Politik

Afghanistan: Zahlen zum US-Abzug 30.000 Soldaten bis Ende 2012

Vor der Rede an die Nation durch US-Präsident Obama sickern erste Zahlen durch, wieviele Soldaten bis Ende des Jahres aus Afghanistan abgezogen werden sollen. Demnach sollen zunächst 10.000 Soldaten heimkehren, bis Ende 2012 sogar 30.000. Gleichzeitig verhandelt Washington mit den Taliban. Die Gespräche seien aber festgefahren, heißt es.

US-Soldaten patroullieren mit ihren Militärfahrzeugen durch eine Straße von Herat.

US-Soldaten patroullieren mit ihren Militärfahrzeugen durch eine Straße von Herat.

(Foto: dpa)

US-Präsident Barack Obama will Medienberichten zufolge bis Ende dieses Jahres rund 10.000 Soldaten aus Afghanistan abziehen. Bis Ende 2012 solle die Zahl der Soldaten um insgesamt 30.000 schrumpfen, hieß es unter Berufung auf Regierungsbeamte weiter. Zurzeit sind etwa 100.000 US-Soldaten am Hindukusch im Einsatz. Einzelheiten will Obama am Mittwoch um 20.00 Uhr Ortszeit (02.00 MESZ am Donnerstag) in einer Rede an die Nation bekanntgeben. Bis 2014 wollen USA und NATO die Verantwortung für die Sicherheitslage an die afghanischen Sicherheitskräfte übergeben.

Das Weiße Haus bezeichnete die Berichte allerdings als spekulativ. Der Präsident habe seine Entscheidung über den Rückzug zwar getroffen, die genauen Zahlen seien aber unter Verschluss, sagte Regierungssprecher Jay Carney in Washington.

Ende 2009 hatte Obama die bisherige Zahl der Soldaten um gut 30.000 aufgestockt, um die wachsende Gewalt in Afghanistan zu stoppen. Um die gleiche Anzahl soll der Truppenumfang dem Sender zufolge nun stufenweise bis Ende nächsten Jahres zurückgehen. Ein Teil heimkehrender Soldaten solle nicht mehr ersetzt, auf erwogene Neustationierungen verzichtet werden, hieß es weiter.

Experten: Al-Kaida ist geschwächt

Experten wiesen darauf hin, dass die jüngsten Erfolge im Kampf gegen Al-Kaida Obama zu einem schnelleren und umfassenderen Abzug bewegen könnten. Das Terrornetz sei nach Ansicht der Regierung in der Region vor allem seit dem Tod seines Anführers Osama bin Ladens so geschwächt, dass viele Soldaten früher heimgeholt werden könnten, schrieb auch die "New York Times".

Am Mittwoch will sich der US-Präsident an die Nation wenden.

Am Mittwoch will sich der US-Präsident an die Nation wenden.

(Foto: dpa)

Al-Kaida gab zwar nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in New York und Washington die Begründung für den Einmarsch am Hindukusch. Der Hauptgegner sind aber die radikalislamischen Taliban und paschtunische Rebellen.

Ende vergangener Woche hatten die USA erstmals offiziell bestätigt, dass sie Gespräche mit den Taliban mit dem Ziel einer politischen Konfliktlösung führen. Die US-Regierung ging allerdings nicht so weit, von Friedensverhandlungen zu sprechen. Der "Washington Post" zufolge hatte Obama darauf gehofft, zusammen mit seinem Abzugsplan Fortschritte bei den Kontakten mit den Taliban verkünden zu können. Die im Frühjahr begonnenen Gespräche seien aber nach mehreren Runden festgefahren.

Bundeswehr braucht US-Hilfe

Bundesverteidigungsminister Thomas de Maiziere hatte bei einem Besuch in Washington Ende April an die US-Regierung appelliert, nicht zu viele Soldaten heimzuholen. Er bat Gates, "die psychologischen Wirkungen eines zu ehrgeizig dimensionierten Abzugs der amerikanischen Seite auf die deutsche und europäische Öffentlichkeit zu beachten". Experten befürchten, dass ein massiver Abzug von US-Truppen auch von anderen Ländern als Signal gewertet werden könnte, ihre Soldaten heimzuholen - und zwar eher ungeordnet und noch vor dem von der NATO angepeilten Ende des Kampfeinsatzes 2014.

Ein Hirte lässt seine Tiere im Müll am Straßenrand von Kabul "grasen".

Ein Hirte lässt seine Tiere im Müll am Straßenrand von Kabul "grasen".

(Foto: AP)

Für den Einsatz der Bundeswehr ist es entscheidend, ob die USA auch Truppen aus dem Norden Afghanistans abziehen. Dort, im deutschen Verantwortungsbereich, unterstützen die USA die Bundeswehr massiv mit Hubschraubern und Soldaten. Ein Verzicht vor allem auf die US-Hubschrauber würde die Bundeswehr schwer treffen. Auch die Bundesregierung will erste deutsche Soldaten noch in diesem Jahr heimholen, falls die Sicherheitslage dies zulässt.

"Unterstützungstruppen zuerst abziehen"

Erst Anfang des Monats hatte der scheidende US-Verteidigungsminister Robert Gates vor einer zu schnellen Reduzierung der Truppenzahl gewarnt. "Ich würde die Kampfstärke so lange wie möglich maximal halten, solange der Prozess (des Abzugs) dauert - das ist doch völlig klar", sagte er bei einem Besuch in Afghanistan. "Ich würde die Schützen behalten und die Unterstützungstruppen zuerst abziehen."

Nach einer CNN-Umfrage befürworten dreiviertel der Amerikaner, dass die USA einige oder alle Soldaten aus Afghanistan zurückziehen. Dieser Wert sei seit Mai um zehn Prozentpunkte in die Höhe geschossen. Das sei wohl als Ergebnis des Todes von Bin Laden, erklärte der Sender.

Quelle: ntv.de, dpa

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