Politik

Dramatischer Mangel 236.000 ohne Lehrstelle

Die Lage auf dem Lehrstellenmarkt ist deutlich angespannter als von der Wirtschaft dargestellt. So waren Ende Juli - vier Wochen vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres - bei den Arbeitsagenturen bundesweit noch mehr als 236 000 "unversorgte" Lehrstellenbewerber registriert. Dies geht aus der jetzt veröffentlichten Berufsberatungsbilanz der Bundesagentur für Arbeit hervor. Bei der monatlichen Pressekonferenz der Bundesagentur Anfang vergangener Woche lagen die Daten nicht vollständig vor.

Ein Sprecher der Bundesagentur für Arbeit sagte, die Lage sei zwar ein klein wenig besser als in den Vorjahren. Angebot und Nachfrage seien aber bei weitem noch nicht ausgeglichen. Je nach Wohnort und Berufswunsch hätten die Jugendlichen nach wie vor erhebliche Probleme bei der Suche nach einer Lehrstelle. Die Kammern hatten zu Ende Juni auf ein Vertragsplus von elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr verwiesen und die Lage auf dem Lehrstellenmarkt als nahezu entspannt bezeichnet.

Viele Altbewerber

Ein neues Statistiksystem erlaubt erstmals einen differenzierten Blick auf die Lehrstellenvermittlung der Arbeitsagenturen von Oktober 2006 bis Juli 2007. So konnten von 683.326 jungen Menschen, die in den vergangenen zehn Monaten die Arbeitsagenturen um Rat und Hilfe baten, bisher nur 187.344 in betriebliche oder außerbetriebliche Stellen vermittelt werden. 177.278 Bewerbungen wurden einvernehmlich nach Beratungsgesprächen für erledigt erklärt. Zum Teil entschieden sich diese jungen Menschen für eine Nachqualifizierung, zum Teil auch zum weiteren Schulbesuch.

Studium statt Lehre

Dagegen laufen für 236.174 Jugendliche die Vermittlungsbemühungen weiter. Für sie kommen laut Angaben der Bundesagentur bisher weder weiterer Schulbesuch oder Teilnahme an einer Fördermaßnahme noch eine andere Alternative bis zum gesetzlichen Bilanzstichtag 30. September in Frage. Zu diesen Unversorgten kommen weitere 82.530 junge Menschen, die zwar vorrangig eine Lehrstelle wünschen, zur Not aber auch bereit seien, ab Oktober eine Alternative zu ergreifen. Oft handelt es sich dabei um Abiturienten, die dann statt der zunächst favorisierten Lehre ein Studium aufnehmen.

Vergleich mit Vorjahren nicht möglich

Ein direkter Vergleich der Unversorgten-Zahlen mit denen der Vorjahre ist wegen der Statistik-Umstellung nicht möglich. In der Regel werden die Arbeitsagenturen bei etwa 70 Prozent aller neuen Ausbildungsverhältnisse eingeschaltet. Die Ende-Juli-Daten gelten seit Jahren für Politik und Arbeitsmarktexperten als wichtige Vorausschau auf die amtliche Bilanz nach dem Berufsbildungsgesetz zum 30. September. Dann werden - jeweils vier Wochen nach Beginn des neuen Ausbildungsjahres -die von den Kammern erfassten neuen Lehrverträge mit den Daten der Bundesagentur abgeglichen.

Quelle: ntv.de

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