Politik

Angeblich elf Tote durch Luftangriff Afghanen machen Nato Vorwürfe

Eine amerikanische F-15 über der Provinz Kunar: Die Lufteinsätze der Nato sind in Afghanistan seit jeher umstritten.

Eine amerikanische F-15 über der Provinz Kunar: Die Lufteinsätze der Nato sind in Afghanistan seit jeher umstritten.

(Foto: REUTERS)

Jeder Zivilist, der in Afghanistan durch Nato-Luftangriffe stirbt, stellt das Vertrauen der Bevölkerung in den Einsatz der Allianz auf eine Probe. Nun muss sich das Bündnis neuen Vorwürfen stellen. Nato-Jets sollen ausgerechnet für den Tod von zehn Kindern verantwortlich zeichnen.

Die Vorwürfe gegen die Nato aus Afghanistan wiegen schwer. Die Nato hat laut afghanischer  Regierung bei einem Bombardement im Nordosten des Landes elf Kinder getötet. Der Luftangriff in der Provinz Kunar sei am Samstagabend  nach einem Gefecht von afghanischen und ISAF-Soldaten mit  Taliban-Kämpfern geflogen worden, sagten afghanische Behörden- und  Sicherheitsvertreter. Die Nato spricht dagegen von bis zu zehn verletzten Frauen und Kindern. Das Bündnis musste sich schon zuvor vorwerfen lassen, bei ihren Einsätzen das Leben von Zivilisten zu gefährden. Jeder weitere Vorfall gilt als Schlag für die Akzeptanz der Truppen in der Bevölkerung.

Nach Angaben der örtlichen Behördenvertreter ereignete sich der Nato-Angriff am Samstagabend im Bezirk Schigal an der Grenze zu Pakistan. Dort bekämpften sich zunächst afghanische und US-Truppen mit aufständischen Taliban. Laut einem Sprecher der Provinzregierung wurden dabei ein US-Bürger getötet und vier afghanische Sicherheitskräfte verletzt. Die ISAF bestätigte den Tod des US-Zivilisten.

Aus afghanischen Sicherheitskreisen verlautete, die Truppen hätten dann mit der Bombardierung reagiert. "Wir wussten nicht, dass Frauen und Kinder im Haus waren", sagte der Sicherheitsvertreter. Die Taliban hätten die Zivilisten als Schutzschilder missbraucht. Die Provinz Kunar im Osten des Landes gilt als Hochburg der radikalislamischen Aufständischen.

Der afghanische Staatschef Hamid Karsai verurteilte "den ISAF-Luftangriff in Kunar scharf, der elf Kinder tötete", wie sein Büro mitteilte. Auch wenn der Präsident den Missbrauch von Zivilisten als menschliche Schutzschilde verurteile, dürfe es keinerlei Einsätze mit zivilen Todesopfern geben. Örtliche Behördenvertreter hatten zunächst von zehn getöteten Kindern gesprochen. Das Innenministerium sprach in einer Mitteilung überdies von sechs getöteten Taliban. Die zivilen Opfer der NATO-Luftangriffe sorgen immer wieder für Streit zwischen der Führung in Kabul und der NATO.

Bei einem weiteren Angriff im Süden Afghanistans wurden am Samstag zudem fünf Nato-Mitarbeiter getötet. Bei dem Anschlag in der Unruheprovinz Sabul im Süden starben drei US-Soldaten, eine für die Nato arbeitende US-Diplomatin und ein afghanischer Mitarbeiter des Militärbündnisses. Auch mehrere afghanische Zivilisten wurden getötet. US-Außenminister John Kerry sprach von einer "verachtenswerten Tat".

Quelle: ntv.de, dpa/rts/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen