Politik

Straffreiheit für Entführer Alan Johnston ist frei

Knapp vier Monate nach seiner Entführung im Gazastreifen ist der britische Fernsehjournalist Alan Johnston wieder frei. Es sei ein unbeschreibliches Gefühl, sagte der 45-jährige Reporter. In den vergangenen Wochen habe er oft um sein Leben gefürchtet. Die radikale palästinensische Splittergruppe Armee des Islams reagierte mit der Freilassung offenbar auf den Druck der Hamas. Es war die bislang längste Entführung eines ausländischen Journalisten im Gazastreifen.

Noch bevor Johnston zum britischen Konsulat nach Jerusalem gebracht wurde, empfing ihn der abgesetzte Hamas-Ministerpräsident Ismail Hanija zu einem Frühstück. Die Hamas hatte sich massiv für die Freilassung des Reporters eingesetzt - wohl in erster Linie, um ihr Ansehen im Westen zu verbessern. Nach Angaben eines Unterhändlers sicherte die Hamas den Entführern Straffreiheit zu. Die Armee des Islams werde weder entwaffnet noch zerschlagen, sagte Hamas-Sprecher Ajman Taha.

Johnston war am 12. März in Gaza von bewaffneten Männern verschleppt worden. Erst Anfang Juni tauchte im Internet ein Video und damit ein erstes Lebenszeichen des gebürtigen Schotten auf. In der vergangenen Woche stellten die Entführer ein weiteres Video online, auf dem Johnston einen angeblichen Sprengstoffgürtel trug. Die Armee des Islams wollte im Austausch für Johnston palästinensische Extremisten freipressen.

Seine Kidnapper hätten wiederholt damit gedroht, ihn zu töten, sagte Johnston auf einer Pressekonferenz. "Die vergangenen 16 Wochen waren die schlimmsten in meinem Leben", sagte der Journalist. Er habe sich gefühlt "wie lebendig begraben". Im ersten Monat seiner Geiselhaft habe er sich in einem Raum mit Tageslicht aufgehalten, danach habe er die Sonne nicht mehr gesehen, weil alle Fenster verdunkelt gewesen seien. Zwei Mal sei er von seinen Entführern an einen anderen Ort gebracht worden.

Johnstons Eltern in Schottland zeigten sich erleichtert und überglücklich über die Freilassung ihres Sohnes. "Das war ein 114 Tage währender Albtraum", sagte sein Vater Graham Johnston.

Erfreut äußerte sich auch die Organisation Reporter ohne Grenzen. Wegen der massiven Drohungen der Geiselnehmer sei die Sorge um Johnston in den vergangenen Wochen immer größer geworden, erklärte die Organisation. Johnston war bis zu seiner Entführung der letzte westliche Journalist, der dauerhaft aus dem Gazastreifen berichtete. Reporter ohne Grenzen appellierte an die Palästinensische Autonomiebehörde, wieder mehr Sicherheit für die Berichterstatter zu schaffen. Seit 2005 seien 15 Journalisten im Gazastreifen entführt worden. In keinem einzigen Fall seien die Kidnapper verhaftet oder verurteilt worden. "Diese generelle Straflosigkeit muss ein Ende haben", forderte die Organisation.

Die israelische Regierung begrüßte Johnstons Freilassung. Israel habe gehofft, dass der Journalist unversehrt freikomme, sagte Sprecher Mark Regev. Ebenso hoffe man weiter auf die Freilassung des vor mehr als einem Jahr entführten Soldaten Gilad Schalit.

Quelle: ntv.de

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