Regierung schwelt seit langem. Vergangenes Jahr hatten Anhänger des wegen Bestechlichkeit verurteilten Thaksins fast drei Wochen lang den Regierungssitz blockiert. In ihren Augen ist der aktuelle Ministerpräsident unrechtmäßig an die Spitze der Regierung gelangt.
Demonstranten singen und tanzen
Mehrere Hauptstraßen in der Nähe des Regierungssitzes waren am Sonntag durch Autos der Demonstranten oder die rund 50.000 eingesetzten Soldaten und Polizisten blockiert. Im historischen Zentrum von Bangkok versammelten sich die Protestierer, sangen und tanzten. "Diese Regierung macht mich wütend. Eigentlich habe ich mich nie besonders für Politik interessiert, bis klar wurde, dass sie sich auf Kosten von Menschen wie uns an die Macht klammert", sagte ein Bauer aus dem Nordosten, wo viele Anhänger des millionenschweren ehemaligen Telekommunikations-Magnaten Thaksin leben.
Die Organisatoren haben friedliche Demonstrationen zugesichert, was es Beobachtern zufolge erschweren könnte, ihr Ziel von Neuwahlen durchzusetzen. "Bleibt die Menge kontrolliert, ist es schwer, die Regierung wirklich unter Druck zu setzten", sagt Charnvit Kasetsiri, Zeitgeschichtler an der Universität Thammasart. Die Rot-Hemden müssten sich Gehör verschaffen, sonst könnte die Regierung die Proteste einfach aussitzen. Die Behörden rechnen mit unruhigeren Protesten in den kommenden Tagen. Womöglich würden die Menschen dann zunehmend frustriert sein, sagte der für die nationale Sicherheit zuständige Generalsekretär Thawil Pliensri.
Quelle: ntv.de, dpa