Politik

"Hoodie macht noch keinen Gangster" Abgeordneter fliegt aus Parlament

Der Streit um den Tod eines schwarzen Teenagers in Florida erreicht den Kongress in Washington. Ein Abgeordneter wird aus dem Saal geworfen, weil er sich während seiner Rede eine Kapuze über den Kopf zieht. Eine solche Kapuze hatte auch Trayvon Martin getragen.

Keine Minute später wurde Bobby Rush aus dem Saal geworfen.

Keine Minute später wurde Bobby Rush aus dem Saal geworfen.

(Foto: AP)

In den USA ist ein Kongress-Abgeordneter aus dem Saal geworfen worden, weil er während einer Rede eine Kapuze aufgesetzt hatte. Der Demokrat Bobby Rush aus Chicago sprach im Repräsentantenhaus über den Tod des schwarzen Jugendlichen Trayvon Martin, der am 26. Februar in Florida erschossen worden war.

"Racial Profiling muss aufhören", sagte Rush, während er sein Jacket auszog, unter dem ein "Hoodie", eine Kapuzenjacke, zum Vorschein kam. Der Begriff "Racial Profiling" bezeichnet Fahndung nach ethnischen Kriterien.

Rush setzte die Kapuze auf und schob sich eine Sonnenbrille ins Gesicht. "Nur weil jemand ein Hoodie trägt, ist er kein Gangster." Anschließend zitierte Rush Passagen aus der Bibel. Unter anderem diese: "Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe, damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht, damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze."

Fox-News-Moderator Geraldo Rivera hatte zuvor gesagt, der Hoodie von Trayvon Martin sei ebenso verantwortlich für den Tod des Jugendlichen wie der Todesschütze George Zimmerman.

Kapuzen verboten

Während Rush die Bibelstellen vorlas, wurde er von Tagungspräsident Gregg Harper unterbrochen. Harper, ein Republikaner aus dem südlichen Bundesstaat Mississippi, schlug mit dem Hammer auf sein Pult und ließ Rush aus dem Saal bringen. "Gott segne Trayvon Martin und seine Familie", rief Rush dabei.

Zur Begründung sagte Harper, Mitglieder des Repräsentantenhauses dürften während der Sitzung keine Kopfbedeckung tragen. "Abgeordnete müssen ihre Kapuzen absetzen oder das Plenum verlassen."

Der 17-jährige Trayvon Martin war am 26. Februar in der Stadt Sanford von dem 28-jährigen George Zimmerman, einem Weißen mit hispanischen Wurzeln, erschossen worden. Der Jugendliche war unbewaffnet, Zimmerman befand sich als Mitglied einer Bürgerwehr auf privater Patrouille. Der Schütze gab an, in Notwehr auf Schläge Martins reagiert zu haben.

"Stand Your Ground"

Die Polizei kaufte ihm diese Geschichte ab und ließ ihn auf freiem Fuß. Dabei berief sie sich auf das umstrittene "Stand Your Ground"-Gesetz (Weiche nicht zurück), das den Bürgern in Florida ein besonders weitgehendes Recht auf Selbstverteidigung einräumt.

Der Fall löste in den USA mitten im Präsidentschaftswahlkampf eine heftige Debatte über Rassismus im Justizsystem und laxe Waffengesetze aus. Am vergangenen Freitag bezog auch US-Präsident Barack Obama Stellung und sagte: "Wenn ich einen Sohn hätte, sähe er aus wie Trayvon."

Unterdessen warf die Familie von Trayvon Martin den Behörden vor, eine Schmutzkampagne gegen den Jungen zu starten, um aus dem Opfer einen Täter zu machen. Zuvor war bekannt geworden, dass Martin mit Marihuana in Kontakt gekommen war. "Sie haben meinen Sohn getötet, nun wollen sie seinen Ruf auch noch töten", sagte seine Mutter.

Quelle: ntv.de, hvo/AFP

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