Honorarstreit offenbar beendet Ärzte und Kassen einigen sich
09.10.2012, 21:39 Uhr
Ob die Vereinbarung den Ärztestreik an diesem Mittwoch noch abwenden kann, ist derzeit unklar.
(Foto: dpa)
Die Honorare der 150.000 niedergelassenen Kassenärzte und Psychologen sollen im nächsten Jahr um drei bis vier Prozent steigen. In dem seit Wochen schwelenden Honorarstreit gelingt mit dieser Einigung zwischen Ärzten und Kassen ein Durchbruch. Dieser Vereinbarung muss der gemeinsame Bewertungsausschuss aber noch zustimmen.
Die rund 150.000 niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten in Deutschland sollen im kommenden Jahr zwischen 1,15 und 1,27 Milliarden Euro mehr verdienen. Das ist das Ergebnis der Honorarverhandlungen zwischen Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) und Krankenkassen-Verband, wie der Chef des entscheidenden Erweiterten Bewertungsausschusses, der Essener Gesundheitsökonom Jürgen Wasem, mitteilte. Das genaue Ergebnis hänge noch von Details ab. Nach bisherigen Berechnungen könnten die Mediziner damit drei bis vier Prozent mehr an Honoraren erzielen.
Insgesamt waren die Kassen nach bisherigem Verhandlungsstand zu einem Plus von 900 Millionen Euro bereit. Die KBV hatte 3,5 Milliarden Euro mehr verlangt. Das Resultat, mit dem der Streit beigelegt ist, entspreche einem Plus von drei bis vier Prozent, sagte KBV-Chef Andreas Köhler.
In mehr als achtstündigen Verhandlungen hatten die Spitzenvertreter von Ärzten und Kassen nach einem Kompromiss gesucht. Die Vereinbarung soll am 22. Oktober im gemeinsamen Bewertungsausschuss offiziell beschlossen werden und wendet nach erbittertem Streit einen Schlichterspruch ab.
Streiks nicht abgewendet
Dennoch bleiben die niedergelassenen Ärzte auf Protestkurs, wie ein Sprecher der Allianz ihrer Berufsverbände deutlich machte. In einer Schaltkonferenz stimmte demnach noch am späten Abend eine Mehrheit dafür, an der Protestplanung festzuhalten. 25.000 bis 30.000 Ärzte und Angestellte wollen am Mittwoch bei Kundgebungen vor 35 Krankenkassen-Filialen ihrem Ärger Luft machen.
Die Patienten sollten vorher bei ihrer Praxis nachfragen, ob sie geöffnet habe oder mit reduziertem Personal arbeite, sagte der Sprecher der Allianz. Vor allem viele Orthopäden, Magen-Darm- und Herz-Spezialisten, Hals-Nasen-Ohren- und Lungenärzte wollen ihre Praxen ganz geschlossen halten. Die Proteste richten sich nicht nur gegen die Honorarpolitik der Kassen, sondern auch gegen ein Übermaß an Bürokratie. Die Organisatoren der Proteste saßen nicht mit am Verhandlungstisch.
Quelle: ntv.de, dpa