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In zwei Wochen erster OB? AfD-Kandidat führt bei Thüringer Kommunalwahl

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Löst Jörg Prophet den parteilosen Amtsinhaber Kai Buchmann ab?

Löst Jörg Prophet den parteilosen Amtsinhaber Kai Buchmann ab?

(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)

Der erwiesen rechtsextreme Thüringer AfD-Chef Höcke ist sich sicher: In zwei Wochen wird seine Partei ihren ersten Oberbürgermeister stellen. Zu verdanken hat er dies Jörg Prophet. Der 61-jährige Unternehmer geht als Favorit in die Stichwahl der einstigen SPD-Hochburg Nordhausen.

Die AfD hat erneut die Chance, ein kommunales Spitzenamt in Thüringen zu erobern. Ihr Kandidat, der 61 Jahre alte Unternehmer Jörg Prophet, erhielt bei der Oberbürgermeisterwahl in der Thüringer Industrie- und Hochschulstadt Nordhausen 42,1 Prozent der Stimmen, wie eine Sprecherin der Stadtverwaltung mitteilte. Er verbuchte damit unter fünf weiteren Bewerbern das mit Abstand beste Ergebnis. Bei der Stichwahl am 24. September muss sich Prophet mit dem parteilosen Amtsinhaber Kai Buchmann messen, der 23,7 Prozent der Stimmen erhielt.

Die Wahlbeteiligung lag bei 56,4 Prozent. Bei der Wahl 2017 waren es im ersten Wahlgang 44,6 Prozent. Eine Stichwahl wird nötig, wenn keiner der Bewerber im ersten Durchgang die Schwelle von 50 Prozent erreicht.

Die AfD, die bundesweit vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft ist, hat seit Ende Juni eine Landratswahl in Thüringen und eine Bürgermeisterwahl in Sachsen-Anhalt gewonnen. Den Anfang machte der Landkreis Sonneberg in Südthüringen, wo der AfD-Politiker Robert Sesselmann zum ersten Landrat der AfD gewählt wurde.

Höcke reagiert zuversichtlich

"Damit scheint ein weiterer Erfolg wie in Sonneberg möglich, obwohl Nordhausen noch vor wenigen Monaten nicht als Hochburg der AfD galt", kommentierte Thüringens AfD-Landessprecher Stefan Möller das Ergebnis in Nordhausen. Landesparteichef Björn Höcke schrieb auf X, er sei sich sicher, dass die AfD in zwei Wochen ihren ersten Oberbürgermeister stellen könne.

AfD-Kandidat Prophet hatte in Nordhausen im Wahlkampf primär auf kommunalpolitische Themen gesetzt. Nach eigenen Angaben hat er Erfahrungen als Mitglied im Kreistag sowie im Stadtrat gesammelt.

Streitigkeiten und Auseinandersetzungen

Nordhausen ist Kreisstadt und hat rund 42.000 Einwohner. Wahlberechtigt waren knapp 37.000 Menschen. Die SPD-Kandidatin und Bürgermeisterin Alexandra Rieger bekam 18,6 Prozent der Stimmen, der parteilose Schulleiter Andreas Trump, der für die CDU antrat, 11,2 Prozent. Die anderen Kandidaten lagen im niedrigen einstelligen Bereich.

Nordhausen war lange eine SPD-Hochburg, hat in den vergangenen elf Jahren aber viele Wechsel an der Stadtspitze erlebt. Die Oberbürgermeisterwahl in diesem Jahr steht auch unter dem Eindruck von internen Streitigkeiten und persönlichen Auseinandersetzungen. Amtsinhaber Buchmann war im Frühjahr vorläufig suspendiert worden, nach einem Verwaltungsgerichtsentscheid ist er seit August wieder im Amt. Der Landkreis wirft ihm Dienstpflichtverletzungen vor.

Erwiesen rechtsextrem

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Die AfD erlebt dagegen derzeit ein Umfragehoch. In Sachsen lag sie in einer Umfrage Anfang September bei 35 Prozent, in Thüringen waren es vor einigen Wochen 34 Prozent und in Brandenburg 28 Prozent.

Thüringer Landespolitiker wie der Fraktionschef der Linken im Landtag, Steffen Dittes, befürchten die "Normalisierung einer rechtsextremen Partei". In Thüringen wird die AfD mit ihrem Chef Höcke vom Landesverfassungsschutz als erwiesen rechtsextrem eingestuft und beobachtet. Eine Normalisierung der AfD im Kommunalen würde langfristig Barrieren außer Kraft setzen, "die auf Landes- und Bundesebene noch bestehen", befürchtete Dittes.

Quelle: ntv.de, chr/dpa

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