Politik

"Latex-Lady" will Sylt regieren "5000 Euro für jedes Neugeborene"

Liebt die Inszenierung: Gabriele Pauli.

Liebt die Inszenierung: Gabriele Pauli.

(Foto: dpa)

Von der "schönen Landrätin" über die "Zerstoiberin" bis zur "Querulantin": Gabriele Paulis steilem Aufstieg folgte ein ebenso steiler Absturz. Mit n-tv.de sprach die ehemalige CSU-Politikerin über neue Aufgaben, einfache Sylter und die unseriöse Presse.

n-tv.de: Frau Pauli, Sie waren 18 Jahre lang Landrätin in Fürth, saßen fünf Jahre im Bayerischen Landtag und hatten maßgeblichen Anteil am Sturz Edmund Stoibers: Was führt Sie nun ausgerechnet nach Sylt?

Gabriele Pauli: Ich wohne jetzt schon eine ganze Weile auf Sylt und habe mich schnell in die Insel verliebt. Ich war noch nicht lange hier, als mich ein paar Sylter, die das mitbekommen haben, gefragt haben, ob ich nicht als Bürgermeisterin kandidieren möchte. Dass ich hier so herzlich aufgenommen wurde, hat mir die Entscheidung natürlich einfach gemacht. Dazu kommen äußere Wohlfühlumstände wie das herrliche Klima - sogar jetzt, wenn es regnet.

Das heißt, sie sind schon länger mit der Insel verbunden?

Seit einem Dreivierteljahr halte ich mich hier ständig auf, ich komme aber schon viel länger auf die Insel, damals natürlich noch als Tourist. Mittlerweile ist Sylt für mich aber Heimat.

Stand es für Sie von Anfang an fest, dass Sie kandidieren würden?

Ich habe mir mit der Entscheidung viel Zeit gelassen, zuerst intensive Gespräche mit den verschiedenen Parteien, Funktionsträgern und natürlich der Bevölkerung geführt. Als ich mir dann sicher war, dass ich der Aufgabe gewachsen bin, habe ich mich an das Sammeln der Unterschriften gemacht - ich brauchte 135, das ging innerhalb von zwei Stunden über die Bühne.

Die Immobilienfrage auf Sylt ist eine der drängendsten, bezahlbarer Wohnraum kaum vorhanden. Wie wohnen Sie in Ihrer neuen Heimat?

Zur Miete, anders ist das hier kaum noch möglich - vor allem für die alteingesessenen Sylter. Aber da hören die Probleme ja nicht auf: Immer mehr Menschen, vor allem Familien, verlassen die Insel, weil sie sie sich einfach nicht mehr leisten können. Um dafür zu sorgen, dass die Insel wieder attraktiver wird, müssen wir verschiedene Anreize setzen. Zum Beispiel ein Begrüßungsgeld von 5000 Euro für jedes Neugeborene, das auch auf Sylt bleibt.

Wie wollen Sie vermeiden, dass sich jemand die Leistungen erschleicht und dann schnurstracks wieder wegzieht?

Ich denke, da sind verschiedene Modelle möglich. Ein Ansatz wäre, die Hälfte der Summe direkt nach der Geburt auszuzahlen und den Rest dann in monatlichen Raten zu überweisen.

Mehr als 800 Sylter haben in den vergangenen Tagen eine Infoveranstaltung besucht, auf der die sechs potenziellen Bürgermeisterkandidaten sich vorstellen durften - mit Politikverdrossenheit scheint die 16.000-Einwohner-Gemeinde immerhin nicht zu kämpfen. Oder kamen die vor allem, um die Politrebellin mit den Latexhandschuhen zu sehen?

Hier auf Sylt macht meine Prominenz wenig aus. Für die Bürger ist es unerheblich, warum sich die überregionale Presse für mich interessiert. Ob sie es gut meint mit mir oder schlecht, das geht größtenteils an ihnen vorbei. Unseriöse Presseberichte der Vergangenheit sind hier egal. Für die Menschen hier zählt, dass ich 18-jährige Verwaltungserfahrung als Landrätin habe und mein Programm für Sylt, das ich auf den Veranstaltungen vertrete.

Mit Gabriele Pauli sprach Julian Vetten

Quelle: ntv.de

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