Bombenanschlag im Irak 18 Kinder getötet
27.02.2007, 09:02 UhrMindestens 18 Kinder und Jugendliche sind am Dienstag bei einem Anschlag auf einen Fußballplatz in der westirakischen Stadt Ramadi getötet worden. Darüber hinaus gab es zahlreiche Verletzte, als neben den Fußball spielenden Teenagern eine Autobombe explodierte, berichtete das staatliche irakische Fernsehen unter Berufung auf einen Sprecher des Innenministeriums. In der Stadt 110 Kilometer westlich von Bagdad waren bereits am Vorabend bei einem Anschlag vor einer Moschee 15 Menschen, darunter Frauen und Kinder, getötet worden.
Ramadi liegt im so genannten sunnitischen Dreieck, das sich westlich und nördlich von Bagdad erstreckt. Religiöse Extremisten haben im Irak auch in der Vergangenheit immer wieder Fußballplätze angegriffen und Sportler ermordet. In den Augen der Fanatiker sind sportliche Betätigungen "un-islamisch". Fußball ist aber unter den meisten irakischen Jugendlichen außerordentlich beliebt.
Die Gewalt gegen Zivilisten und Polizisten riss am Dienstag auch in anderen Teilen des Iraks nicht ab. Mindestens acht Polizeibeamte kamen in der nordirakischen Stadt Mossul ums Leben, als sich ein Selbstmordattentäter mit seinem Wagen vor ihrer Wache in die Luft sprengte. Weitere 38 Menschen erlitten Verletzungen, meldete die Nachrichtenagentur Aswat al-Irak. Ein weiterer Selbstmordattentäter riss am Eingang eines Bauunternehmens in der Nähe von Mossul drei Menschen in den Tod. In Bagdad starben durch eine Autobombe sowie durch einen Sprengsatz in einem Restaurant insgesamt fünf Menschen.
16 Personen festgenommen
Irakische Sondereinheiten und US-Soldaten durchsuchten am Dienstag die Bagdader Schiiten-Vorstadt Sadr-City, eine Hochburg des radikalen schiitischen Predigers Muktada al-Sadr. Dabei nahmen sie 16 Personen fest, die Fraktionen von Al-Sadrs Miliz, der so genannten Mahdi-Armee, angehören sollen.
Das irakische Kabinett beschloss derweil nach wochenlangen Beratungen den Entwurf eines neuen Öl-Gesetzes. Danach sollen die Öl- und Gas-Einnahmen in einen zentralen Fonds fließen, sagte Ministerpräsident Nuri al-Maliki am Dienstag vor Journalisten in Bagdad. Die Gelder des Fonds würden dann auf die 18 Provinzen gemäß der Bevölkerungszahl aufgeteilt, erläuterte Al-Maliki. Die Bestimmung soll es auch den sunnitischen Politikern, deren Provinzen über keine nennenswerten Vorkommen verfügen, ermöglichen, für die Vorlage zu stimmen.
Mit der geplanten Neuregelung werden nach den Worten des Regierungschefs "die Bürger des Iraks zu den hauptsächlichen Besitzern des Öl- und Gasreichtums". Mit Reserven im Umfang von 115 Milliarden Barrel verfügt der Irak über die drittgrößten Erdölvorkommen der Welt. Die am Montagabend vom Kabinett angenommene Vorlage muss noch vom Parlament verabschiedet werden. Der Entwurf sieht keine explizite Privatisierung der Ölindustrie vor. Er setzt aber jene starke regionale Dezentralisierung um, wie sie auch in der 2005 in einer Volksabstimmung gebilligten und von den Sunniten abgelehnten Verfassung enthalten ist.
Mehrheit für konkreten Abzugstermin
Eine knappe Mehrheit der US-Bürger ist unterdessen dafür, einen konkreten Termin für den Abzug ihrer Soldaten aus dem Irak festzulegen. 53 Prozent waren in einer am Montag veröffentlichten Umfrage von ABC und "Washington Post" dieser Ansicht. Im Sommer hatten sich nur 47 Prozent, Ende 2005 nur 39 Prozent für einen Termin zum Abzug der 139.000 US-Soldaten ausgesprochen.
Die große Mehrheit der Befürworter einer Abzugsfrist waren dafür, die Soldaten binnen eines Jahres nach Hause zu holen.
Der Umfrage zufolge lehnen zwei Drittel der Befragten den Plan von Präsident George W. Bush ab, 21.500 zusätzliche Soldaten in den Irak zu entsenden. 70 Prozent machen jedoch die irakische Regierung und nicht die US-Führung dafür verantwortlich, dass die Sicherheitskräfte die Gewalt in dem Land nicht in den Griff bekommen.
Quelle: ntv.de