Spionageaffäre Agenten bekennen sich schuldig
08.07.2010, 22:15 UhrDer Spionageaffäre folgt die Geheimdiplomatie: Zwischen Washington und Moskau glühen die Drähte, aber offizielle Stellen schweigen über den angeblichen Austausch von Agenten. Die beiden Großmächte sind extrem bemüht, ihre Beziehungen nicht mit dem Skandal zu belasten.

Anna Chapman, 28, rothaarig, geborene Kuschtschenko - als "Agentin 90-60-90" macht sie nun in den Medien Furore.
Weniger als zwei Wochen nach der spektakulären Festnahme mutmaßlicher russischer Spione in den USA hat sich eine einvernehmliche Lösung des Falls durch einen Agentenaustausch abgezeichnet. Anklage und Verteidigung hätten eine Vereinbarung geschlossen, in deren Folge sich die zehn Verdächtigen schuldig bekennen, sagte ein Staatsanwalt bei einer Gerichtsanhörung in New York.
"Die Regierung geht davon aus, dass jeder der hier anwesenden Beschuldigten seine Schuld bekennen wird", sagte der Staatsanwalt zu Beginn der Anhörung. Das Schuldbekenntnis in einem der Anklagepunkte könnte den Weg freimachen für die Abschiebung der Verdächtigen im Austausch gegen in Russland inhaftierte Agenten. Seit der Festnahme Ende Juni hatte die US-Regierung in Washington immer wieder ihren Willen bekräftigt, die Agentenaffäre nicht zur Belastung für das in jüngster Zeit verbesserte Verhältnis zu Moskau werden zu lassen.
Zuletzt hatten sich vor allem in Russland Hinweise auf einen bevorstehenden Agenten-Austausch verdichtet. Die russische Zeitung "Kommersant" berichtete, gegen die zehn in den USA inhaftierten mutmaßlichen Agenten sollten unter anderem der Waffenexperte Igor Sutjagin und mindestens zwei Doppelagenten ausgetauscht werden.
Spionage und Verschwörung zur Geldwäsche
Sutjagins Vater sei gesagt worden, dass der wegen Spionage für die CIA verurteilte Waffenexperte gesehen worden sei, wie er aus einem Flugzeug in Wien ausgestiegen sei, sagte Sutjagins Anwältin Anna Stawitskaja den Nachrichtenagenturen Interfax und RIA Nowosti. "Kommersant" berichtete zudem, außer Sutjagin sollten die in Russland inhaftierten Doppelagenten Sergej Skripal, Alexander Sipatschow und Alexander Saporoschski ausgetauscht werden.
Die in den USA Festgenommenen sollen einem elfköpfigen Ring von mutmaßlichen Geheimagenten angehören, der seit den 90er Jahren für den Kreml in den USA spioniert haben soll. Zehn von ihnen wurden in der vergangenen Woche in New York, Boston und Virginia festgenommen. Ein weiterer Mann wurde in Zypern gefasst, ihm gelang allerdings die Flucht.
Neben der unangemeldeten Agententätigkeit für Russland, die mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden könnte, hatte die US-Anklage den Beschuldigten Verschwörung zur Geldwäsche zur Last gelegt, auf die bis zu 20 Jahre Gefängnis stehen.
Quelle: ntv.de, AFP