Anschlag auf Talmudschule Acht Tote in Jerusalem
06.03.2008, 20:57 UhrBeim schwersten Anschlag in Israel seit zwei Jahren hat ein Palästinenser in einer jüdischen Religionsschule in Jerusalem acht Menschen erschossen. Etwa zehn Menschen wurden bei dem Anschlag auf das Merkas-Haraw-Seminar am Donnerstagabend verletzt, wie der Rettungsdienst Zaka mitteilte. Auch der Attentäter wurde nach Polizeiangaben getötet. Zunächst bekannte sich niemand zu dem der Tat.
Der Chef der Jerusalemer Polizei, Ahron Franco, sagte, der Attentäter sei von einem israelischen Armeeoffizier erschossen worden, der in der Nachbarschaft der Schule lebt. Ursprünglich war von zwei Attentätern die Rede gewesen. "Es war wie in einem Schlachthaus", sagte Zaka-Chef Jehuda Meschi-Sahaw, nachdem er den Tatort besichtigte.
Augenzeugen berichteten, der Attentäter sei in die voll besetzte Seminar-Bibliothek eingedrungen und habe mit einer automatischen Waffe das Feuer auf die Studenten eröffnet. Bei den meisten Opfern handelt es sich der Polizei zufolge um junge Erwachsene. Rund 50 Krankenwagen rasten zum Tatort. Polizisten mussten verzweifelte Eltern zurückhalten, die nach ihren Kindern suchten. Vor dem fünfstöckigen Gebäude skandierte eine Menschenmenge "Tod den Arabern".
Es war der folgenschwerste Anschlag in Israel seit dem 17. April 2006. Damals wurden bei einem Selbstmordanschlag in Tel Aviv elf Menschen getötet und mehr als 60 verletzt. Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums sagte, "Terroristen versuchen die Chance auf Frieden zu zerstören, aber wir werden die Friedensgespräche ganz gewiss fortsetzen". Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas verurteilte den Anschlag. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sprach in Berlin von einem verbrecherischen Akt.
Im palästinensischen Gazastreifen wurde der Angriff mit Jubel aufgenommen. Bewaffnete gaben Freudenschüsse in die Luft ab. "Dies ist die Rache Gottes", war in Gaza aus Lautsprechern zu hören. Erst vor kurzem beendete dort das israelische Militär eine Offensive gegen Extremisten, bei der mehr als 120 Menschen ums Leben kamen. Hamas-Vertreter Sami Abu Suhri sprach von einer Heldentat, die "eine natürliche Reaktion auf das zionistische Massaker" sei.
Quelle: ntv.de