Krawalle am Zaun 165 Randalierer abgeführt
06.06.2007, 10:46 UhrGewalttätige Autonome haben sich inmitten friedlicher Proteste zum Auftakt des G8-Gipfels abermals heftige Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. Während eines feierlichen Abendessens der Staats-und Regierungschefs der führenden Industriestaaten und Russlands (G8) auf Gut Hohen Luckow fuhren am Mittwochabend erneut Wasserwerfer auf.
Ein massives Polizeiaufgebot musste Tausende Demonstranten vom eingezäunten Tagungshotel in Heiligendamm am Ostseestrand fern halten und Blockaden auflösen. Polizisten schlugen mit Gummiknüppeln zurück, als Steine flogen. Es gab Verletzte. Die Beamten nahmen 141 Personen fest und weitere 24 in Gewahrsam. Ein Kontrollpunkt war nach Angaben der Protest-Organisatoren noch von mehr als 1000 Demonstranten belagert.
Das Ausmaß des massiven Ansturms der Gipfelgegner auf den 12 Kilometer langen Zaun rund ums Tagungsgelände überraschte die Polizei trotz gegenteiliger Beteuerung. Am Abend spitzte sich die Lage am Zaun wieder zu. Nach Angaben der Polizei vermummten und bewaffneten sich Autonome im Schutz einer Menge von bis zu 10.000 Demonstranten. Die Polizei hatte zuvor mehrere blockierte Straßen rund um Heiligendamm auch mit dem Einsatz von Wasserwerfern geräumt. Vorübergehend war auch die Autobahn 19 bei Rostock-Laage blockiert. Es gab mehrere Festnahmen.
Polizei dementiert Aufstockung
Die Polizei hat Informationen über eine Verstärkung der Einsatzkräfte beim G8-Gipfel in Heiligendamm dementiert. Die 16.000 Polizisten reichten aus, es sei keine Verstärkung angefordert worden, sagte eine Sprecherin der Polizei-Sondereinheit Kavala. Das "Hamburger Abendblatt" hatte berichtet, es solle eine vierstellige Zahl von Einsatzkräften hinzukommen, aus Hamburg und Berlin machten sich jeweils zwei Hundertschaften auf den Weg.
Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg, sprach daraufhin vom "letzten Aufgebot", das mobilisiert worden sei. "Die Polizei ist personell am Ende", sagte er der Zeitung.
Weitere Randalierer verurteilt
Nach den schweren Ausschreitungen bei einer Anti-G8-Demonstration in Rostock sind derweil zwei weitere Männer zu mehrmonatigen Haftstrafen ohne Bewährung verurteilt worden. Das Amtsgericht Rostock befand die beiden 20 und 21 Jahre alten Spanier für schuldig, Steine auf Polizisten geworfen zu haben. Der Ältere wurde zu zehn Monaten Haft verurteilt, der Jüngere zu neun Monaten. Die Strafe des Älteren fiel höher aus, weil er nach Aussage eines Polizisten einen Beamten getroffen hatte. Die Urteile entsprechen jeweils den Anträgen des Staatsanwalts. Die Verteidigung hatte jeweils auf Freispruch plädiert und kündigte Berufungen an.
Sternmarsch verboten
Der für diesen Donnerstag zum Tagungsort des G8-Gipfels in Heiligendamm geplante Sternmarsch von Globalisierungskritikern bleibt verboten. Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe wies am Mittwoch einen gegen das Verbot gerichteten Eilantrag ab. Der Sternmarsch dürfe angesichts der Sicherheitsrisiken nicht in der Verbotszone um den Tagungsort stattfinden.
Die geplante Veranstaltung von Globalisierungskritikern war von der Versammlungsbehörde verboten worden. Zugleich erließ sie ein weiträumiges allgemeines Versammlungsverbot rund um den Tagungsort des G8-Gipfels.
Quelle: ntv.de