Politik

Afghanistan wählt den Präsidenten Abdullah geht als Favorit ins Rennen

Männer zeigen in einem Wahllokal in Kabul ihre Ausweise.

Männer zeigen in einem Wahllokal in Kabul ihre Ausweise.

(Foto: AP)

Die Taliban drohen mit Anschlägen, doch die Menschen in Afghanistan stehen in langen Schlangen vor den Wahllokalen. Hohe Sicherheitsvorkehrungen begleiten die Stichwahl um das Präsidentenamt. Der Favorit hat gerade erst ein Attentat überlebt.

Abdullah hat die erste Wahlrunde klar für sich entschieden, musste aber in die Stichwahl.

Abdullah hat die erste Wahlrunde klar für sich entschieden, musste aber in die Stichwahl.

(Foto: REUTERS)

Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen hat in Afghanistan die zweite Runde der Präsidentschaftswahl begonnen. In der Stichwahl treten Ex-Außenminister Abdullah Abdullah und der ehemalige Weltbank-Ökonom Aschraf Ghani gegeneinander an. Die Taliban-Rebellen drohten mit Anschlägen.

Bei einem Raketenangriff in der ostafghanischen Provinz Chost wurden fünf Kinder getötet. Fünf weitere Menschen seien verletzt worden, als eine Rakete der "Feinde" in einem Wohnhaus eingeschlagen sei, sagte Chosts Vizegouverneur Abdul Wahed Pathan. Er sagte, bis auf den Raketenangriff verlaufe die Wahl in Chost normal. Kurz nach Öffnung der Wahllokale explodierten zudem zwei Raketen beim Kabuler Flughafen, ohne dass es Opfer gab.

Bei der Stichwahl gilt der 53-jährige frühere Widerstandskämpfer Abdullah als Favorit, nachdem er bei der ersten Runde am 5. April mit 45 Prozent der Stimmen klar in Führung gegangen war. Doch hatte der frühere Finanzminister Ghani mit 31,6 Prozent überraschend stark abgeschnitten. Der scheidende Präsident Hamid Karsai, der das Land seit dem Sturz der radikalislamischen Taliban im Jahr 2001 geführt hat, durfte nach zwei Amtszeiten nicht erneut kandidieren.

"Langwährender Frieden und Stabilität"

Insgesamt sind etwa 12 Millionen Frauen und Männer zur Wahl aufgerufen.

Insgesamt sind etwa 12 Millionen Frauen und Männer zur Wahl aufgerufen.

(Foto: REUTERS)

"Wir sind sehr stolz, unsere bevorzugten Kandidaten wählen zu können", sagte Karsai bei der Stimmabgabe. "Heute geht Afghanistan von einer Übergangsphase zu langwährendem Frieden und Stabilität über." Die Taliban drohten im Vorfeld mit Anschlägen und warfen den USA vor, durch die Wahlen "der Bevölkerung ihre Handlanger aufzwingen" zu wollen. Nach Wahlbeginn erklärten sie, mehrere Wahllokale angegriffen zu haben, doch wurde dies von den Sicherheitskräften nicht bestätigt.

Die afghanischen Behörden und ihre internationalen Unterstützer hoffen auf eine Wiederholung des weitgehend ruhigen Verlaufs der ersten Wahlrunde, bei der es trotz Drohungen der Taliban keinen einzigen größeren Anschlag gegeben hatte.

Mit mehr als 50 Prozent lag die Wahlbeteiligung zudem relativ hoch und die Zahl der Beschwerden war deutlich geringer als bei der Wahl 2009, als sich Abdullah nach Vorwürfen der Fälschung schließlich aus der Stichwahl gegen Karsai zurückgezogen hatte. Der Leiter der UN-Mission in Afghanistan, Jan Kubis, warnte vor der nun stattfindenden Abstimmung die Anhänger der beiden Kandidaten vor Manipulationen und der Einschüchterung von Wählern.

400.000 Sicherheitskräfte im Einsatz

Vergangene Woche waren bei einem Selbstmordattentat auf Abdullah in Kabul zwölf Menschen getötet worden. Um den sicheren Verlauf der Abstimmung zu sichern, galten scharfe Sicherheitsvorkehrungen. Landesweit waren rund 400.000 Sicherheitskräfte im Einsatz, um die Wahllokale abzusichern. Trotz der Gefahr von Anschlägen standen in der Hauptstadt Kabul die Wähler bereits am frühen Morgen Schlange, um ihre Stimme abzugeben.

Auf den Wahlsieger kommen große Herausforderungen zu: Ende des Jahres ziehen die letzten ausländischen Kampftruppen aus Afghanistan ab. Dann wird sich zeigen, ob die afghanischen Sicherheitskräfte allein die Stabilität des Landes bewahren können. Viele befürchten eine weitere Eskalation der Gewalt. Die vorläufigen Ergebnisse der Wahl sollen am 2. Juli bekannt gegeben werden, die Endergebnisse werden für den 22. Juli erwartet. Die Vereidigung des neuen Präsidenten ist für den 2. August geplant.

Quelle: ntv.de, mli/AFP

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