Politik

Sprengladung per Lkw 53 Tote in Islamabad

Bei dem Selbstmordanschlag auf ein Hotel in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad ist entgegen ersten Angaben offenbar doch kein Deutscher getötet worden. Unter den Toten seien vier Ausländer, sagte ein ranghoher Beamter des pakistanischen Innenministeriums, Rehman Malik. Dabei handele es sich um zwei US-Bürger, einen Tschechen und einen Vietnamesen. Insgesamt seien 53 Menschen getötet und 266 verletzt worden. Stunden zuvor hatte Malik noch gesagt, auch ein Deutscher sei unter den Todesopfern.

Geheimdienstmitarbeiter gehen wegen der Art des Anschlags von Al-Kaida oder ihr verbündete Extremisten als Urheber aus.

Am Vorabend war ein mit Sprengstoff beladener Lkw vor dem Hotel Marriott detoniert, in dem auch viele Ausländer verkehrten. Es war das schwerste Attentat in Islamabad, seit sich das Land Ende 2001 dem US-geführten Krieg gegen den Terrorismus anschloss.

"Krebsgeschwür" Terrorismus

Wenige Stunden vor dem Anschlag hatte Pakistans neuer Präsident Asif Ali Zardari in seiner ersten Rede vor beiden Kammern des Parlaments angekündigt, den Kampf gegen Extremisten fortzusetzen und rückte auch nach dem Anschlag nicht von seiner Linie ab: "Terrorismus ist ein Krebsgeschwür in Pakistan und wir sind entschlossen, so Gott will, das Land von diesem Krebs zu befreien", sagte Zardari nach dem Anschlag. Rettungskräfte versuchten, in den noch qualmenden Ruinen des Gebäudes nach Überlebenden zu suchen. Die Tat rief weltweit Empörung hervor. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon nannte den Anschlag einen "abscheulichen" und "erschreckenden" Terrorangriff.

"Wir werden uns von diesen Feiglingen nicht abschrecken lassen, Pakistaner sind mutig und furchtlos, sie fürchten sich nicht vor dem Tod", sagte Zardari in einer Fernsehansprache. "Ich rufe alle demokratischen Kräfte auf, Pakistan zu schützen", sagte Zardari.

Familien feierten Fastenbrechen

Zur Zeit der Tat hielten sich viele Familien in dem Hotel auf, um nach Einbruch der Dunkelheit das Fastenbrechen des Ramadans zu begehen. Ein Augenzeuge berichtete, der Lastwagen des Selbstmordattentäters sei durch die Wucht der Detonation durch die Luft gewirbelt worden. Die Explosion riss einen Krater in die Straßenoberfläche. Ein Polizeisprecher sagte, unter den Toten seien Frauen, Kinder und Ausländer, von denen sehr viele im Marriott-Hotel absteigen. Fernsehbilder zeigten leblose Körper und blutende Verletzte in der Umgebung des Hotels.

Opfer stürzten sich aus oberen Stockwerken

Offiziellen Angaben zufolge wurde durch die Explosion eine Gasleitung beschädigt und ein Brand ausgelöst. Aus den oberen Stockwerken seien Menschen in ihrer Verzweiflung aus den Fenstern in den Tod gesprungen, um sich vor den Flammen zu retten, berichtete ein Polizist. Feuerwehrleute arbeiteten die ganze Nacht daran, das Feuer zu löschen.

US-Präsident Bush sicherte der pakistanischen Regierung Unterstützung im Kampf gegen den Terrorismus zu. Der Angriff sei eine Erinnerung an die Bedrohung Pakistans, der USA sowie aller, die sich dem gewaltsamen Extremismus entgegenstellten, erklärte Bush.

Die EU äußerte ihre "Bestürzung", der britische Außenminister David Miliband versicherte, der Anschlag werde Großbritanniens Entschlossenheit im Kampf gegen den Extremismus in Pakistan bestärken. Die französische Regierung erklärte ebenfalls, durch den Anschlag werde die Absicht Frankreichs bestärkt, mit Pakistan im Kampf gegen den Terrorismus zu kooperieren. Auch die Regierungen von Italien, Kanada und Australien verurteilten die Tat.

Beileid aus Deutschland

Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilte den Anschlag als "menschenverachtende" Tat. "Der Kampf gegen den transnationalen Terrorismus bleibt eine vorrangige Aufgabe der davon betroffenen Länder wie Pakistan und der internationalen Gemeinschaft", erklärte Merkel am Sonntag in Berlin. "Deutschland wird gemeinsam mit seinen Partnern Pakistan bei Bemühungen um Stabilität und Prosperität weiter unterstützen." Das Mitgefühl der Bundesregierung gelte den Angehörigen und Verletzten.

Quelle: ntv.de

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