Politik

Attentatspläne? Abbas beschuldigt Hamas

Eine Woche nach dem Bruch der palästinensischen Einheitsregierung hat Palästinenserpräsident Mahmud Abbas der radikalislamischen Hamas vorgeworfen, ein Mordkomplott gegen ihn geplant zu haben. Der Politiker der mit der Hamas rivalisierenden Fatah griff den in Damaskus residierenden politischen Hamas-Chef Chaled Maschaal scharf an.

Abbas berichtete von einem Video auf denen Hamas-Kämpfer einen Anschlag besprochen hätten, bei dem er Mitte Mai im Gaza-Streifen mit einer 250 Kilogramm schweren Bombe umgebracht werden sollte. Die Kämpfer hätten auf Grünes Licht für den Anschlag von Maschaal gewartet. Er habe nach Bekanntwerden des Videos eine geplante Fahrt vom Westjordanland nach Gaza zu einem Gespräch über eine Waffenruhe zwischen den verfeindeten Palästinenserfraktionen mit Ministerpräsident Ismail Hanija (Hamas) abgesagt.

Abbas für Gespräche mit Israel

Auch sonst fand Abbas ungewöhnlich scharfe Worte: "Es gibt keinen Dialog mit diesen mörderischen Terroristen", sagte der palästinensische Präsident. Er beschuldigte die Hamas, im Gazastreifen ein "kleines Königreich" errichten zu wollen.

Der Präsident erklärte, dass trotz der Unruhen die Friedensgespräche mit Israel wieder aufgenommen werden sollten. Ein Hamas-Sprecher wies die Aussagen des Präsidenten zurück und sagte, Abbas habe sich mit seinen Worten selbst geschadet.

Israel öffnete unterdessen die Grenze zum Gazastreifen für Schwerkranke und Ausländer. Verteidigungsminister Ehud Barak wies die Streitkräfte an, alle Flüchtlinge einreisen zu lassen, die dringend medizinische Hilfe benötigen.

"Wir sitzen in der Falle"

Die Lage in dem Betontunnel, der vom nördlichen Gazastreifen auf israelisches Gebiet führt, spitzte sich weiter zu. "Wir sitzen hier in der Falle zwischen Mauern auf beiden Seiten, Hamas-Extremisten hinter uns und israelischen Soldaten vor uns", sagte ein verzweifelter Mann.

Die israelische Organisation Ärzte für die Menschenrechte beantragte beim Obersten Gerichtshof eine beschleunigte Behandlung medizinischer Notfälle aus dem Gazastreifen. Mindestens 15 Flüchtlinge schwebten in Lebensgefahr, sagte der Mediziner Ran Jaron im Rundfunk und fügte hinzu: "Israel ist für diese Menschen verantwortlich, weil es die Grenze geschlossen hat."

Ein Hamas-Sprecher im Gazastreifen erklärte, Ägypten habe die Organisation zu Gesprächen mit der Fatah eingeladen. Die Hamas habe diese Einladung begrüßt. Die Fatah reagierte nicht auf das Angebot. Ein Hamas-Führer in Syrien, Mussa Abu Marsuk, schlug die Bildung einer neuen Regierung vor. Daran sollten nur Technokraten und keine Mitglieder von Hamas und Fatah beteiligt werden.

Israelische Militäroperationen

Unterdessen drangen israelische Truppen in der Nacht zum Mittwoch mit Panzern rund 600 Meter tief in den südlichen Gazastreifen ein und lieferten sich eine Schießerei mit mutmaßlichen Extremisten. Dabei wurden nach palästinensischen Angaben vier Extremisten getötet. Später beschoss die israelische Luftwaffe ein Ziel im Norden des Gazastreifens.

Das Nahost-Quartett verschob ein für die kommende Woche geplantes Treffen mit einer Delegation der Arabischen Liga. EU-Sprecherin Cristina Gallach erklärte, darauf hätten sich die Mitglieder des Quartetts - die USA, Russland, die Europäische Union und die Vereinten Nationen - geeinigt. Das Gremium werde jedoch bald zusammentreten. An dem Treffen zwischen dem Nahost-Quartett und der Arabischen Liga wollten auch der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert und Abbas teilnehmen.

Nach tagelangen Kämpfen hatte die Hamas Mitte vergangener Woche die Kontrolle über den Gaza-Streifen übernommen. Abbas hatte daraufhin das Kabinett von Hanija für abgesetzt erklärt und eine Notstandsregierung vom Westjordanland aus eingesetzt. Hanija erkennt die Absetzung seines Kabinetts und die von Abbas eingesetzte Notstandsregierung nicht an.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen