Politik

Strengere Regeln für Hähnchenmast Aigner bremst Antibiotika-Bauern

Für wenig Geld bekommt man wenig Qualität. Beim Kauf von Kleidung und Möbeln ist das jedem klar.

Für wenig Geld bekommt man wenig Qualität. Beim Kauf von Kleidung und Möbeln ist das jedem klar.

(Foto: picture alliance / dpa)

Bei der Tiermast kommen weit mehr Antibiotika zum Einsatz als offiziell vermeldet. Für den Menschen kann es gefährlich werden, wenn er mit seinem Steak zu viele Antibiotika zu sich nimmt. Gesetze dagegen werden bislang von Bauern und Tierärzten umgangen. Deshalb will Ministerin Aigner jetzt die Regeln verschärfen.

Aigner will die Gesetzeslücken schließen.

Aigner will die Gesetzeslücken schließen.

(Foto: dapd)

Nach Berichten darüber, dass werden, will Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) ein umfassendes Maßnahmenpaket schnüren. Vor allem soll die Verabreichung von Antibiotika besser als bisher dokumentiert werden. "Die Überwachungsbehörden der Länder werden damit in die Lage versetzt, den Arzneimittelstrom vom Tierarzt über Tierhalter bis hin zum Tier mengenmäßig gezielt zu erfassen", sagte Aigner im NDR info.

Durch die verschärften Regeln sollen die bei der Tierhaltung verwendeten Antibiotika-Mengen minimiert werden. Die Aufnahme von zu viel Antibiotika über die Nahrung kann beim Menschen nämlich dazu führen, . Kürzlich war jedoch eine bekanntgeworden, wonach in 83 Prozent der untersuchten Hähnchenmastbetriebe bis zu acht verschiedene Antibiotika ins Futter gemischt worden waren.

Verordnung wird lediglich ausgeweitet

Aufgrund der verschärften Melde- und Aufzeichnungspflichten, die vor allem die Tierärzte betreffen, sollen Mitte des kommenden Jahres erstmals genaue Daten über die verabreichten Arzneimittelmengen veröffentlicht werden. Seit Anfang 2011 wird in einer zentralen Datenbank bereits die Antibiotika-Vergabe an Kühe und Schweine dokumentiert, nicht aber der Einsatz in der Hühner- und Putenhaltung. Jetzt kündigte das Agrarministerium jedoch an, dass künftig auch die Daten über Geflügel-Arzneimittel zur Verfügung gestellt würden.

Nordrhein-Westfalens Agrarminister Johannes Remmel (Grüne) begrüßte, dass die bisherige "Verschleierungstaktik beim Antibiotika-Einsatz in der Hähnchenmast" ein Ende habe. "Doch ob der Ankündigung auch Taten folgen, bleibt abzuwarten."

Datenschutz verhindert die Aufklärung

Tausende Hühner in einem Stall eines Geflügelmastbetriebes im brandenburgischen Storkow (Archivbild).

Tausende Hühner in einem Stall eines Geflügelmastbetriebes im brandenburgischen Storkow (Archivbild).

(Foto: picture alliance / dpa)

Aigner betonte allerdings, schon jetzt sei der Einsatz von Antibiotika nur zur Behandlung kranker Tiere erlaubt, nicht aber zur Wachstumsförderung. "Verstöße gegen diese und müssen geahndet werden", sagte die Ministerin und verwies auf die Zuständigkeit der Bundesländer bei der Kontrolle der Zuchtbetriebe. Remmel beklagte hingegen, unter dem "Deckmantel des Datenschutzes" habe die Bundesregierung bislang die Antibiotika-Ströme verschleiert und damit die Arbeit der Länder behindert. Die jetzt von Aigner angekündigten Nachbesserungen seien daher längst überfällig gewesen.

Russland stoppt Schweine-Import aus Deutschland

Mit Verwunderung reagierte das Bundeslandwirtschaftsministerium auf eine aktuelle Ankündigung Russlands, ab kommenden Dienstag keine lebenden Schweine mehr aus Deutschland zu importieren. Es sei nicht gewährleistet, dass die Tiere jeweils 30 Tage vor dem Eintreffen in Russland nicht mehr mit Antibiotika behandelt werden, sagte der Leiter der russischen Veterinärbehörde, Sergej Dankwert, in Moskau zur Begründung. Deutschland habe Russland nicht wie verlangt eine Garantie gegeben, daher werde Russland ab dem 15. November auch keine lebenden Schweine mehr einführen, sagte Dankwert. Das Importverbot bleibe so lange in Kraft, bis Russland diese Garantie erhalte.

Laut Landwirtschaftsministerium in Berlin ist der Zusammenhang, den die russische Seite herstelle, nicht nachvollziehbar. "Wir sind in Gesprächen mit unseren russischen Partnern, um etwaige Missverständnisse auszuräumen", erklärte ein Sprecher. Deutschland liefert nach Moskauer Angaben jährlich bis zu 350.000 lebende Schweine nach Russland.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts

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