Vor dem Berlin-Besuch 17.000 bei Anti-Bush Demo
21.05.2002, 00:01 UhrAm Tag vor dem Besuch von US-Präsident George W. Bush in Berlin, haben die Bush-Gegner in der Hauptstadt mit ihren Aktionen begonnen. Tausende Menschen demonstrierten gegen die amerikanische Außen- und Umweltpolitik. Die Polizei bezifferte die Zahl der Teilnehmer auf 17.000.
Zu der Kundgebung auf dem Alexanderplatz hatte das Bündnis "Achse des Friedens" aufgerufen. Ihm gehören 243 Organisationen an, darunter das globalisierungskritische Netzwerk Attac, der Bund für Umwelt- und Naturschutz, die PDS und die Berliner Grünen. Kurz vor Beginn der Demonstration hatten die Veranstalter zum Gewaltverzicht aufgerufen. Zehntausend Polizisten waren im Einsatz. Das Regierungsviertel wurde weiträumig abgeriegelt.
Grünen-Demo gesprengt
Eine eigene Grünen-Kundgebung war zuvor abgebrochen worden, nachdem Demonstranten während der Ansprache eines US-Polizisten die Rednerbühne stürmten. Dazu riefen sie durch Megafone die Worte "Heuchler" und "Kriegstreiber ". Mehrere Personen wurden festgenommen. Die Grünen brachen die Kundgebung ab.
An der Versammlung der Berliner Landespartei hatten auch die Vorsitzenden der Bundespartei, Claudia Roth und Fritz Kuhn, teilgenommen. "Wir wollen deutlich machen, dass wir gegen ein militärisches Abenteuer im Irak sind", sagte Roth. So dächten auch in den USA viele Menschen. Die Union hatte den Grünen wegen ihrer US-kritischen Haltung Antiamerikanismus vorgeworfen.
Fischer versteht Protestierer
Außenminister Joschka Fischer (Grüne) hat unterdessen Verständnis für die geplanten Proteste zum Besuch von Bush geäußert, zugleich aber vor einer "transatlantischen Kluft" gewarnt. Die Politik der US-Regierung führe zu Diskussionen, räumte Fischer im Deutschlandfunk ein. Doch gleichzeitig seien die USA einer "der großen Pfeiler von Frieden und Stabilität im 21. Jahrhundert". Ähnlich äußerte sich auch Roth.
Berlin ist sicher
Bisher haben die Sicherheitsbehörden keine Hinweise auf einen besonders starken Aufmarsch gewaltbereiter Protestierer in Berlin. Man habe sich sehr sorgfältig auf den Bush-Besuch vorbereitet, sagte Berlins Polizeipräsident Dieter Glietsch im Gespräch mit n-tv. "Wir können aber nicht ausschließen, dass auch gewaltbereite Demonstranten auftauchen", fügte er hinzu.
Zum Thema Gewalt erklärte Pressesprecher Reiner Braun im n-tv.de Chat: „Müssen wir denn die Gewalt herbeireden, sollten wir nicht vielmehr einmal darüber reden, warum Zehntausende friedlich demonstrieren? Man kann auch über Gewalt alle Inhalte vergessen oder sie abwürgen“.
Bush wird am Mittwochabend zu einem kurzen Arbeitsbesuch erwartet. Am Donnerstag wird Bush vor dem Bundestag eine Rede halten. Zuvor trifft er mit Bundespräsident Johannes Rau und Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) zu Gesprächen zusammen. Am Donnerstagnachmittag reist Bush nach Moskau weiter.
Quelle: ntv.de