Spionage wie im Kalten Krieg Agentenpaar will Austausch
13.01.2013, 17:23 Uhr
Ein Austausch des Ehepaars gegen zwei Agenten in Russland, die für die Amerikaner gearbeitet hatten, kam nicht zustande.
(Foto: picture alliance / dpa)
Jahrzehntelang spioniert ein Paar für den russischen Geheimdienst in Deutschland, bekommt eine Tochter. Selbst die ahnt nichts von der wahren Identität ihrer Eltern. Sicherheitsbeamte sagen: Seit Ende des Kalten Krieges habe sich nichts geändert.
In Deutschland spionieren nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden eine ganze Reihe russischer Agenten unter falscher Identität. Das berichtet die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung". "Wir stellen fest, dass die Russen noch alle Mittel der Spionage nutzen, die sie zu Zeiten des Kalten Krieges angewendet haben", sagte ein hoher Sicherheitsbeamter der Zeitung.
Am Dienstag wird vor dem Oberlandesgericht Stuttgart der Prozess gegen ein russisches Agentenpaar beginnen, das 23 Jahre lang für den russischen Auslandsgeheimdienst SWR spionierte, bevor es enttarnt wurde. "Wir sind sicher, dass es weitere solche Pärchen geben muss", zitiert die FAS den Sicherheitsbeamten. Nur bei einer gewissen Dichte von Agenten sei ein solcher Einsatz sinnvoll.
Österreichische Pässe
Das Ehepaar, das unter den Decknamen Andreas und Heidrun Anschlag lebte, besaß österreichische Pässe. Ihre wirklichen Namen sind in Deutschland unbekannt. Sogar ihre Tochter, die in Deutschland studiert, wusste offenbar nichts über die Herkunft ihrer Eltern.
Das Agentenpaar hofft darauf, nach dem Prozess ausgetauscht zu werden. "Mein Mandant gibt die Hoffnung nicht auf, dass ein solcher Austausch nach einem Urteil möglich ist", sagte der Münchener Strafverteidiger Horst-Dieter Pötschke der "Welt".
Für die schwierigen deutsch-russischen Beziehungen, besonders zwischen den Nachrichtendiensten, gilt der Fall als ein Tiefpunkt. Ein aus dem Kanzleramt vorgeschlagener Austausch des Ehepaars gegen zwei Agenten in Russland, die für die US-Amerikaner gearbeitet hatten, kam nicht zustande.
Quelle: ntv.de, dsi/dpa