Tote nach Schüssen auf Trauernde 50.000 Syrer trauern um Tamo
08.10.2011, 12:26 UhrDer bekannte Oppositionelle und Kurdenführer Tamo wird in seinem Haus von vier maskierten Männern erschossen. An der Beisetzung des Kurden nehmen rund 50.000 Menschen teil. Die Veranstaltung wird zu einer Protestdemo gegen Staatschef Assad. Sicherheitskräfte feuern in die Menge der Demonstranten. Zwei Menschen sollen ums Leben gekommen sein.

Seit Wochen das gleiche Bild: Syrer protestieren gegen Assad, Sicherheitskräfte feuern in die Menge.
(Foto: REUTERS)
Nach der Ermordung des kurdischen Oppositionsführers Meschaal Tamo in Syrien hat es bei der Beisetzung des Aktivisten erneut Gewalt gegeben. Nach Angaben von Menschenrechtlern feuerten die syrischen Sicherheitskräfte auf die rund 50.000 Teilnehmer eines Trauerzuges und töteten mindestens zwei Menschen. In Stockholm und Kairo berieten syrische Oppositionelle über die Zukunft des Landes.
Die Trauerfeier für Tamo in Kamischli im Norden des Landes sei zu einer Großdemonstration gegen Staatschef Baschar al Assad geworden, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Zahlreiche Menschen seien beim Beschuss durch die Sicherheitskräfte verletzt worden, darunter auch Tamos Sohn und der Aktivist Sahida Raschkilo. Das lokale syrische Koordinationskomitee warf der Regierung vor, Oppositionelle gezielt "physisch ausschalten" zu wollen.
Von vier Männern erschossen
Tamo war am Freitag in seinem Haus von vier maskierten Männern erschossen worden. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana berichtete, er sei "von Schützen aus einem schwarzen Auto heraus" erschossen worden. Tamo hatte dem syrischen Nationalrat angehört, dem wichtigsten Zusammenschluss der Opposition des Landes. Er war erst kürzlich nach dreieinhalb Jahren Gefängnis aus der Haft entlassen worden.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle äußerte sich "bestürzt" über Tamos Ermordung. Tamo sei "ein weiteres Opfer eines brutalen Regimes der Recht- und Gesetzlosigkeit" geworden. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton erklärte, der Tod Tamos folge auf mehrere gezielte Anschläge in den vergangenen Tagen, die ebenfalls "absolut inakzeptabel" seien. Die USA erklärten, Assads Regierung versuche mit gezielten Angriffen auf Oppositionsführer, ihre Taktik zu verschärfen. Frankreich zeigte sich "schockiert" von der "brutalen Gewalt".
Einbruch in syrische Botschaft in Wien
In Stockholm kamen derweil Vertreter der syrischen Opposition zusammen, darunter Mitglieder des syrischen Nationalrates. Ziel des Treffens sei es, Hilfestellung bei der Organisation der Oppositionsgruppen zu erhalten und sich über das weitere gemeinsame Vorgehen klar zu werden, sagte der Generalsekretär der Organisation Olof Palme International Center, Jens Orback. In Kairo kamen syrische Dissidenten zusammen, um für die Anerkennung des Nationalrates zu werben, berichtete die ägyptische Nachrichtenagentur Mena.
In Wien wurden in der Nacht nach Polizeiangaben elf syrische Regierungsgegner festgenommen, nachdem sie in die syrische Botschaft eingedrungen waren und auf dem Balkon demonstrierten. Vor der syrischen Botschaft in Beirut forderten 50 Aktivisten den Rücktritt Assads. Nach UN-Angaben kamen seit dem Beginn der Proteste gegen Assad Mitte März mindestens 2900 Menschen in Syrien ums Leben.
Quelle: ntv.de, AFP