Israelischer Vorstoß in Gaza 19 Palästinenser getötet
15.01.2008, 18:29 UhrBei dem blutigsten Militäreinsatz seit mehr als einem Jahr im Gazastreifen hat die israelische Armee 19 Palästinenser getötet und mehr als 40 verletzt. Bei den Toten handelte es sich nach Krankenhausangaben überwiegend um Mitglieder militanter Organisationen.
Unter ihnen war auch ein Sohn des Hamas-Führers und ehemaligen Außenministers Mahmud al-Sahar. Die radikal-islamische Hamas-Organisation rief drei Tage Trauer aus. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilte den Einsatz als "Massaker", das nicht hingenommen werden könne.
Die Hamas will "angemessen reagieren"
Der 23-jährige Hussam al-Sahar sei bei heftigen Kämpfen im Viertel Saitun in Gaza getötet worden, hieß es aus palästinensischen Kreisen. Der 23-Jährige ist der zweite Sohn Sahars, der von israelischen Sicherheitskräften getötet wurde. Chaled al-Sahar war 2003 bei einem Angriff ums Leben gekommen. Sahar nannte den Tod seines zweiten Sohns ein "Verbrechen und Ergebnis des Besuchs von US-Präsident George W. Bush in der Region". Die Hamas werde "zur passenden Zeit und angemessen reagieren". Die mit der Hamas rivalisierende Regierung im Westjordanland sprach Sahar ihr Beileid aus.
Heftige Feuergefechte
Die mit Panzern vorrückenden israelischen Bodentruppen wurden von der Luftwaffe unterstützt. Augenzeugen berichteten von heftigen Feuergefechten, bei denen Israel Panzergranaten und die Palästinenser Mörsergranaten und Schnellfeuergewehre einsetzten. Der am Morgen begonnene israelische Vorstoß in Gaza endete gegen Mittag, als die Truppen sich zurückzogen. Ziel war nach Armeeangaben, den andauernden Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen zu unterbinden. Es war der folgenschwerste Einsatz seit dem 8. November 2006, als bei einem israelischen Artillerieangriff auf Bet Hanun im nördlichen Gazastreifen 19 Menschen getötet wurden, zumeist Frauen und Kinder.
Am Abend wurden in Bet Hanun im nördlichen Gazastreifen bei einem Angriff der israelischen Luftwaffe zwei Hamas-Mitglieder getötet. Sie hatten zuvor Kassam-Raketen auf die israelische Grenzstadt Sderot gefeuert.
In einem israelischen Grenzort wurde unterdessen ein 20-jähriger freiwilliger Helfer aus Ecuador von einem Hamas-Scharfschützen erschossen. Der Mann arbeitete den Angaben zufolge nahe dem Grenzzaun auf einem Feld, als er tödlich getroffen wurde.
Friedensverhandlungen haben begonnen
Palästinenserpräsident Abbas sagte vor Journalisten in Ramallah, das palästinensische Volk könne angesichts der israelischen Aktivitäten, "die nicht dem Frieden dienen, den wir anstreben", nicht gleichgültig bleiben. In Jerusalem hatten am Montag offiziell die Verhandlungen Israels und der Palästinenser über die Hauptstreitpunkte ihres Konflikts begonnen. Beide Seiten wollen binnen eines Jahres eine endgültige Friedensregelung aushandeln.
Der ehemalige palästinensische Ministerpräsident Ahmed Kureia, der gemeinsam mit der israelischen Außenministerin Zipi Liwni die Friedensgespräche führt, kritisierte den Angriff in Gaza scharf. Weitere Verhandlungen seien "absurd, wenn nichts getan wird, um die israelischen Aktionen gegen unser Volk zu stoppen", hieß es in einer Stellungnahme Kureias. Er rief die internationale Gemeinschaft auf, die Verantwortlichen zur Ordnung zu rufen.
Quelle: ntv.de