Proteste gegen Koranverbrennung Afghanen wütend auf USA
05.04.2011, 10:09 Uhr
Auch in Shinwar (Provinz Nangarhar) östlich von Kabul verbrennen Demonstranten Puppen und Bildnisse von Pastor Jones.
(Foto: AP)
Die Proteste in Afghanistan gegen die Verbrennung eines Korans in den USA halten seit Tagen unvermindert an. Die Menge ruft "Tod für Amerika" und fordert die Bestrafung der Verantwortlichen der Aktion in Florida.
Mehrere hundert afghanische Studenten haben in Kabul gegen die Verbrennung eines Korans in den USA demonstriert. Die Demonstranten skandierten Sprüche wie "Tod für Amerika und Juden" und forderten Bestrafungen für die Verantwortlichen der Aktion in Florida. Ein Sprecher des afghanischen Innenministeriums sagte, die Proteste seien "unter Kontrolle" und verliefen friedlich. Ein umfangreiches Polizeiaufgebot kontrolliert den Campus, sämtliche Zufahrtstraßen zur Universität waren zudem gesperrt.
Die Proteste gegen die Koran-Verbrennung, die der umstrittene US-Pastor Terry Jones geleitet hatte, hatten am Freitag begonnen und sich seitdem jeden Tag fortgesetzt. Mehr als 20 Menschen wurden im Zuge der Demonstrationen bislang getötet, darunter auch sieben UN-Mitarbeiter. "Wir werden weiter protestieren, bis der Prediger vor Gericht gestellt wird", sagte der Demonstrant Naser Tayeb. Er kündigte an, die Proteste würden auf andere Universitäten im Land ausgeweitet.
Während der täglichen Proteste war es auch zu Ausschreitungen gekommen. Dabei waren in verschiedenen Landesteilen mindestens 23 Menschen getötet und fast 150 verletzt worden. Unter den Toten sind sieben ausländische Mitarbeiter der Vereinten Nationen, die zu Beginn der Proteste am Freitag im nordafghanischen Masar-i-Scharif von einem Mob ermordet wurden.
Deutsche entkam Massaker nur knapp
Eine Deutsche ist dem Massaker nach einem Bericht des "Wall Street Journals" nur knapp entgangen. Die Frau habe zum Zeitpunkt des Angriffs erst rund eine Woche zur UN-Mission gehört.
Unter den getöteten UN-Mitarbeitern waren neben vier nepalesischen Wachmännern eine Norwegerin, ein Schwede und ein Rumäne. Die letztgenannten drei und der russische Leiter der Mission in Masar-i-Scharif hätten in einem Schutzraum Zuflucht gesucht, schreibt das "Wall Street Journal". Den Angreifern sei es aber gelungen, in diesen Raum einzudringen. Der Russe habe versucht, die Angreifer abzulenken und seine Mitarbeiter zu schützen, berichtet das Blatt weiter. Er habe vorgegeben, Muslim zu sein, und habe das muslimische Glaubensbekenntnis rezitiert. Der Missionsleiter sei verprügelt, aber am Leben gelassen worden. Seine drei Kollegen seien getötet worden.
Die Zeitung schreibt unter Berufung auf namentlich nicht genannte Diplomaten, während die Angreifer sich auf den ersten Schutzraum konzentriert hätten, seien die Deutsche und drei oder vier andere UN-Mitarbeiter in einem Schutzraum in einem anderen Gebäude auf dem Gelände untergekommen. Sie hätten überlebt.
Karsai ordnet Untersuchung an
Der afghanische Präsident Hamid Karsai ordnete eine Untersuchung an um zu ermitteln, warum es der Polizei nicht gelang, die tödlichen Ausschreitungen zu verhindern.
Der Oberbefehlshaber der internationalen Truppen in Afghanistan, US-General David Petraeus, sagte dem "Wall Street Journal", die Koran-Verbrennung habe die Sicherheitslage in Afghanistan zusätzlich verschärft. Zugleich äußerte er teilweise Verständnis für die Empörung der Menschen in Afghanistan.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP